Update 6. September 2021
1. Scott Patron eRide 2022: Abgefahren oder abwegig?
2. Scott Axis eRide Evo: Aus soft wird hart
3. Scott Sub eRide Evo: Pendeln wird noch angenehmer
1. Scott Patron eRide 2022: Abgefahren oder abwegig?
Bekanntermaßen liegt manchmal nur ein schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Ok, so krass sind die Gegensätze in diesem Falle vielleicht nicht. Aber am neuen Patron eRide von Scott werden sich so manche Geister scheiden. Der Hersteller hat etwas getan, was in den Augen einiger von euch womöglich einem Tabubruch nahekommt – der Dämpfer dieses vollgefederten E-Mountainbikes ist komplett im Rahmen integriert.
„Ungewöhnlich“ gehört da eventuell noch zu neutralsten Worten, die manchen von euch bei einem solchen Anblick in den Kopf kommen dürften. Anders wirkt das mit Sicherheit. In der Regel ist der Dämpfer eines der Elemente, an die Mountainbikerinnen und Mountainbiker öfter heranwollen und müssen. Die Federung will regelmäßig gepflegt und gewartet werden. Zudem bieten viele Modelle diverse Einstellmöglichkeiten, sodass auch der Probier- und Spielfaktor nicht zu vergessen ist.
Der etwas komplexere Schmutzfänger
Mit der Integration kann so mancher Griff zum Dämpfer natürlich potentiell wegfallen. Auch wenn das Element bestimmt nicht komplett vakuumgeschützt im Rahmen steckt, so wird schätzungsweise doch der größte Teil des Schmutzes aufgrund des unüblichen Designs an ihm vorbeigehen. Und nach einem schlammigen Ausritt könnte es für viele eine Erleichterung sein, beim anschließenden Putzen künftig einiges an Zeit zu sparen.
Nicht zu leugnen ist gleichzeitig die optische Wirkung, die ein Dämpfer an vielen Mountainbikes hat. Allein dessen Konstruktion – ob nun mit Luftkammer oder Spiralfeder – lässt manches technikverliebte Herz höherschlagen. Aus unterschiedlichen Metallen bestehend, kommt im wahrsten Sinne des Wortes ein zusätzlicher Glanz ans Bike. Oftmals wird der Bereich ebenfalls von der ihn umgebenden Lackierung betont.
Interessanterweise zählt Design zu den ausschlaggebenden Gründen, warum Scott am Patron eRide den Schritt der Integration gegangen ist. Nach Aussage des Herstellers entsteht durch den eigenwilligen Ansatz entscheidender Platz für andere Elemente. Gemeint sind in erster Linie Motor, Akku und Raum für das Anbringen einer Wasserflasche am Unterrohr. Letzteres gilt bei einem E-Fully wie diesem fast schon als Luxus.
Die zentrale Frage
Unter dem Strich gibt es jedoch nur einen entscheidenden Gradmesser bei der Beurteilung dieses Features: Funktioniert der integrierte Dämpfer mindestens genauso gut wie ein gewöhnlicher? Die finale Antwort darauf kann nur das Fahrerlebnis liefern. Bezogen auf uns, steht das noch aus. Von der Ferne aus betrachtet, stehen die Zeichen dafür jedoch sehr gut. Scott spendiert dem Patron eRide 160 Millimeter an Federweg für den Hinterbau. Vorn sind es genauso viel. Damit bewegen wir uns gefühlt genau in der Mitte zwischen Trail- und Endurosegment.
Zwar ist der Dämpfer baulich abgetrennt, funktional aber komplett angebunden. Mithilfe des TwinLoc-Systems von Scott lassen sich die Charakteristik des Fahrwerks als auch die Geometrie des Bikes per Daumendruck über die Fernbedienung vom Lenker aus verändern. Ausschlaggebend dafür ist das Gelände, in dem ihr gerade unterwegs seid beziehungsweise die Fahrsituation, sprich im Anstieg, in der Abfahrt oder auf eher ebenen Abschnitten.
