Rund vier Jahre liegt es zurück, dass Orbea mit dem Rise sein erstes Trail-Mountainbike mit elektrischer Unterstützung vorstellte. Seitdem hat sich daraus eine kleine Erfolgsgeschichte entwickelt. Zum einen ist das Modell inzwischen eines der absoluten Zugpferde im Sortiment der Spanier. Und zum anderen hat es entscheidend dazu beigetragen, dass Orbea in der Gunst der Fans des E-Mountainbikens weltweit wahrscheinlich zu den Top5 gezählt werden kann.
Bereits die Premiere 2020 zeichnete den Weg vor, den auch alle folgenden Rise beschritten. Geringes Gewicht. Schlanker Rahmen. E-Bike-System von Shimano, dem Orbea durch eine eigene Firmware seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt. Breite Modellpalette mit der Wahl beim Rahmen zwischen Carbon und Aluminium.
In genau diese Fußstapfen tritt auch das neue Orbea Rise 2025. Gleichzeitig handelt es sich keinesfalls um eine identische Kopie, die lediglich einen anderen Farbanstrich erhalten hat. Stattdessen gibt es etliche Merkmale, in der sich der Neuling von allen Vorgängern unterscheidet. Hier erfahrt ihr, welches die entscheidendsten davon sind.
1. Asymmetrisches Rahmendesign
2. Quick Flip zur Anpassung der Rahmengeometrie
3. Erhöhte Motorleistung
4. Grundlegend überarbeitete Firmware
5. Mehr Akkukapazität
6. Fokus auf Uphill oder Downhill
1. Asymmetrisches Rahmendesign
Egal von welcher Seite ihr auf das überarbeitete Rise schaut – dass sich am Rahmen etwas getan, fällt sofort auf. Um was es sich genau handelt, wird aber erst erkennbar, sobald ihr sowohl die Antriebsseite als auch die Nicht-Antriebsseite gesehen habt. Die kleine Zusatztrebe als Verbindung zwischen Sitzrohr und Unterrohr gab es am 2024er-Modell nicht. Und dass sie asymmetrisch allein auf der Antriebsseite verläuft, offenbart nur die Perspektive, aus der euch auch der Shimano-Schriftzug auf dem Motorgehäuse anlächelt.
Mit einer solchen Asymmetrie am Rahmen operiert Orbea weder als erster noch als einziger Hersteller auf dem Markt. Als Beispiele seien hier nur kurz das Turbo Levo von Specialized und das Occam aus dem eigenen Hause erwähnt. Nach eigenen Aussagen gewinnt Orbea beim neuen Rise durch das veränderte Design an Steifigkeit hinzu. Beim vorderen Rahmendreieck spricht der Hersteller von einem Plus von acht Prozent. Am hinteren Rahmendreieck sollen es 14 Prozent sein. Als Vergleichswert dient jedoch nicht der direkte Vorgänger, sondern das Rise aus der Saison 2023.
2. Quick Flip zur Anpassung der Rahmengeometrie
Schon etwas mehr Aufmerksamkeit verlangt die Suche nach der zweiten größeren Änderung am Rahmen. Direkt am Umlenkhebel des Dämpfers sitzt eine Art Flip Chip, den Orbea Quick Flip nennt. Analog zu vergleichbaren Lösungen anderer Hersteller bietet der euch die Option eines zweiten Setups für den Rahmen. In der Position „High“ werden Lenk und Sitzwinkel jeweils um ein halbes Grad steiler. Das heißt, sie wechseln von 64 Grad auf 64,5 Grad beziehungsweise von 77 Grad auf 77,5 Grad. Bei den erstgenannten Zahlen handelt es sich jeweils um die Werte für die Position „Low“. Low, also niedrig, da in dieser Einstellung das Tretlager um acht Millimeter auf dann 26 Millimeter absinkt.
Grob gesagt, erhöht sich in der High-Position die Effizienz der Pedalierbewegung. Damit eignet sich das Setup stärker für den Teil des Mountainbikens, der euch bergan führt. Im Gegenzug kommen euch das niedrigere Tretlager mit der Absenkung des Schwerpunktes gemeinsam mit den etwas flacheren Winkeln in erster Linie auf den Abfahrten entgegen. Während einer Tour könnt ihr relativ einfach zwischen den Positionen wechseln. Das passende Werkzeug steckt magnetisch gesichert in der Hinterradachse und heißt Lockr. Mit dessen Hilfe und etwas Übung habt ihr in weniger als einer halben Minute den Quick Flip geändert und die Geometrie auf eure Vorlieben und das vor euch liegende Terrain angepasst.
