Graveln, Bikepacking und Co. liegen im Trend. Sie sind sogar mehr als ein Trend. In den letzten Jahren entdecken immer mehr Bikerinnen und Biker die Vorteile des Querfeldeinfahrens über Stock und Stein, durch Wald und Wiesen. Falls ihr mehr darüber erfahren möchtet, gibt es hier ein Interview mit Raphael Albrecht. Raphael hob 2020 mit der Orbit360 die erste Gravel-Rennserie Deutschlands aus der Taufe.
Ob ganz sportlich oder eher gemütlich – Bikepacking eignet sich für beides hervorragend. Genau genommen haben das viele von euch bestimmt schon einmal getan. Eine Tour über mehrere Tage? Die altbewährten Vorder- oder Hinterradtaschen, vielleicht Zelt und Isomatte dabei? Na, wiedererkannt?
Altes Thema in neuem Gewand
Mittlerweile hat sich lediglich das Erscheinungsbild etwas erweitert. Es gibt spezielle Taschen für Rahmen, Oberrohr, Lenker und Sättel. Hersteller bieten für Bikepacking-Abenteuer ausgelegte Räder an, auch E-Bikes. Die Distanzen sind etwas angewachsen, weil viele auf einer Art Rennräder unterwegs sind, die breitere Reifen vertragen. Die Anzahl der Reiseutensilien ist gesunken, weil die neuartigen Konzepte etwas weniger Stauraum mitbringen. Die klassischen Fragen des Radreisens stellen sich aber auch beim Bikepacking:
- Was muss mit?
- Was nicht unbedingt?
- Lieber weniger Gepäck und dafür leichter unterwegs?
- Was gehört in welche Tasche?
- Was muss schnell zugänglich sein?
- Verdammt, kein Platz mehr. Wohin mit dem restlichen Kram?!
Zu Vorder- und Hinterradtaschen gibt es inzwischen etliche Alternativen. Das hat auch Vaude erkannt und sein Sortiment um Lenker-, Rahmen- und Satteltaschen erweitert. Diese sind zwar nicht so groß wie die seitlichen Radtaschen, dafür aber windschnittiger gestaltet. Und auch der Style kommt bei den Taschen von Vaude nicht zu kurz. Wie sich die Taschen auf einer Tour schlagen, haben wir – Jochen und befreundete Fahrradenthusiasten – für euch getestet.
Geräumige „Kommandozentrale“
Die Lenkertasche „Trailfront“ wartet mit 19 Liter Packvolumen auf. Maximal 65 Zentimeter lang und jeweils 20 Zentimeter breit und hoch, bringt sie 700 Gramm auf die Waage. An sich besteht sie aus zwei Teilen: einer Halterung und einem Packsack. Die Nähte der Halterung sind solide verarbeitet. Die Gurte sind aus stabilem Material gefertigt. Es gibt keine erkennbaren offenen Schnittkanten. Den zu 100 Prozent wasserdichten Packsack könnt ihr komplett entnehmen. Dies vereinfacht das Packen erheblich. Das Gewebe des Packsacks ist in einem schönen Design gehalten. Die Steckschnallen laufen flüssig. Der Packsack ist von beiden Seiten zugänglich. Ein Klettverschluss an Packsack und Halterung sorgt für ein leichtes Einsetzen.
Als wir die Tasche zum ersten Mal anbringen, geht das anfangs nicht flüssig von der Hand. Kurze Video-Tutorials von Vaude helfen uns aus der Patsche. Die Tutorials sind als QR-Codes auf dem Hängeetikett hinterlegt. Habt ihr erst einmal den Dreh beim Anbringen der Tasche raus, gelingt dies in weniger als einer Minute. Spacer sorgen für freie Schalt- und Bremsgriffe. Die am Lenker aufliegenden Spacer sind aus Kunststoff gefertigt. Das verhindert hässliche Kratzer. Auch ein mobiles Licht, Fahrradklingel und Handy bleiben so leicht zugänglich. Am Lenker montierte, mobile Lichtanlagen leuchten über die Tasche hinweg. Aber Vorsicht: Die Lenkertasche kann mit einer fest installierten Lichtanlage kollidieren. Die Tasche wird über Gurte an der Lenkerstange befestigt. Zieht die Gurte am besten schön straff an, damit die Tasche sauber am Lenker fixiert ist. Eine weitere Klett-Lasche legt ihr um das Steuerrohr.
