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CaGo crasht eigenes Bike und widerlegt Resultate vorheriger Tests

E-Cargobike FS 200 von Ca Go im Crashtest

Sicherheitsgurte reißen. Sitzbänke brechen aus ihren Verankerungen. Kinder werden aus Transportboxen geschleudert. Derart dramatische Folgen haben Crashtests aufgezeigt, die Unfälle zwischen E-Lastenfahrrädern und Autos simulieren. Die Ergebnisse solcher Tests sind grundsätzlich korrekt. Initiatoren wie Versicherungen oder Verkehrsclubs verzichten jedoch auf das Benennen der getesteten Modelle. Stattdessen finden sich in Abschlussberichten Aussagen, die allgemein auf ganze Fahrradtypen bezogen werden. Dem Hersteller Ca Go geht diese Unschärfe in der Berichterstattung anscheinend zu weit. Er hat jetzt den Test einer Schweizer Versicherung nachgestellt. Ein unabhängiges Sachverständigenbüro bescheinigt dabei dem Ca Go FS 200 ein überzeugendes Maß an Sicherheit.

Die Vorgeschichte

Dem Vorhaben von Ca Go vorausgegangen waren vor allem zwei Crashtests. Der erste geht auf die Basler Versicherung zurück. Diese ließ im Sommer 2020 im Dynamic Test Center (DTC) in Vauffelin ein E-Cargobike mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h auf das Heck eines stehenden Autos treffen. Eines von zwei angegurteten Kinder-Dummies wäre in der Realität vom Gurt stranguliert worden und gestorben. Da sich beim Aufprall der Gurt aus der Halterung löste, wäre das zweite Kind hart mit dem Kopf gegen das Auto geprallt und hätte schwere Verletzungen davongetragen.

E-Cargobikes im Crashtest der Basler Versicherung

Bis auf die Gurte gab es am von der Basler Versicherung getesteten E-Lastenrad keine weiteren sichtbaren Sicherheitssysteme für die Passagiere.

Initiator des zweiten Tests ist der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. (ADAC) gewesen. In einem eigenen Testzentrum wurde im Sommer dieses Jahres nachgestellt, was passieren kann, wenn ein Auto mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h in einem Winkel von 45 Grad in ein E-Cargobike hineinfährt. Wie bei der Simulation der Basler Versicherung war auch hier ein Longjohn unter den getesteten Bikes. Vom Auto getroffen, kippte das Testfahrzeug um und schlitterte mehrere Meter weit. Eine klappbare Sitzbank wurde aus ihrer Verankerung gerissen. Weil an der Sitzbank auch das Gurt- und Rückhaltesystem befestigt war, fielen die beiden transportierten Kinder-Dummies aus der Kabine.

E-Cargobikes im Crashtest des ADAC

Auch am vom ADAC genutzten Bakfiets Cargo Classic Short findet sich eine recht einfach gehaltene Kabine. ©ADAC/Uwe Rattay

Fahrrad nicht gleich Fahrrad

Beide bei den Tests gefahrenen E-Bikes weisen allerdings entscheidende Unterschiede zum FS 200 von Ca Go auf. Der ADAC griff auf ein „Cargo Classic Short“ des niederländischen Herstellers Bakfiets zurück. Welches Modell die Basler Versicherung nutzte, konnten wir nicht exakt ausmachen. In der Gestaltung der Transportbox, der Kindersitze, des Fahrwerks und anderer Details wird aber auf den ersten Blick ersichtlich, dass alle drei nicht auf demselben Sicherheitslevel anzusiedeln sind. Der Ausgang solcher Tests hängt also stets direkt mit dem getesteten Fahrrad zusammen und lässt sich nicht verallgemeinern.

Der Test von Ca Go

Um das mit verlässlichen Daten zu untermauern, hat Ca Go nach dem Muster der Basler Versicherung einen eigenen Test durchführen lassen. Auf dem Gelände des CTS Crashtest-Service in Münster fuhr also erneut ein mit zwei Kindern besetztes Longjohn mit 25 km/h auf das Heck eines stehenden Kombis auf. Beobachtet wurde dies von dem unabhängigen Gutachter Tobias Steinacker. Als Doktor der Ingenieurswissenschaften und öffentlich bestellter Vereidigter Sachverständiger für Straßenverkehrsunfälle verfolgte er den Ablauf der Tests und das Ermitteln entsprechender Daten.

Aufgrund der gemessenen Beschleunigung des Kopfes der Dummies lässt sich laut Ca Go feststellen, dass bei einem Aufprall mit einem FS 200 das Verletzungsrisiko für die Passagiere gering ist. So lagen die Messwerte um mehr als das Siebenfache unter dem Grenzwert, bei dem Motorradhelme als sicher gelten, wenn es um Maximalbeschleunigung des Kopfes geht. Nach eigenen Angaben hat der Hersteller ebenfalls niedrige Beschleunigungswerte für Kopf und Körper gemessen, wenn das Lastenrad seitlich getroffen wird oder es aus dem Stand umfällt.

Experte zeigt sich beeindruckt

In den nachgestellten Szenarien erwiesen sich zudem die Rückhaltesysteme als zuverlässig. Kopfstützen und Ortho-Safety-Collar hätten das Überstrecken des Nackens verhindert. Einen Teil der Aufprallenergie habe planmäßig die Fahrgastzelle absorbiert. Daher kommt Ca Go selbst zu dem Schluss, dass die Fahrt in einem Lastenrad für ein Kind als sicher zu bewerten sei, wenn die Konstruktion wie beim Ca Go FS 200 darauf ausgelegt sei. Experte Tobias Steinacker teilt diese Einschätzung: „Das Sicherheitskonzept des Ca Go FS 200 hat mich nach den durchgeführten Crash-Tests absolut überzeugt. Highlight ist vor allem der Ortho-Safety-Collar mit Ähnlichkeit zum Rennsport und damit die hervorragend umgesetzte Idee, die passive Sicherheit der transportierten Kinder zu steigern.“

Bei dem erwähnten Ortho-Safety-Collar handelt es sich um einen Sicherheitskragen, der im Falle eines Aufpralls dessen Wucht minimiert und als wichtige Barriere dafür sorgt, dass nur ein Minimum der Energie tatsächlich die Körper der Passagiere erreicht. Zusätzlichen Schutz bieten die beim FS 200 verbauten Fünf-Punkt-Gurtsystemen sowie höhenverstellbare Kopfstützen. Auf diese Details stoßt ihr bislang übrigens nur bei diesem E-Lastenrad.

E-Cargobike FS 200 von Ca Go mit 5-Punkt-Gurtsystem für Passagiere

Angelehnt an den Kindersitz im Auto: das 5-Punkt-Gurtsystem des Ca Go FS 200.

Sicherheit bleibt im Fokus

Gut möglich, dass in nächster Zukunft andere Hersteller nachziehen. Das Image von Lastenrädern kann davon jedenfalls nur profitieren. Die Entwickler bei Ca Go haben bereits angekündigt, sich nicht auf den guten Vergleichswerten auszuruhen. Sie wollen weiter an passiven und aktiven Sicherheitskonzepten arbeiten.

 

Bilder: Ca Go Bike GmbH; ADAC; Ringier AG

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