Klingt alles gut. Ist es auch. Bis auf die Tatsache, dass euch dieses Feature nur an den LT-Modellen mit dem etwas größeren Federweg des neuen Orbea Rise erwartet. An den SL-Modellen trefft ihr auf eine fixe Geometrie. Dort liegt der Lenkwinkel übrigens bei 65,5 Grad und der Sitzwinkel bei 78 Grad.
3. Erhöhte Motorleistung
Unter der Oberfläche hat sich ebenfalls Entscheidendes getan. Bisher dienten Orbea ein Shimano EP801 sowie ein Shimano EP600 als Motoren für die verschiedenen Modelle innerhalb der Serie. Beide leisten im Original ein Drehmoment von maximal 85 Newtonmetern. Über seine Firmware bremste Orbea sie jedoch bis auf 60 Newtonmeter ein.
Diese Begrenzung entfällt nun. Auch an einem Rise könnt ihr künftig die volle Kraft der Aggregate von Shimano abrufen. Da bisher nur die Ausstattungen mit Carbonrahmen präsentiert wurden, ist diese Aussage im Moment noch mit einem kleinen Fragezeichen zu versehen. Wir nehmen jedoch stark an, dass Orbea in Bezug auf den EP600 ähnlich vorgehen wird. Falls er überhaupt erneut an den Hydro-Modellen mit Aluminiumrahmen zum Einsatz kommen wird.
Auf dem Trail dürfte sich das spannend gestalten. Mit der Kombination aus einem Gewicht von rund 16 Kilogramm sowie einer Motorleistung, wie ihr sie von den stärksten Aggregaten von Bosch, Yamaha, Panasonic und anderen kennt, kann vom Papier her kaum ein Mitbewerber mithalten. Am nächsten kommt diesem Profil das Giant Trance X Advanced E+. Wobei das bei vergleichbarer Motorpower mit drei Kilogramm mehr an Gewicht ebenfalls ein Stück weit entfernt ist. Andere E-Bikes wie das Haibike Lyke, Scott Voltage eRide oder das Trek Fuel EXe tummeln sich in ähnlichen Gewichtsklassen, basieren aber auf weniger leistungsstarken Motoren. Zum tollen Verhältnis aus dem Gewicht des E-Bikes und der entsprechenden Motorpower kommt beim Orbea Rise die Option zum Schalten ohne pedalieren hinzu. Dieses Free Shift für die Shimano-Antriebe entspricht quasi dem Coast Shift am Eagle Powertrain von Sram.
4. Grundlegend überarbeitete Firmware
Dank der weiterentwickelten Firmware Rider Synergy (RS) könnt ihr jedoch auch weiterhin mit reduzierter Kraft unterwegs sein. Orbea liefert das Rise mit dem RS-Modus aus. Dieser generiert ein Drehmoment von 54 Newtonmetern. Das entspricht also fast dem Niveau des 2024er Jahrgangs. Weniger Leistung erfordert von euch mehr Einsatz, schenkt euch gleichzeitig aber mehr Reichweite, weil der Motor in der Einstellung deutlich weniger Strom verbraucht.
In der e-Tube-App lässt sich später auf den RS+-Modus wechseln. In dem ist die Unterstützung für die vollen 85 Newtonmeter freigegeben. Damit schiebt euch der Motor schon bei relativ geringen Trittfrequenzen kräftig an. RS erlaubt natürlich auch das individuelle Verändern der beiden Werkseinstellungen.
5. Mehr Akkukapazität
Während die Hardware für den Motor also von Shimano stammt, handelt es sich bei den Akkus traditionell um eigene Entwicklungen von Orbea. Die Kapazitäten der Energiespeicher wachsen bei dem 2025er Rise merklich an. In der Grundausstattung verfügt das E-MTB künftig über 420 Wattstunden. Diese könnt ihr gegen einen entsprechenden Aufpreis auf 630 Wattstunden steigern. Bislang lagen die Grenzen bei 360 Wattstunden und 540 Wattstunden.
