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Neuer Nabenmotor von Branchen-Neuling Linear Labs

E-Motor M200 von Linear Labs

Die Beliebtheitswerte für E-Bikes in der Gesellschaft haben 2020 bisher ungeahnte Höhen erreicht. Gleichzeitig entdecken immer mehr Unternehmen diese Branche als eine für sie wirtschaftlich interessante. Mit Linear Labs kündigt jetzt ein zweiter ernstzunehmender Akteur an, als eigenständiger Motorenhersteller in den Markt einzusteigen. Im Mai hatte die Rheinmetall-Tochter Amprio bekannt gegeben, 2021 eine Komplettlösung mit Motor, Akku und Display anbieten zu wollen. Nun stellt Linear Labs den M200 vor – einen Nabenmotor, dessen Performance unter den bisherigen Playern für einige Aufregung sorgen kann.

Motor für E-Bikes und mehr

„Wir werden einen Plug-and-Play-Motor produzieren, der ohne große Verpflichtungen in kleineren Stückzahlen hergestellt werden kann“, sagt Brad Hunstable, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Linear Labs. „Der Motor eignet sich für den Einsatz in E-Scootern, Golf-Carts, E-Bikes, autonomen Roboter oder jede andere Anwendung auf der letzten Meile.“ Das Unternehmen aus den USA verfügt über umfangreiche einschlägige Erfahrungen. Unter einem White Label fertigte es bereits Motoren für Automobile, Klimasysteme und andere industrielle Anwendungen. Ab September möchte Linear Labs unter eigener Flagge den drehmomentstarken M200 für den serienmäßigen Einsatz in Serie produzieren. Laut eigener Aussagen gebe es bereits massives Kundeninteresse. Bis Ende 2021 werde man voraussichtlich mindestens 100.000 Stück fertigen und ausliefern.

Ganz eigene Kreation

Der Nabenmotor für E-Bikes basiert auf der Hunstable Electric Turbine (HET)-Technologie. Entwickelt hat diese Fred Hunstable, Vater von Firmenchef Brad. Bei diesen Elektromotoren ist der Stator von einem magnetischen Tunnel umgeben. Innerhalb des Tunnels wird ein dreidimensionaler Magnetfluss erzeugt. Dieser kombiniert Axialfluss- und Radialflussmuster miteinander. Ein Resultat dieser Konstruktion ist ein Drehmoment, das an allen Positionen maximal ausfällt. Bei konventionell aufgebauten Elektromotoren erreicht das Drehmoment nur an einem einzigen Punkt seinen optimalen Wert – nämlich, wenn es sich einem Magnetpol nähert.

Das Konzentrieren des Magnetflusses bei der HET-Technologie innerhalb des Motors maximiert die Drehmomenterzeugung. Eine besondere Stärke des Motors liegt in der Erzeugung eines hohen Drehmoments bei niedrigen Drehzahlen. Zudem könne der M200 im Vergleich zu Konkurrenzmotoren das gleiche Drehmoment bei halber Baugröße erzeugen.

Verschieden leistungsstarke Magnete

Von dem Motor gibt es derzeit zwei Ausführungen. Die teurere Variante M200 N50H enthält Neodym-Magnete. Sie ermöglicht die Umsetzung eines maximalen Drehmoments bei gleichzeitig geringster Baugröße. Ganz konkret bedeutet das einen Durchmesser von 220 Millimetern bei einem Gewicht von vier Kilogramm. Das Ausgangsdrehmoment gibt Linear Labs mit 65 Newtonmetern an. In der Spitze würden sogar 100 Newtonmeter erreicht.

Günstiger aber auch deutlich weniger performant ist der M200 Y40. In dieser Ausführung sind Ferrit-Magnete verbaut. Bei identischem Durchmesser liegt das Gewicht mit 3,7 Kilogramm nur leicht unter dem des leistungsstärkeren Modells. Das Ausgangsdrehmoment von 25 Newtonmetern kann auf 40 Newtonmeter in der Spitze steigen.

Blubber, blubber

Kleiner Funfact am Rande: Um zu beweisen, wie viel der M200 abhalten kann, hat Linear Labs ihn in einem Video unter Wasser aktiviert. Das Aggregat zeigt sich völlig unbeeindruckt und rotiert lässig weiter. Das gilt zumindest für die zehn Sekunden, die der Ausschnitt dauert. Das Unternehmen will dadurch an sich nur verdeutlichen, dass es tatsächlich auch Schiffsanwendungen in Betracht zieht. Aber eventuell gibt es demnächst ein E-Bike, mit dem ihr problemlos flaches Wasser durchqueren könnt. Vorausgesetzt, die restlichen strombetriebenen Komponenten sind ähnlich robust.

Hintergrund: Zwei Generationen, eine Idee

Linear Labs kann getrost als reines Vater-Sohn-Projekt bezeichnet werden. Vater Fred hat lange Jahr im Bereich der Atomkraftwerke gearbeitet. Sohn Brad entwickelte Ustream, eine Internet-Streaming-Anwendung vergleichbar mit Facebook Live. Der Verkauf an IBM spülte 150 Millionen Dollar in die Familienkasse. 2014 gründeten die beiden Hunstables dann ihr Unternehmen für intelligente Elektromotoren. Um die Produktion jetzt zu automatisieren, schoss die texanische Stadt Fort Worth als Heimatstadt von Linear Lab fast 70 Millionen US-Dollar an Fördergeldern zu.

 

Bilder: Linear Labs LLC

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