Etwas für Leichtgewichtiges
Wir platzieren in der Lenkertasche eher leichtes Gepäck, da das Lenkverhalten so leichtgängig bleibt. Isomatte, Schlafsack oder leichte, funktionale Kleidung eignen sich dafür. Schwere Gegenstände wie ein Zelt oder zusätzliche Trinkflaschen würden wir hier nicht verstauen. Maximal solltet ihr die Tasche mit fünf Kilogramm belasten.
Für einzelne Tagestouren nutzen wir gern auch nur die Lenkertasche. Hier kann alles Notwendige an Essen und funktionaler Kleidung für einen Tag untergebracht werden. Auch das Laden von Handy oder Radcomputer ist so während der Fahrt möglich.
Wenn es fix gehen muss
Im Vergleich zur Lenkertasche, weist die Rahmentasche „Trailframe“ mit acht Litern weniger Packvolumen auf. Sie ist mit 180 Gramm deutlich leichter. An der Oberseite sorgt ein geklebter wasserdichter Reißverschluss dafür, dass der ganze Inhalt trocken bleibt. Über den Reißverschluss gelangt ihr fix an Handy, Geldbeutel, Sonnenbrille, kleine Snacks und Ähnliches. Das Öffnen des Reißverschlusses während der Fahrt ist jedoch etwas tricky. Mitunter funktioniert das recht hakelig.
Die acht Liter an Packvolumen klingen zunächst nach viel Stauraum. Jedoch solltet ihr die Rahmentasche nicht vollstopfen. Wird sie zu sehr „aufgeplustert“, reibt die Außenseite der Tasche an euren Oberschenkeln. Das nervt ganz schnell während der Fahrt.
Passt, passt nicht, passt …
Für die Tests von Rahmentasche und Co. nutzen wir unter anderem unser E-Bike von Geero. Wir finden: Die Taschen stehen unserem Geero eBike hervorragend 😉
Geero ist eine urbane Pedelec-Marke aus Graz. Ein 45 Newtonmeter starker Heckmotor führt uns dabei durchs Alpenvorland in Baden-Württemberg. Mit 440 Wattstunden und nur 18 Kilogramm Eigengewicht legen wir so an einem Tag etliche Kilometer zurück. Am Herrenrahmen mit 54 Zentimetern passt die Rahmentasche perfekt in das Dreieck von Oberrohr, Unterrohr und Sattelrohr. Ihr fixiert sie mit zwei Gurten am Oberrohr. Zum Anbringen an Unterrohr und Sattelrohr dienen einfachere Klettverschlüsse. Insgesamt hält die Rahmentasche so während der Fahrt sicher im Rahmendreieck.
An anderen Fahrrädern ist weitaus weniger Platz, so auch an unserem Gravelbike von Rondo. Hier kollidiert die Rahmentasche mit zwei Flaschenhaltern. Auch deshalb befüllen wir die Rahmentasche nicht komplett. So erreichen wir die Trinkflaschen noch halbwegs unproblematisch.
Halb Tasche, halb Schutzblech
Zum Bikepacking-Programm von Vaude gehört außerdem eine Satteltasche namens „Trailsaddle“. Wenig überraschend kommt diese hinter den Sattel und schwebt dann frei über dem Hinterrad. So dient sie gleichzeitig als Spritzschutz beziehungsweise „Ass-Saver“ 😉
Die Trailsaddle wird am Sitzrohr über zwei Gurte befestigt. In die Satteltasche passen bis zu zwölf Liter Gepäck. Je nachdem, was ihr alles dort hineinpackt, wächst diese hinter dem Sattelrohr schräg nach oben. Die Größe bestimmt ihr also letztendlich selbst. Maximal ragt sie einen halben Meter vom Sattelrohr ab. Höhe und Breite betragen ungefähr 20 Zentimeter.
