Angeblich ist das Blatt Papier absolut leer gewesen, auf dem Moustache die Ideen für sein erstes Lastenfahrrad festgehalten hat. Vielleicht war dem so. Vermutlich haben dann aber die Kataloge der Mitbewerber ringsherum gelegen oder sie waren in den Köpfen der Entwickler präsent. Denn das völlig neue Lundi 20 von Moustache wirkt gar nicht so neu. Eher, als sei man ihm schon begegnet – was kein Nachteil sein muss.
Tatsächlich betritt der französische Hersteller Neuland. Erstmals präsentieren die Jungs und Mädels aus den Vogesen ein Lastenrad. Vom City-E-Bike über diverse E-Mountainbikes, Rennräder, Gravelbikes und Tandems mit elektrischer Unterstützung bis hin zum unvermeidlichen Trekking-E-Bike findet sich bereits alles im Sortiment. Nun schließt das Lundi 20 eine der letzten Lücken.
Keine einfache Namensfindung
Moustache hat sich für ein Longtail entschieden, also ein Fahrrad mit einer verlängerten hinteren Partie, auf der ihr den Großteil des Transportguts verstauen könnt. Namenstechnisch ist der Hersteller ja stets ein wenig herausgefordert. Traditionell basieren die Bezeichnungen der Modelle auf den Namen der Wochentage. Wer also mehr als sieben unterschiedliche Fahrradtypen verkaufen möchte, muss sich diesbezüglich etwas einfallen lassen.
Aus dieser kleinen Zwickmühle hat sich Moustache gekonnt herausmanövriert. Und das in vielerlei Hinsicht. Sie haben einen Namen in leicht veränderter Form aufgegriffen, den sie seit langem bedienen. Das Lundi ist eines der Modelle der allerersten Bikes des Herstellers gewesen. In seiner aktuellen Version heißt es Lundi 27.
Vorbild aus den eigenen Reihen
Die Entscheidung für Lundi 20 als Titel für das neue E-Cargobike fiel jedoch keineswegs beliebig. Vielmehr verbindet beide Fahrräder eine gemeinsamen Formensprache. Von seinem optischen Vorbild hat das Lundi 20 zum Beispiel den charakteristischen Lenker, die Vorliebe für eine gerade Linienführung und die auffällig eckig gehaltenen Rahmenrohre geerbt. Als Material für den Rahmen kommt ebenfalls das gleiche Hochleistungsaluminium samt identischer Dreifach-Hohlkammer-Konstruktion zum Einsatz.
In Bezug auf die Rahmengröße zeigt sich eine weitere Parallele. Lundi 20 als auch Lundi 27 vertreten den One-Size-Fits-All-Ansatz. Heißt also, es gibt das Bike in lediglich einer Rahmengröße. Deren Geometrie soll dafür sorgen, dass unterschiedlich große Menschen ähnlich gut mit dem Fahrrad fahren können. Im Falle des Neulings nennt Moustache eine Spanne von 155 Zentimetern bis 190 Zentimetern als Körperlänge, auf die dies zutreffen soll.
Ein Bike zum Anpacken
Unter den Aspekt der Belastbarkeit hat natürlich das Lundi 20 im Vergleich die Nase vorn. Bis zu 200 Kilogramm dürft ihr zusammen mit dem Fahrrad und der gesamten Last, die ihr transportieren wollt, auf die Waage bringen. Zwischen 31 Kilogramm und 33 Kilogramm gehen dabei auf die Kappe des Lundi 20. Ausschlaggebend ist die jeweilige Ausstattung. Unter dem Strich ist das ein Wert, der das nur 185 Zentimeter lange Fahrzeug als absolut vollwertiges Lastenfahrrad qualifiziert. Schließlich bleiben damit noch etliche Kilogramm übrig, selbst wenn die Fahrenden 90 Kilogramm oder mehr an Eigengewicht mitbringen.
