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Scott Silence eRide: So alltagstauglich kann ein sportliches E-Bike sein?

E-Bike Scott Silence eRide für die Saison 2025

Scott und TQ – da haben sich wohl zwei gesucht und gefunden. Zum wiederholten Male machen jetzt die weltweit agierende Fahrradmarke und der bayrische Antriebshersteller gemeinsame Sache. Für das neueste gemeinsame Projekt wagen sich beide auf ungewohntes Terrain. Bisher entstanden E-Mountainbikes wie das Scott Voltage eRide und das Scott Lumen eRide oder das E-Gravelbike Scott Solace eRide. In diesem Falle ist das Ergebnis erstmals ein urbanes E-Bike – das Scott Silence eRide.

E-Bike Scott Silence eRide für die Saison 2025
Scott Silence eRide für die Saison 2025

HPR50 von TQ – bisher verkannt?

Sicher hat jeder Antriebshersteller eine gewisse Vorstellung davon, welche E-Bikes auf Basis seines Systems entstehen könnten. Das dürfte bei TQ ähnlich gewesen sein. Vielleicht rechnete das Team aus der Nähe Münchens schon viel früher mit ein paar Modellen, deren Spielwiese der Großstadtdschungel ist. Schließlich besitzt der HPR50 etliche Eigenschaften, die einem E-Bike für ein städtisch geprägtes Umfeld direkt in die Karten spielen. Der Mittelmotor verfügt mit einem Drehmoment von 50 Newtonmeter über ausreichend Spritzigkeit für den Stadtverkehr. Angesichts einer Spitzenleistung von 300 Watt, wird gleichzeitig klar, dass er keine unnütze Kraft aufbringt, die in dem Zusammenhang kaum einen Vorteil bietet, aber dem Akku kostbaren Strom entzieht. Die äußerst kompakten Abmessungen von Motor und Akku schenken Designern beim Entwerfen der Rahmen viele Freiheiten. Und dank des Gewichts von rund 3,7 Kilogramm für das gesamte Antriebssystem kann ein finales E-Bike relativ leicht ausfallen und sich im urbanen Alltag für viele Menschen gut handhaben lassen. Stichwort Treppensteigen oder Mitnahme im Zug.

Motor TQ HPR50 am E-Bike Scott Silence eRide
Selbst beim Blick von der Nicht-Antriebsseite fällt der Motor kaum auf.

Ein Stadtrad für alle, die gern zügig unterwegs sind.

Beispiele wie das E-Vitess von Bergamont verdeutlichen, dass Fahrradhersteller bereits in der Vergangenheit dieses Potenzial sehr wohl erkannt haben. Das gilt beispielsweise auch für Riese & Müller, die bei ihren leichtesten City-E-Bikes UBN Five, UBN Six und UBN Seven mit dem Fazua Ride 60 auf einen ähnlichen Antrieb setzen. Im Vergleich zum neuen Silence eRide wirken beide jedoch deutlich reservierter, konservativer. In seine Interpretation steckt Scott wesentlich mehr sportliches Anspruchsdenken, ohne das Modell auf ein Sportgerät zu reduzieren. Die Rahmengeometrie bringt euch definitiv in eine gestrecktere, windschnittigere Position auf dem Fahrrad. Aber ihr hängt auch nicht so flach über dem Oberrohr, als würdet ihr für das nächste Zeitfahren trainieren. Die 107 Zentimeter beim Radstand in der größten Rahmengröße XL bedeuten elf Zentimeter weniger als etwa beim Sub Active eRide, einem anderen urbanen E-Bike von Scott. Gekonnt um die Ecken zirkeln kann das Scott Silence eRide also vermutlich auch.

E-Bike Scott Silence eRide auf den Schultern eine Treppe heruntergetragen
Angesichts des geringen Gewichts ruiniert ihr euch nicht den Rücken, wenn ihr das E-Bike mal kurz schultert.