Kein unnötiges Geschwänzel bitte
Das Anbringen der Tasche ist relativ einfach. Zuerst zieht ihr die Gurte am Sattelrohr gut fest. Mit „gut“ meinen wir in diesem Falle wirklich stark. Ansonsten wackelt die Satteltasche im Wiegetritt wie ein neugieriges Hundeschwänzchen hin und her 😉 Am besten bereits öffnet ihr schon jetzt alle Steckschnallen der Halterung und lockert Zugbänder und Riemen. Umso leichter passt später die Tasche, oder besser gesagt der Sack, in die Halterung.
Denn auch bei der Trailsaddle gibt es einen separaten wasserdichten Packsack. Dessen Nähte sind geklebt und nicht genäht. Schwere Gegenstände solltet ihr darin zuerst verstauen. Später sind sie dann möglichst nah am Sattelrohr und beeinflussen das Fahrgefühl nicht übermäßig. Bei uns traf das zum Beispiel auf Werkzeug und zusätzliche Trinkflaschen zu. Darauf kann leichteres Gepäck folgen. Kontrolliert während des Befüllens immer mal, ob der Packsack noch in die Halterung passt. Nach ein paar Touren habt ihr genügend Routine und könnt viel besser abschätzen, was alles passt – und was nicht. Maximal drei Kilogramm dürfen die Utensilien in der Satteltasche wiegen. Sie selbst bringt 350 Gramm mit. Auch deshalb ist es besser, wenn ihr schwere Gegenstände sattelrohrnah platziert. Am Ende presst ihr den Packsack dank der Zuggurte schön knackig in die Halterung hinein.
Für uns ist auch die alleinige Nutzung der Satteltasche denkbar. Proviant und weiteres Gepäck für einen ganzen Tag finden darin problemlos Platz. Wer von euch Tagestouren unternimmt, ist damit gut aufgestellt. Da die Satteltasche mitwächst, seid ihr unterwegs ausreichend flexibel.
Widerstandsfähiges Dreigestirn
Insgesamt bringt ihr in den drei Taschen von Vaude knapp 40 Liter an Gepäck unter. Das entspricht einem mittelgroßen Wanderrucksack. Für einen mehrtätigen Ausflug sollten die Taschen ausreichen. Kommt natürlich darauf an, wie viel Luxus ihr euch gönnt. Beim Packen solltet ihr abwägen, was wirklich notwendig ist und was in die Kategorie „Brauch ich das wirklich?“ fällt. Weniger Gewicht ist beim vielen Reisen mehr. Euer Akku stimmt euch in diesem Punkt bestimmt zu. Und auch das Fahrgefühl kann unter zu viel Gepäck leiden. Achtet deshalb beim Packen auf eine ausgewogene Gewichtsverteilung. Schwere Gepäckstücke in der Lenkertasche können wir nicht empfehlen. Diese sind direkt hinter dem Sattel wesentlich besser aufgehoben.
Grundsätzlich sind wir von der Qualität der Vaude-Taschen überzeugt. Das Hauptmaterial besteht aus 100 Prozent Polyamid. Diesen Stoff kennzeichnen eine gute Robustheit und Festigkeit. Weiterhin sind alle Taschen mit einer Polyurethan-Beschichtung versehen. Im Resultat profitiert ihr von einer hohen Langlebigkeit. Die Nähte sind bei allen Taschen gut verarbeitet. An Halterungen und Stellen mit viel Zugkraft sind sie teilweise mehrfach verstärkt. Auch die Nahtführung lässt keine Fehler erkennen. Im Normalfall dürftet ihr euch für eine lange Zeit auf diese Taschen verlassen können.
Ihr schlichtes Design finden wir wirklich gelungen. Alle Taschen sind bei uns einheitlich Schwarz. Daneben könnt ihr euch für eine weitere Farbvariante mit Neongrün und Schwarz entscheiden. Reflektierende Marker finden sich auf allen Taschen – aus unserer Warte für eine gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr wirklich wichtig!
Kopf-an-Kopf-Rennen untereinander
Wem schon eine einzige Packtasche genügt, empfehlen wir die Satteltasche Trailsaddle. Mit zwölf Litern Packvolumen liegt sie zwischen Trailfront und Trailframe. Auch beim Anbringen konnte die Satteltasche bei uns punkten. Deutlich mehr Zeit müsst ihr für Lenker- und Rahmentasche einrechnen. Die Zugänglichkeit finden wir bei der Satteltasche und der Rahmentasche gut gelöst. Gerade die Rahmentasche mit wasserdichtem Reißverschluss konnte uns in diesem Punkt überzeugen. Wichtig bei allen Taschen ist, dass ihr die Gurte straff anzieht. Dies gilt jedoch insbesondere für die Satteltasche.