Besondere Luftkühlung für den Motor
Aus der integrierten hinteren Federung resultiert eine augenscheinlich ebenfalls ganz eigene Lage des Motors im Rahmen. Scott hat den Motor vertikal angeordnet und um 46 Grad gedreht. In dieser Stellung wird er von unten gestützt. Dabei liegt der obere Teil des Motors frei. Beim Fahren entstehende Wärme kann so ähnlich wie bei dem Sog innerhalb eines Schornsteins nach oben entweichen. Gleichzeitig unterstützen Löcher im Motorcover den Wärmeaustausch.
Auffällig ist der große Abstand zwischen Tretlager und Boden. Gut möglich, dass dieser ebenfalls mit dieser Motoranordnung zusammenhängt. Das sieht nach reichlich Freiheit aus. Vor allem bei technisch anspruchsvollen Fahrten durch extrem verblocktes Gelände dürfte sich dies als Vorteil erweisen.
Einfallsreiche Arbeit an Details
Mit Blick auf die Integration des im Unterrohr integrierten Akkus greift Scott erneut zu einer eigenen Lösung. Der Rahmen des komplett neuen Modells besteht aus Carbon. Damit der Akku die Rahmenwände nicht beschädigen kann, hat der Hersteller in das Rahmenrohr einfach ein zweites Rohr eingepasst. Darin wird der PowerTube 750 Bosch eingeschoben. Das soll entsprechend reibungslos funktionieren. Klingt auf alle Fälle aufgeräumt.
Ähnlich übersichtlich geht es im Cockpit zu. Sämtliche Kabel treten erst knapp unterhalb des Lenkers aus dem Rahmen hervor. Der Lenker selbst verschmilzt mit dem Vorbau zu einer einteiligen Kombination, dem Synchros Hixon ic SL.
Als eine Art verstecktes Gimmick findet sich ein im Rahmen vorsorglich verlegtes Lichtkabel. Gedacht ist es für das Betreiben eines Frontscheinwerfers am Lenker. Die dafür nötige Steckverbindung besitzt das Kabel bereits. Gespeist wird das Licht später vom Akku des E-Bikes. Bei der Serienausstattung schon inbegriffen sind hingegen zwei kleine LED-Leuchten an den Streben des Hinterbaus. Gleiches gilt für zwei kleine Schutzbleche für vorn und hinten. Diese sind ausschließlich für das Patron eRide produziert worden.
Vielseitiges Gesamtpaket
Überhaupt schenkt Scott dem Thema Alltagstauglichkeit an diesem E-Bike recht große Beachtung. Es ist ziemlich selten, dass sich an einem vollwertigen Trail-E-Mountainbike Zubehör wie Fahrradständer, größere Schutzbleche für hinten, Gepäckträger oder Kamerahalterungen über Aufnahmen am Rahmen montieren lässt.
Die übrige Geschichte des Bikes ist schnell erzählt. Beim Patron handelt es sich um eine völlige Neuheit im Sortiment von Scott. Es schiebt sich zwischen das eindeutig auf Enduro ausgelegte Ransom eRide und das klassische Trail-E-Bike Strike eRide. Und um gleich richtig Eindruck zu schinden, ist es natürlich mit dem neuesten Antrieb aus dem Hause Bosch ausgestattet, dem Bosch Smart System. Sämtliche Federelemente sowie Bremsen und Schaltkomponenten sind je nach Modell in den Abstufungen „richtig lecker“ bis „absolut zuverlässig“ verbaut.