Scott Silence eRide echtes Leichtgewicht

Vor allem aber finden sich an ihm eine fest installierte komplette Beleuchtung, vollwertige Schutzbleche, ein Seitenständer und ein Frontgepäckträger. Serienmäßig versteht sich. Gut, auf den spartanischen Gepäckträger dürft ihr Lasten von maximal sieben Kilogramm packen. Außerdem gleicht er eher einem Tablett mit zusätzlicher leicht angeschrägter Rückwand statt einem Korb. Mit gefüllten Taschen oder Beuteln wird’s da schwer. Immerhin spendiert Scott ihm einen Spanngurt, mit dem ihr euer Gepäck ansatzweise sichern könnt.

Frontgepäckträger am E-Bike Scott Silence eRide
Sieht stylisch aus, aber macht aus dem Silence eRide wahrlich kein Lastentier - der Frontgepäckträger.

Trotz all dieser Anbauteile wiegt die Neuheit laut Scott erstaunliche 14,5 Kilogramm. Ein Grund dafür sind die aus Carbon gefertigten Rahmen, Gabel und Vorbau-Lenker-Einheit. Wer auch immer für das Äußere des Silence eRide verantwortlich gewesen ist, hat aus unserer Sicht richtig gute Arbeit geleistet. Ein wirklicher Hingucker fällt gar nicht ins Auge. Vielleicht wirkt aber auch gerade deshalb das Design wie aus einem Guss. Schlicht. Sportlich. Ohne überflüssige Spielereien. Mit wenigen, dafür klar definierten Linien, an denen der Blick entlanggleitet. Da selbst am Lenker die Kabel auf kürzestem Wege wieder ins Innere des Rahmens geführt werden, gibt es kaum etwas, das diese Harmonie stört. Wer möchte, kann an der Position des Frontscheinwerfers herumkritteln. Dieser sitzt geschützt an der Unterseite des Gepäckträgers. Dort jedoch nicht vorn zentral, sondern seitlich nach rechts versetzt ungefähr auf der halben Länge des Trägers. So angebracht, raubt ihm eventuell der links sehr nah an ihm vorbeilaufende Reifen einen ganzen Teil seines Lichtkegels. Wirklich aufklären könnte das allerdings nur eine Testfahrt.

Interne Kabelführung am E-Bike Scott Silence eRide
Sowohl die Kabel von der Elektronik als auch der Bremsen verlaufen weitestgehend innerhalb des Rahmens.
Cockpit des E-Bikes Scott Silence eRide
Das Cockpit ist eine Paradebeispiel für das, was gern als "cleaner Look" an einem E-Bike umschrieben wird.

Auf das Wesentliche reduziert

Über den Antrieb von TQ, den HPR50, können wir dagegen nur Positives sagen. Leise und zuverlässig verrichtet der seinen Dienst. Zusammen mit dem fest im Unterrohr integrierten 360-Wattstunden-Akku ermöglicht er Reichweiten von 50 Kilometer und mehr. Für viele Menschen sollte das gleichbedeutend mit einer kompletten Woche täglicher Besorgungen ohne Aufladen sein. Für längere Strecken lässt sich zusätzlich ein Range Extender besorgen. Der liefert weitere 160 Wattstunden.

An- und Ausschalten könnt ihr das Fahrrad am im Oberrohr integrierten Display von TQ. Es zeigt euch zudem die wichtigsten Infos wie den Ladezustand des Akkus und die gewählte Unterstützungsstufe. Ausführlichere Angaben hält die App von TQ für euch parat. Da jedes weitere Display am Silence eRide fehlt, packt ihr am besten euer Smartphone in eine Hülle von SP Connect und mithilfe dieser das Handy dann auf die Halterung am Vorbau. Dort habt ihr die App jederzeit im Blick und könnt dank des im Motor integrierten Powermeter etwa verfolgen, mit welcher Trittfrequenz ihr unterwegs seid und wie viele Watt ihr dabei selbst leistet. Außerdem öffnet das Smartphone als Display den Weg für weitere Apps, zum Beispiel für das Navigieren von A nach B.