An Lenker-, Rahmen- und Satteltasche kommen Bikepacker nicht vorbei. Wer Geschmack an dieser Art des Reisens findet und größere Pläne schmiedet, kann die drei Taschen als eine Art Grundstock verstehen. Wenn es euch für längere Trips in andere Länder und Kontinente zieht, werdet ihr um weitere nützliche Begleiter nicht umhinkommen, wie etwa:
- Oberrohrtaschen
- Unterrohrtaschen
- Gabeltaschen
- kleine Radtaschen an Vorder- und Hinterrad
So grün kann Bikepacking sein
Neben den harten Fakten überzeugt uns der Wille, mit dem Vaude das Thema Nachhaltigkeit angeht. Das Unternehmen nimmt seit langem eine Art Vorreiterrolle in der Textilbranche ein. Wo immer möglich, werden umweltfreundliche Materialien und nachhaltige Technologien eingesetzt. So gehört Vaude zu den Gründungsmitgliedern des Siegels „Grüner Knopf“. Das Siegel ist das erste staatlich überwachte Siegel für sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Textilien. Dieses deckt sich in vielen Punkten mit dem hauseigenen Siegel „Green Shape“ von Vaude. Produkte mit diesem Kennzeichen werden unter hohen Sozial- und Umweltstandards hergestellt. Alle Artikel von Vaude mit Grünem Knopf findet ihr hier. Auch die Bikepacking-Taschen sind mit dem Grünen Knopf versehen. Vaude ist außerdem Teil der „Fair Wear Foundation“. Die Fair Wear Foundation hat zum Ziel, Arbeitsbedingungen in der Textilbranche weltweit zu verbessern.
Produziert werden die Taschen in Deutschland und Vietnam. Auch in Asien achtet Vaude darauf, den Arbeitern hohe Lebensstandards zu ermöglichen. Hierzu gehören beispielsweise faire Arbeitslöhne und hohe Arbeitsschutzstandards.
Auf kaputt folgt neu
Großen Wert legt Vaude zudem auf die Reparierbarkeit seiner Produkte. Reparieren statt wegwerfen lautet hier die Devise! Zu diesem Zweck bietet der Hersteller einen günstigen Reparaturservice an, falls etwa Steckschnallen oder sonstige Halterungen kaputtgehen. Ihr könnt mit eurem Vaude-Produkt in einen entsprechenden Laden gehen und dieses vorzeigen. Wir haben dies bereits in Anspruch genommen und so für den Austausch von beschädigten Steckschnallen weniger als zehn Euro bezahlt. Ist also wesentlich günstiger als ein neues Produkt zu kaufen.
Alle Packsäcke der Bikepacking-Taschen sind außerdem mit Eco Finish überzogen. Eco Finish wird auf den Oberstoff des Produktes aufgebracht. Regentropfen perlen so ab. Der Schutz verzichtet gänzlich auf umweltschädliche Fluorcarbone (PFC).
Apropos Umweltbilanz
Beim Blick auf das ganze Drumherum der Taschen fällt auf, dass selbst Vaude noch Potential hat und einige Papierverpackungen einsparen könnte. Hängeetiketten und sonstiges Verpackungsmaterial ergeben am Ende noch einigen Müll. Im Vergleich zu anderen Herstellern ist das jedoch wirklich top! Das verwendete Verpackungsmaterial wird größtenteils aus recyceltem Altpapier gewonnen. Alle Verpackungsmaterialien der Taschen und Bekleidungsstücke könnt ihr in den Stoffkreislauf zurückführen. Plastikverpackungen kommen bei unseren bestellten Waren erst gar nicht vor. Auch in puncto Müllvermeidung ist Vaude ein Vorreiter! Falls ihr mehr dazu erfahren wollt, könnt ihr euch hier den Nachhaltigkeitsbericht von Vaude anschauen.
Bilder: Elektrofahrrad24, Vaude