Scott Patron eRide 2022 im Überblick
- Varianten: Patron eRide 900 Ultimate, Patron eRide 900 Tuned, Patron eRide 900, Patron eRide 910, Patron eRide 920
- Motor: Bosch Performance Line CX
- Akku: Bosch PowerTube 750
- Display: Bosch Kiox 300
- Federgabel: Fox 38 Float Factory Air, Fox 38 Performance Elite Air, RockShox Domain Air
- Antrieb: Sram XX1 Eagle AXS, Sram X01 Eagle, Shimano Deore XT
Bremsen: Shimano MT9120, Shimano MT8120, Shimano MT7120, Shimano MT520 - Maximal zugelassenes Gesamtgewicht: 128 kg
Lobend zu erwähnen bleibt aus unserer Sicht, dass neben den insgesamt fünf Modellen des Patron eRide zeitglich noch zwei Versionen des Contessa Patron eRide auf den Markt kommen. Auf die trifft alles zuvor Gesagte in gleichem Maße zu. Daher lohnt sich an dieser Stelle keine Wiederholung. Einzige Ausnahme ist der Hinweis auf kleinere Details, mit denen die Contessa-Modelle speziell auf die Anforderungen von E-Bikerinnen zugeschnitten sind. Dazu zählen etwa die Länge der Kurbeln oder die Wahl der Sättel. Und die elektronische Schaltung wird der holden Weiblichkeit vorenthalten – für uns der einzige Zug von Scott, den wir nicht wirklich nachvollziehen können.
Contessa Patron eRide 2022 im Überblick
- Varianten: Patron eRide 900, Patron eRide 910
- Motor: Bosch Performance Line CX
- Akku: Bosch PowerTube 750
- Display: Bosch Kiox 300
- Federgabel: Fox 38 Performance Elite Air, RockShox Domain Air
- Antrieb: Shimano Deore XT
- Bremsen: Shimano MT8120, Shimano MT520
- Maximal zugelassenes Gesamtgewicht: 128 kg
Laut Scott soll das Patron eRide sowohl als Scott Patron eRide als auch als Contessa Patron eRide ab November 2021 in Onlineshops und Läden erhältlich sein.
Originalbeitrag vom 1. September 2021
Scott startet eher etwas gemütlich in die Saison 2022. Das gilt sowohl für die Anzahl als auch die Art der Neuheiten. Nach den bisherigen Erfahrungen spricht das eher dafür, dass das in der Schweiz ansässige Unternehmen noch das eine oder andere Ass im Ärmel hat und das später ausspielen möchte. Wenn ihr also das E-Bike euer Träume nicht direkt entdeckt, könnte sich das Warten in diesem Falle durchaus lohnen.
2. Scott Axis eRide Evo: Aus soft wird hart
Alle, die besser vertraut mit dem Hersteller sind, haben das Axis eRide Evo bisher als vollgefedertes SUV-E-Bike abgespeichert. Die Datei muss mit der neuen Saison überschrieben werden. Der gefederte Hinterbau ist anscheinend verloren gegangen. Bisher schon immer von Scott als eine Art Hybrid ausgelegt, verschiebt sich die Gewichtung aktuell eindeutig in Richtung urbanes Langstreckenfahrrad. Das signalisiert auch der Namenszusatz „Tour“ bei zwei der neuen Modelle.
Hauptgrund für diese konzeptionelle Änderung war vermutlich die Integration des neuen Bosch Antriebes mit der größeren Akkukapazität. Hinzukommt der Griff zu der robusten, ausdauernden Linkgllide-Gruppe von Shimano. Was bleibt, ist ein weiterhin komplett ausgestattetes Bike, das sowohl in der Stadt als auch bei Ausfahrten abseits befestigter Wege eine gute Figur abgibt. Sinnbild dieses Kompromisses sind beispielsweise die G-One Allround von Schwalbe. Die Reifen haben ein enorm breites Einsatzgebiet und passen damit hervorragend zum neuen Axis eRide Evo. Erst recht in der hier verbauten Breite von 57 Millimetern.
Noch einmal acht Millimeter mehr bekommt ihr beim Axis eRide Evo Men von Scott. Im Gegenzug fallen mit dem „Tour“-Zusatz aber auch Schutzbleche, Gepäckträger, Beleuchtung und Seitenständer weg. Das Ergebnis ist ein sportliches Hardtail auf 29-Zoll-Reifen, mit 120 Millimetern Federweg und einer 12-fach-Kassette.
