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Fox E-Live Valve: Präzise bis zur vierten Stelle nach dem Komma

Elektronisch gesteuertes Federsystem Fox E-Live Valve für E-Bikes

Mit etwas Verspätung hat Fox jetzt sein elektronisch gesteuertes Federsystem für E-Bikes präsentiert. Eigentlich sollten schon im Frühjahr 2020 die ersten E-Mountainbikes mit dem Fox E-Live Valve auf den Markt kommen. Wie bei so vielen Terminen hat die Coronapandemie aber auch hier den US-Amerikanern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Das braucht eure Vorfreude jedoch nicht schmälern. Denn für die Adaption an das E-Bike hat Fox das System in einigen Details sinnvoll verbessert. Beim Launch des Live Valve-Systems 2018 erfolgte die Stromversorgung notgedrungen noch über einen eigenständigen Akku. Für die Entwicklung der E-Bike-Variante hat sich Fox mit Bosch zusammengetan. Ein Ergebnis dessen ist die direkte Kopplung an den Akku des E-Bikes. Auf eine zweite Energiequelle wird also verzichtet. Kleiner Wermutstropfen dieser Lösung: Sobald ihr euren Akku leer gefahren habt, verabschiedet sich E-Live Valve und die Einstellung eures Federungssystems liegt wieder ausschließlich in euren Händen.

Fahrdaten im Tausendstel-Takt

Ansonsten ist die Hardware weitgehend deckungsgleich mit der für die herkömmlichen Bikes. Es gibt zwei Beschleunigungssensoren – einen an der Rückseite der Gabelbrücke und einen nahe der Hinterradnabe. Beide ermitteln die am jeweiligen Punkt auftretende Beschleunigung. Diese Daten fließen über intern verlegte Kabel mit einer Rate von 1.000 Hz an den Controller. Das ist sozusagen die Schaltzentrale des Federsystems. In ihm befindet sich zudem ein 3D-Sensor. Damit erfasst E-Live Valve die Topographie der Umgebung.

 

Warum ist das so wichtig? Ganz klar. So passt das System das Verhalten von Federgabel und Hinterbaudämpfer automatisch an das Terrain an, in dem ihr gerade fahrt. Jeder manuelle Eingriff wird überflüssig. Dieser Interaktion der Sensoren mit dem Federsystem am Bike führt zum Beispiel dazu, dass das System direkt in den Downhill-Modus wechselt, sobald sich euer Vorderrad in einem bestimmten Grad tiefer als das Hinterrad befindet. Sprünge und Flugphasen werden ebenfalls erkannt. In der Folge öffnet sich die Dämpfung, damit ihr möglichst sanft landet. Im Gegensatz dazu sorgt E-Live Valve für eine entsprechend straffe Abstimmung, sobald die Sensoren melden, dass ihr bergauf radelt. So seid ihr stets effizient und sicher unterwegs.

Ventil beim Fox E-Live Valve

Spezielle Magnete regeln den Ölfluss innerhalb weniger Sekundenbruchteile

Zwischen fünf Fahrmodi wählen und alle individuell einstellen

Vieles passiert also automatisch. Gleichzeitig habt ihr aber auch entscheidenden Einfluss auf das jeweilige Setup. Insgesamt fünf verschiedene Fahrmodi könnt ihr voreinstellen.

  • Commute – hohe Toleranz gegenüber Erschütterungen, passend für Fahrten auf hartem Untergrund oder Asphalt
  • Firm – lässt der Effizienz gegenüber dem Komfort den Vortritt, gut geeignet für technische Anstiege
  • Sport – ausgewogener Kompromiss zwischen Aggressivität und Komfort
  • Comfort – spricht sehr schnell bei Erschütterungen an, Vorder- und Hinterrad hier stets gekoppelt
  • Open – relativ neutraler Ausgangspunkt für initiale Konfiguration des Systems

 

Euren gewünschten Modus könnt ihr auf zwei Wegen wählen. Erstens direkt über die App und zweitens über die Bedieneinheit des Kiox-Displays am Lenker. Jedem dieser fünf Modi könnt ihr einen Wert zwischen 1 und 5 verpassen und so entsprechend eurer Vorlieben noch feinjustieren. Das geht jedoch nur mit der App.

App für Fox E-Live Valve

Das Feinjustieren der Fahrmodi erledigt ihr per App.

Exklusivität künftig von Vorteil?

Ein großer Vorteil des Systems von Fox ist die Geschwindigkeit, mit der E-Live Valve reagiert. Die Sensoren prüfen eintausendmal pro Sekunde die Situation und reagieren auf die empfangenen Daten. Ganze drei Millisekunden benötigt die Federung zu Einstellung. Das ist um Welten schneller, als ihr das jemals per Hand erledigen könntet. Selbst ein Wimpernschlag dauert länger.

Bosch und Fox haben hier im Zusammenspiel sich ein gewichtiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Mitbewerbern erarbeitet. Sollten viele Fahrradhersteller das Feedback bekommen, dass dieses System extrem gut bei euch ankommt, werden sie vermutlich noch stärker als bisher auf diese Kombination an ihren E-Bikes setzen.

Setup als Profil speichern

Allerdings kann E-Live Valve auch nicht jeden Aufprall abfedern. Bei einem Aufpreis von aktuell rund 2.000 Euro fährt vermutlich durch so manches Portmonee mindestens ein Phantomschmerz. Immerhin hat Fox noch ein paar weiche Trümpfe in petto. Über die App könnt ihr beispielsweise verschiedene Abstimmungen als Fahrprofile für ein Bike speichern. Das ist durchaus clever, wenn mehrere Leute abwechselnd mit einem Bike fahren. Oder ihr legt euch Profile für verschiedene Regionen und Strecken an, die ihr unter die Stollen nehmt. Für ausgewählte Mountainbikeregionen bietet Fox sogar vordefinierte Einstellungen zum Download an. Vielleicht für alle interessant, die Neuland entdecken wollen und aufgrund fehlender eigener Fahrerfahrungen noch auf kein passendes Federsetup zurückgreifen können.

Übrigens, E-Live Valve ist eine Lösung, die Fox und Bosch ausschließlich Fahrradherstellern zur Verfügung stellen. Ihr könnt das System demnach nicht separat kaufen und selbst nachrüsten.

Bilder: FOX Factory Inc.

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