Reichweite ist Trumpf. Diesem Motto folgen zwei Motoren, die Shimano nur wenige Tage vor Beginn der diesjährigen Eurobike präsentiert hat. Im ihrem Schatten verbergen sich jedoch noch ein paar weitere kleinere Neuheiten.
Weitere Strecken fahren, ohne den Akku aufladen zu müssen. Das Argument zieht vermutlich in jedem Verkaufsgespräch gut. Insofern freut sich der Fachhandel möglichweise besonders über den neuen EP5 und den E5100. Halten beide Aggregate, was Shimano verspricht, seid ihr später natürlich die eigentlichen Nutznießer.
1. Shimano EP5: Die neue Mittelklasse
2. Shimano E5100: Das neue Einstiegssegment
3. Neuer Schalthebel für Shimano EP8 und Shimano EP6
1. Shimano EP5: Die neue Mittelklasse
Der EP5, intern vom Hersteller auch als DU-EP500 bezeichnet, ordnet sich unterhalb von EP8 und EP6 im Sortiment ein. Sein maximales Drehmoment von 60 Newtonmetern liegt deutlich unter den 85 Newtonmetern der schon auf dem Markt befindlichen Motoren. Gemein mit ihnen hat er die grundlegenden Merkmale des für einen auf Europa ausgerichteten Mittelmotors. Im Dauerbetrieb leistet er die üblichen 250 Watt und unterstützt euch bis zu den zulässigen 25 Kilometer pro Stunde. In Märkten wie den USA wird er mit einem anderen Setup ausgeliefert. Dann endet die Unterstützung erst später. Da der Motor zum Akkumanagementsystem der zweiten Generation von Shimano kompatibel ist, nutzt er die entsprechende Arbeitsspannung von 36 Volt.
Unterschied zwischen künstlicher und echter Welt
In der Vorstellung betont Shimano, wie geräuscharm sich der EP5 während der Fahrt zeigt. Zusammen mit dem moderaten Drehmoment soll dies gerade auf längeren Strecken für ein ausgesprochen angenehmes Fahrerlebnis sorgen. Aus Sicht der Herstellers bietet sich der Motor zur Integration in E-Bikes an, die gezielt auf größere Distanzen ausgelegt sind. Schließlich hat sich der EP5 in den Tests im Labor als äußerst energiesparend erwiesen. Dort hat er es im Zusammenspiel mit einem mit 630 Wattstunden fassenden Akku auf Reichweiten von über 270 Kilometer gebracht. In der realen Welt werdet ihr diese Werte leider nicht erreichen. Dort scheinen im Eco-Modus rund 90 Kilometer und etwas mehr die realistischere Prognose zu sein. Bei seinen Berechnungen geht Shimano übrigens standardmäßig von einer Trittfrequenz von 60 Umdrehungen pro Minute aus.
Automatik ist dabei
Anhand der technischen Werte könnt ihr erkennen, dass der EP5 bezogen auf das Leistungsvermögen nicht mit EP8 und EP6 mithalten kann. Dennoch gibt Shimano ihn für seine automatische Schalttechnologie Auto Shift frei. Zur Erinnerung: Bei dem System ermitteln mehrere Sensoren permanent die Trittfrequenz, das Drehmoment sowie die Fahrtgeschwindigkeit. In der Folge schaltet Auto Shift automatisch in die Übersetzung, die optimal zu den Messwerten passt und für einen effizienten Vortrieb sorgt. Der EP5 unterstützt das automatische Schalten – und zwar für kompatible elektronische Ketten- und Nabenschaltungen.
Die für Shimano typischen drei Unterstützungsstufen Eco, Trail und Boost lassen sich je nach Geschmack verändern. Dazu stellt euch Shimano in seiner E-Tube Project Cyclist App zwei Optionen bereit. Im Basic Modus könnt ihr einstellen, wie dynamisch sich der Motor entfalten soll, ob ihr das Drehmoment drosseln möchtet und wie schnell der Motor beim Start aus dem Stand heraus die jeweiligen Maxima erreicht. Der Fine Tune Modus geht noch einen Schritt weiter. Oder besser gesagt 15 Schritte. So viele selbst definierte Unterstützungsmodi könnt ihr in dem Modus einrichten. Das sollte auch für die verspieltesten unter euch genügen. 😉
Wohin führt der Weg des EP5?
Wer jetzt glaubt, sich auf diesem Wege den absoluten Alleskönner zurechtschustern zu können, den müssen wir hier einbremsen. Trotz eines solch umfangreichen Feintunings schafft es der EP5 nicht auf das Niveau eines Bosch Performance Line SX, eines TQ HPR50 oder eines Fazua Ride 60. Dafür wiegt er mit seinen drei Kilogramm rund ein Kilogramm zu viel und bleibt auch optisch hinter den genannten Mitbewerbern ein Stück weit zurück.