Scott Axis eRide Evo 2022 im Überblick
- Varianten: Axis eRide Evo Tour Men, Axis eRide Evo Tour Lady, Axis eRide Evo Men
- Motor: Bosch Performance Line CX
- Akku: Bosch PowerTube 750
- Display: Bosch Kiox 300
- Federgabel: SR Suntour XCR34 Air
- Antrieb: Shimano Deore XT
- Bremsen: Shimano MT520
- Maximal zugelassenes Gesamtgewicht: 128 kg
3. Scott Sub eRide Evo: Pendeln wird noch angenehmer
In der Produktreihe der Axis eRide-Modelle behält Scott weiterhin Bikes im Programm, die auf dem bisherigen Standardantrieben von Bosch basieren. Dieses Vorgehen setzt sich in der Gruppe der Sub eRide- Bikes fort. An sich leuchtet diese Strategie absolut ein. Der Hersteller möchte natürlich in einer der auflagenstärksten Produktreihen mit der neuesten Technologie von Bosch aufwarten können. Gleichzeitig wäre es übertrieben, die komplette Reihe komplett umzustoßen.
So tritt Scott in der Saison 2022 in diesem Segment mit zwei Neuheiten an. Diese bieten neben dem Update von Bosch zusätzlich Shimanos Linkglide-Gruppe. Ansonsten hat der Hersteller Details verändert. Dank eines neuen Vorbaus sind nun alle Kabel am Rahmen vollständig innen verlegt. Das wirkt äußerst übersichtlich und lässt sich die Linienführung des Rahmens in Reinform hervortreten. Entsprechend deutlich zeichnet sich etwa die sehr hoch angesetzte Kettenstrebe ab. Sie verleiht dem Rahmen des Bikes zusätzliche Stabilität. Nach eigener Aussage hat Scott die Rahmengeometrie insgesamt auf eine aktiv und gleichzeitig komfortable Sitzposition ausgelegt. Bei einem Fahrrad, das stark auf das Pendeln im urbanen Umfeld abzielt, sicher der richtige Ansatz.
Angesichts der restlichen Ausstattung drängt sich hier ein Vergleich zum Sub Sport eRide auf. Dem ähnelt es vom Niveau her am meisten, wobei das Sub eRide Evo etwas darüber eingeordnet werden kann. Einziger Wermutstropfen: Vom Neuling für 2022 gibt es leider keinen Tiefeinsteiger.
Scott Sub eRide Evo 2022 im Überblick
- Varianten: Sub eRide Evo Men, Sub eRide Evo Lady
- Motor: Bosch Performance Line CX
- Akku: Bosch PowerTube 750
- Display: Bosch Kiox 300
- Federgabel: SR Suntour Mobie 25 Coil
- Antrieb: Shimano Deore XT
- Bremsen: Shimano MT400
- Maximal zugelassenes Gesamtgewicht: 128 kg
Bilder: Scott Sports SA
Hallo liebe Scott-Freunde!
Bin seid 3 Jahren Besitzer eines Scott E-Genius 710. Hatte bis vor 1 Mo. sehr viel Freude damit. Leide wurde ich sehr enttäuscht, als nach nicht einmal 3 Jahren und ca. 8ooo km der Motor seinen Geist aufgab. Repariert wird da nicht, neuer Motor muss her. Obwohl wahrscheinlich nur ein Chip Defekt vorliegt, der irgendwo in Fernost produziert wird. Der Motor ( Shimano) ist z.Z. nicht lieferbar. Wann? Steht in den Sternen.
Meine Vermutung ist : Die Scott- Produzenten haben daraus hoffentlich gelernt und verbauen Bosch Motoren.
Zum 2den Kritik Punkt: Die neue, gewöhnungsbedürftige Motor Stellung hat schon einen Grund, die Bodenfreiheit der bisherigen Motoren war sehr tief. Pedalen und Motor Unterseite haben durch Wurzeln und Steine sehr gelitten.
Trotz dieser Probleme werde ich mir, sobald lieferbar, wieder ein Scott Radl (MTB) kaufen, da es einfach eine große Freude ist damit in der Natur, speziell auf den Bergen, unterwegs zu sein.
Hermann aus Graz
die sehen ja schrecklich aus (Anordnung Motor).
Die Konkurrenz bekam das mit dem 750 Watt Akku wesentlich eleganter hin.