Entsprechend vielseitig dürfte sich das Lundi 20 im Alltag zeigen. Vieles von dem, was etwas größer und schwerer ausfällt und von A nach B bewegt werden möchte, könnt ihr auf dieses Fahrrad packen. Natürlich finden Kinder und selbst Erwachsene auf dem hinteren Gepäckträger ebenfalls Platz. Dazu später mehr. Zu einem Fahrrad, mit dem sich viel anstellen lässt, passt Lundi, also Montag, als Name wirklich gut. Zu Beginn der Woche steht bei vielen oftmals jede Menge auf der To-Do-Liste. Dieses Bike könnte euch beim Abarbeiten äußerst nützlich sein.
Abschauen ohne zu kopieren
Ein Grund dafür ist allerdings auch, dass Moustache anscheinend recht genau hingeschaut hat, was Fahrradfahrende an schon auf dem Markt befindlichen Lastenrändern schätzen. Für unser Empfinden hat vor allem das GSD vom asiatischen Lastenradspezialisten Tern als Modell hergehalten. Gerade der Hinterbau mit dem massiven Gepäckträger, der Reling und dem verblendeten hinteren Laufrad erinnern schon recht stark an das im letzten Jahr überarbeitete Bike. So lässt sich das Lundi 20 beispielsweise ebenso aufrecht auf dem hinteren Gepäckträger abstellen wie das GSD. Das spart unter Umständen Platz beim Parken im eigenen Schuppen oder erleichtert das Bugsieren hinein in einen Aufzug, um zum nächsten Bahngleis zu gelangen.
Unverkennbar modifiziert Moustache aber auch bereits vorhandene Lösungen. Den hinteren Gepäckträger hat der Hersteller etwa quasi übersäht mit MIK-Halteplatten. Dank der Platten lässt sich ein Kindersitz dadurch an unterschiedlichen Positionen auf dem Gepäckträger installieren – entweder weiter vom Fahrenden entfernt oder näher dran. Das Gleiche gilt für weitere Anbauteile, die kompatibel zu dem MIK HD-Standard sind. Insgesamt reicht die Länge des Gepäckträgers aus, um zwei Kindersitze hintereinander zu platzieren.
Mal besser, mal schlechter als die Konkurrenz
Am Träger befinden sich eine als Schutzbügel die Ladefläche umschließende Reling sowie über die gesamte Länge reichende Trittbretter. Beides gehört zur Serienausstattung. Ein eindeutiger Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz von Tern und Co. Reling als auch Bretter lassen sich natürlich bei Bedarf abbauen. Wichtig zu wissen: Maximal sind 70 Kilogramm an Zuladung auf dem Gepäckträger erlaubt. Gibt das maximale zugelassene Gesamtgewicht in eurem Falle noch mehr her, müsste ihr die Dinge an anderer Stelle am Bike unterbringen. Wie gemacht dafür ist der Frontgepäckträger. Entsprechende Aufnahmen sind vorn am Steuerrohr eingearbeitet.
Beim Fahrkomfort hält das Lundi nicht ganz mit dem Schritt, was der Wettbewerb bietet. Die Teleskopsattelstütze mit ihren 40 Millimetern an Federweg und der Fernbedienung am Lenker gehen aber auf alle Fälle in die richtige Richtung. Gleiches gilt für die 20 Zoll großen Laufräder. Durch ihre satte Breite von 60 Millimetern habt ihr mit den Reifen ein weiteres Element, das störende Vibrationen kompensieren kann. Leider sind nur die beiden Topmodelle des Lundi 20 mit den Schwalbe Pick-Up ausgestattet. An den anderen Modellen finden sich Pneus von Kenda mit 58 Millimetern. Diese sind auf eine etwas geringere Gesamtlast ausgelegt und bieten nicht den hochwertigen Pannenschutz, den der Pick-Up mitbringt. Eine gefederte Gabel, wie ihr zum Beispiel am GSD von Tern findet, ersetzen jedoch weder die Schwalbe, noch die Kenda.
Hochwertiger Antrieb
Keine Abstriche gibt es dagegen beim elektrischen Antrieb. Der Cargo Line-Motor von Bosch zählt berechtigterweise zum Besten, womit ihr an einem E-Lastenrad rechnen könnt. Seine sanft dosierte Form des Unterstützens wird zusammen mit dem knackigen Drehmoment von 85 Newtonmetern von keinem anderen Motor in diesem Segment übertroffen. Der Bosch PowerPack-Akku mit einer Kapazität von 500 Wattstunden und das Intuvia Display komplettieren die elektrische Komponente des Antriebs. Zwei der vier Modelle des Lundi 20 gibt es serienmäßig mit einem zweiten Akku.