Eventuell verfolgt Shimano mit dem Neuling aber auch ganz andere Ziele. Schließlich dürfte der EP5 günstiger zu haben sein als die genannten Motoren von Bosch, TQ und Fazua. Das würde ihn für den E-Bike-Hersteller attraktiv werden lassen, die an Modelle denken, die später zwischen 2.000 Euro und 3.000 Euro kosten.
Motor Shimano EP5 im Überblick
- Maximales Drehmoment: 60 Nm
- Dauernennleistung: 250 W
- Gewicht: 3 kg
- Unterstützungsstufen: Eco, Trail, Boost
- Kompatible Bremssysteme: Scheibenbremse, Rücktrittbremse, V-Brake, Rollenbremse
2. Shimano E5100: Das neue Einstiegssegment
Während im Falle des EP5 diese Vermutung aktuell noch mit einem Fragezeichen versehen werden muss, deutet die zweite Neuheit ganz stark in die beschriebene Richtung. In der dazugehörigen Pressemitteilung beschreibt Shimano den neuen E5100 selbst als „erschwinglichen“ Motor. Solche Bemerkungen fallen gewöhnlich nicht leichtfertig.
Mit dem E5100 begegnet uns quasi der Nachfolger des E5000. Dieser galt bisher als günstigstes Modell des Branchenriesen. Der neue 5100 bringt identische 2,4 Kilogramm auf die Waage. Beim Drehmoment legt er zehn Newtonmeter drauf und kommt so auf 50 Newtonmeter. Das bedeutet Gleichstand mit dem HPR50 von TQ. Wenn auch nur in dieser einzelnen Kategorie. In puncto Abmessungen, Möglichkeiten zur Integration und Optik reicht Shimanos Neuling nicht an ihn heran. Aber wie erwähnt, das ist auch nicht die anvisierte Messlatte.
Entspannt und komfortabel
Schon eher die E-Bike-Fahrenden, die sich einen leisen, sanften und eher gutmütigen E-Bike-Motor wünschen. Diesen Ansprüchen sollte der E5100 gerecht werden können. Zudem spricht einiges dafür, dass er bezogen auf die Reichweite sich fast auf Augenhöhe mit dem EP5 bewegen könnte. Rechnet man dann noch mit hinzu, dass sowohl Auto Shift als auch das Personalisieren der Fahrmodi mithilfe der E-Tube Project Cyclist App ebenfalls zu seinem Fähigkeiten zählen, ergibt das in der Summe einen einfacheren, aber vergleichsweise potenten E-Bike-Antrieb.
Motor Shimano E5100 im Überblick
- Maximales Drehmoment: 50 Nm
- Dauernennleistung: 250 W
- Maximalleistung: 500 W
- Gewicht: 2,4 kg
- Unterstützungsstufen: Eco, Trail, Boost
- Kompatible Bremssysteme: Scheibenbremse, Rücktrittbremse, V-Brake, Rollenbremse
3. Neuer Schalthebel für Shimano EP8 und Shimano EP6
Bei den anderen Antriebsystemen von Shimano bleibt ansonsten alles weitgehend unverändert. Neu kommt lediglich für den EP8 und den EP6 ein weiterer Schalthebel für das elektronische, kabellose Schalten mit den Di2-Systemen hinzu. Das Design des SW-EN605-R unterscheidet sich von dem der bisher verbauten Hebel. Seine Tasten verzichten auf die kleinen Scharniere, mit denen Shimano beim SW-M8150-R arbeitete. Dadurch lassen sie sich nicht mehr so individuell einstellen, bilden mit dem Rest des Schalthebels dafür aber eine harmonischere Einheit.
Die beiden großen Tasten dienen zum Gangwechsel. Mit der dritten kleineren Taste wählt ihr die Fahrmodi aus. Außerdem verfügt der Schalthebel über eine kleine LED-Anzeige oberhalb des Shimano-Schriftzugs. Sie signalisiert euch, ob ihr gerade den manuellen Schaltmodus oder die Auto Shift-Funktion nutzt. Darüber hinaus zeigt sich euch den aktuellen Ladezustand der Batterien an. Gemeint sind hier jedoch die beiden CR1632-Knopfzellen des Schalthebels und nicht etwa der Akku des E-Bike-Antriebs. Im Unterschied zu den anderen Schalthebeln ist der SW-EN605-R nicht an die Stromversorgung des E-Bike-Systems angeschlossen, sondern wird autark betrieben. Shimano geht davon aus, dass die Knopfzellen mindestens rund 3,5 Jahre halten. Vielleicht sogar vier.
Ersatzteile für E-Antriebe von Shimano
Akkus für E-Antriebe von Shimano
Bilder: Shimano Europe B.V.