Range Extender am E-Bike Scott Silence eRide
Platziert am Sitzrohr bleibt auch in der kleinsten Rahmengröße genügend Platz für den Range Extender.

Elektronisch. Hochpreisig. Weiß.

Scott rundet das Konzept eines dynamischen, modernen E-Bikes für die Stadt mit einer elektronischen Kettenschaltung ab. Vorstellbar wäre sicher auch eine Nabenschaltung mit Riemenantrieb gewesen. Den geringeren Wartungsaufwand hätten sicher manchen von euch gern genommen. Allerdings wäre das Bike damit etwas schwerer geworden. So fiel die Wahl auf die Rival-Gruppe von Sram mit fein abgestuften zwölf Gängen. Ihren Strom bezieht diese übrigens direkt vom E-Bike-System. Das regelmäßige Aufladen der Akkus für das Schaltwerk entfällt dadurch.

Rücklicht am E-Bike Scott Silence eRide
Das gut sichtbare Rücklicht von Synchros hat Scott am Silence eRide formschön in der Sattelstütze integriert.

Habt ihr jetzt richtig Bock auf ein neues Fahrrad? Dann werft vorher unbedingt noch einen Blick auf das Preisschild des Silence eRide. Dort stehen nämlich 7.499 Euro drauf. Bei aller Qualität, die das E-Bike zweifelsfrei auszeichnet, ist das schon eine gehörige Ansage. Bei der Summe steigt sicher ein Teil der Interessierten bereits aus. Entweder, weil es das eigene Budget schlichtweg übersteigt. Oder man ist einfach nicht bereit, so viel Geld für ein einziges Fahrrad auszugeben. Und wenn man es sich am Ende doch kauft, will man es im Alltag auch mal längere Zeit irgendwo angeschlossen abstellen, ohne immer zu fürchten, es bei der Rückkehr nicht mehr vorzufinden. Daher sind ein echt hochwertiges Schloss, am besten zwei davon, eine Fahrradversicherung und ein GPS-Tracker Dinge, über die sich das Nachdenken lohnt. Neben dem Fahrrad.

Das neue Scott Silence eRide kommt in insgesamt fünf Rahmengrößen von XS bis XL auf den Markt. Eine Farbwahl gibt es dabei nicht. Entweder euch gefällt das Rainbow White – oder ihr wartet auf das nächste urbane E-Bike mit dem TQ HPR50. Der Flitzer von Scott dürfte kaum der letzte seiner Art gewesen sein.

Scott Silence eRide im Überblick

  • Rahmen: Carbon
  • Gabel: Carbon
  • Motor: TQ HPR50
  • Akku: TQ Internal 360 Wh
  • Bedieneinheit: TQ HPR 50
  • Antrieb: Sram Rival XPLR AXS
  • Bremsen: Sram Level Silver Stealth
  • Gewicht: 14,5 kg
  • Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 120 kg
  • Farbe: Rainbow White
  • Preis: 7.499 Euro
E-Bike Scott Silence eRide

Bilder: Scott Sports SA

2 Gedanken zu „Scott Silence eRide: So alltagstauglich kann ein sportliches E-Bike sein?“

    1. Hallo,
      dagegen gibt es wenig einzuwenden. Alternativ könnte man den Einbau eines universalen Biketrax von Powunity testen.
      https://www.elektrofahrrad24.de/powunity-bike-trax-gps-diebstahlschutz?number=2642-007
      Der ist nicht für einen bestimmten Antrieb vorkonfektioniert. Allerdings ist dafür beim HPR50 von TQ vermutlich kaum der nötige Platz vorhanden. Wir selbst haben das noch nicht getestet. Oder man greift auf Lösungen wie einen Apple Airtag zurück. Kommt jedoch nicht für alle infrage und bietet auch nicht die Sicherheit eines vollwertigen E-Bike-Trackers mit GPS.
      Sportliche Grüße, Matthias

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