Die Komplettanbieter im E-Bike-Sektor wie Bosch, Giant, Shimano und Co. bekommen Konkurrenz. Schon im kommenden Jahr möchte Amprio, hundertprozentige Tochtergesellschaft von Rheinmetal Automotive, sein eigenes E-Bike-Antriebssystem auf den Markt bringen. Angedacht ist ein ganzheitliches System aus Motor, Akku und Display. Geplant sind außerdem eine App und eine Webseite, um alle Komponenten schlüssig miteinander zu vernetzen.
Erfinderisches Trio
Die Idee dazu entstand innerhalb der Belegschaft des Rheinmetall-Konzerns. Drei E-Bike-begeisterte Mitarbeiter präsentierten 2016 bei den unternehmensinternen Rheinmetall Intrapreneur Awards ihre Vision eines eigenen Antriebes. Sie gewannen nicht nur den Award, sondern gründeten anschließend auch Amprio. Auf der Eurobike 2019 verrieten dort gezeigte Konzepträder bereits die Ausrichtung auf E-Mountainbikes und Trekking E-Bikes.
Tatsächlich hat Amprio auf verschiedenen Kanälen bereits erste Details des Systems genannt. Das ist bisher bekannt:
- zylindrischer Akku mit Spannung von 48 V
- in mindestens einer Version schnellladefähig
- Größe der Einzelzellen 21 × 70 mm
- Tretlagerwelle rund zehn Millimeter kürzer als die vieler Mitbewerber
- Motor mit entsprechend geringeren Q-Faktor
- Motorgewicht wohl unter drei Kilogramm
- Drehmoment bei 80 Newtonmetern
- erste Generation des Antriebs tendiert in Richtung Pedelec-Power- und Sport-Segment
Nächste Stufe in Sachen Fahrgefühl?
Laut eigener Aussagen legt Amprio viel Wert auf ein harmonisches Fahrgefühl. Referenzpunkt dafür soll nicht alleinig der auf das Pedal einwirkende Kraftaufwand sein. Nils Kohn, Entwickler bei Amprio, kündigt ein dynamischeres Verhalten an. Das soll sich auf eine breiteren Datenbasis stützen. In einem Blogbeitrag kündigt er an, „verschiedene Sensorinformationen“ in die Berechnung des jeweiligen Unterstützungsmodus einfließen zu lassen. „Und daraus leitet es dann ab, ob ein Fahrer gerade mehr oder weniger Kraft braucht. Es geht also aktiv auf die Situation und den Fahrer ein“, so Kohn.
Hintergrund: Konzernmutter ist Deutschlands größter Waffenproduzent
Als Tochtergesellschaft von Rheinmetall Automotive gehört die Amprio GmbH zur Rheinmetall Group. Deren umsatzstärkstes Geschäftsfeld ist das Rüstungsgeschäft. Rheinmetall Defence erzielte 2019 einen Umsatz von rund 3,5 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 9,4 Prozent im Vergleich zu 2018. Im selben Zeitraum sank der Umsatz von Rheinmetall Automotive um 6,6 Prozent von rund 2,9 Millionen Euro auf rund 2,7 Millionen Euro. Laut Handelsblatt bleibt das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf damit der größte deutsche Rüstungskonzern. Im weltweiten Ranking rangierte es 2019 auf Platz 22.
Seit Februar 2020 erfolgt die Entwicklung des E-Bike-Antriebs von Amprio vom Werk Pierburg in Neuss aus.
Bilder: Rheinmetall Automotive