Schalten könnt ihr wahlweise klassisch mithilfe einer Kettenschaltung von Shimano oder der stufenlosen Automatikschaltung in der Hinterradnabe von Enviolo. Bei der Kettenschaltung handelt es sich um einen 1-fach Antrieb mit zehn Ritzeln. Die Kassette bietet eine Bandbreite von 11 bis 46 Zähne und dürfte damit ähnlich gut passen wie die Enviolo. Bei den Bikes, die auf die Automatik setzen, kommt mit dem Riemenantrieb von Gates noch ein Wohlfühlfaktor für alle hinzu, die keine Fans der ausgedehnten Fahrradpflege sind.
Das neue Quartett
Insgesamt umfasst die Palette des Lundi 20 damit vier Modelle. Das Unterscheiden fällt relativ einfach. Ihr könnt zwischen den beiden Schaltungsvarianten wählen. Habt ihr euch entschieden, steht noch zur Diskussion, ob ihr serienmäßig mit einem oder zwei Akkus losradeln wollt. Preislich beginnt die Reise bei 4.599 Euro und geht hinauf bis zu 6.599 Euro für das Topmodell Lundi 20.5 Dual.
Anbauen, anklicken, anschnallen
Weitere Bonuspunkte sammelt die Neuheit von Moustache darüber hinaus mit ihrem reichhaltigen Zubehör. Taschen in verschiedensten Größen, Kisten, Körbe, Spanngurte – da ist jede Menge dabei.
- Der Kindersitz von Urban IKI kostet rund 100 Euro und ist für Kinder mit einem Alter von bis zu sechs Jahren zugelassen.
- Wer aus dem Kindersitz herausgewachsen ist, kann auf einem einfacheren Sitz für größere Kinder und Erwachsene Platz nehmen. Dessen Lehne lässt sich umklappen und vergrößert dadurch die Sitzfläche.
- Ein zusätzlicher Bügel lässt sich als Griff am Gepäckträger hinter der Sattelstütze montieren.
- Aus strapazierfähigem, 100 Prozent wasserdichten Material gefertigt, bietet Moustache einen Rucksack, kleinere und große Packtaschen an. Die große Packtasche, Clémentine, fasst ein Volumen von 45 Litern und verträgt 15 Kilogramm an Gewicht. Sie könnt ihr auch einzeln kaufen.
- Ein Set mit Spanngurten gehört ebenfalls zum Zubehör. Damit könnt ihr Dinge … festspannen. Logisch.
- Für den hinteren Gepäckträger gibt es eine zusätzliche Stange. Sie lässt sich auf der Reling des Schutzbügels befestigen und trennt so den Gepäckträger in zwei Bereiche. Davor passt beispielsweise ein Eurokiste, die dann auch an Ort und Stelle bleibt und während der Fahrt nicht ins Rutschen gerät.
- Am Steuerrohr könnt ihr einen kleineren und einen größeren Frontgepäckträger montieren. Beide nehmen jeweils 15 Kilogramm an Last auf.
- Für vorn gibt es außerdem einen Korb und eine Kiste. Um diese nutzen zu können, benötigt ihr jedoch den dazu passenden Frontgepäckträger.
Nach Angaben von Moustache ist das Lundi 20 ab Januar 2022 erhältlich.
Moustache Lundi 20 im Überblick
- Varianten: Moustache Lundi 20.5 Dual, Moustache Lundi 20.5, Moustache Lundi 20.3 Dual, Moustache Lundi 20.3
- Motor: Bosch Cargo Line
- Akku: Bosch PowePack 500, optional Dualbattery
- Display: Bosch Intuvia
- Gabel: Moustache Lundi 20, verstärkt, integrierte Kabelführung
- Antrieb: Enviolo HD, Shimano Deore
- Bremsen: Magura MT4
- Maximal zugelassenes Gesamtgewicht: 200 kg
Bilder: Moustache