Sowohl die Akkus der Vorgänger als auch die der neuen Modelle nutzen Zellen des Typs 21700. Dennoch hat Orbea das Gewicht beider Akkus konstant halten können. Unter dem Strich ergibt sich daraus ein Zuwachs bei der Kapazität von 16 Prozent. Falls ihr euch vom kleineren oder vom größeren Akku ein zweites Exemplar sichern und im Rucksack auf Touren mitnehmen wollt, ist dies gleichbedeutend mit einem Zusatzgewicht von 1,96 Kilogramm beziehungsweise 2,88 Kilogramm.
Allerdings würde der Ausbau des an sich fest integrierten Akkus unterwegs enormen Aufwand bedeuten. Greift stattdessen lieber auf den Range Extender zurück. Laut Orbea wurde dieser verbessert. In dem Falle bedeutet dies jedoch ein Sinken der Kapazität von ehemals 252 Wattstunden auf nun 210 Wattstunden. Am E-Bike montiert wird der ein Kilogramm wiegende Akku zuerst entladen. Ist er leer, erfolgt der Wechsel auf den Hauptakku. Ihr könnt den Range Extender also abnehmen und den Platz anderweitig nutzen. Somit passt Orbea sein Strategie ein wenig an. Die fest im Rahmen integrierten Akku gewinnen hinzu und erhöhen die Reichweite, von der ihr sicher ausgehen könnt. Dafür verkleinert sich der flexible Range Extender.
6. Fokus auf Uphill oder Downhill
Für viele liegt einer der wichtigsten Vorteile von Orbea im Vergleich zum Wettbewerb in der Vielfalt, die das Unternehmen über seinen Konfigurator bei der Auswahl der Modelle bietet. Zwar gibt es Modelle. Diese sind aber nicht fest konfiguriert. Stattdessen lassen sich Akkus, Dämpfer, Gabel, Bremsen, Reifen, Lackierung und vieles mehr aus einer vorgegeben Auswahl bestimmen und so ganz individuell zusammenstellen. Das Ganze ähnelt eher einem Baukasten, aus dem am Ende ein Bike herauskommt, das in exakt dieser Ausstattung vielleicht nur ein einziges Mal ausgeliefert wird.
Als eine Art Überbau existieren natürlich zumindest grobe Einteilungen. Die erste Differenzierung innerhalb des Orbea Rise folgt dem Material des Rahmens – Carbon oder Aluminium. Nächster Unterschied ist das Federsystem. Alle Modelle mit dem Zusatz LT verfügen über einen Federweg von 160 Millimeter vorn und 150 Millimeter hinten. Als Federgabel am Orbea Rise Carbon LT kommt ausschließlich die Fox 36 Float Factory 160 Grip X Kashima zum Einsatz. Topmodell ist das Orbea Rise LT M-Team für 10.999 Euro. Ihm folgt das Orbea Rise LT M10 für 8.499 Euro.
Modelle mit Carbonrahmen als erster Schritt
Als zweiter Namenszusatz erscheinen die Buchstaben SL. Sie symbolisieren den etwas klettertauglicheren Ableger des Orbea Rise Carbon. Der Federweg sinkt hier leicht auf 140 Millimeter vorn und hinten. Bei ihm setzt der Hersteller auf eine Fox 34 Float Factory 140 FIT4. Die rund 16 Kilogramm des Orbea Rise SL M-LTD kosten euch 11.999 Euro. Etwas schwerer und daher auch günstiger fällt das Orbea Rise SL M10 mit 7.999 Euro aus.
An der Stelle wird nicht Schluss sein. Schließlich fehlen ja noch die Hydro-Modelle mit den Aluminiumrahmen. Nach jetzigem Stand möchte Orbea diese auf der Eurobike 2024 in wenigen Wochen in Frankfurt am Main präsentieren. Dort sollen dann auch noch die günstigeren M20-Modelle für das Orbea Rise Carbon LT und das Orbea Rise Cabon SL folgen.
Orbea Rise 2025 im Überblick
- Varianten: Rise LT M-Team, Rise LT M10, Rise SL M-LTD, Rise SL M10
- Rahmen: Carbon
- Federgabel: Fox 36 Float Factory 160 Grip X Kashima, Fox 34 Float Factory 140 FIT4 3-Position-Adjust Kashima
- Dämpfer: Fox DHX Factory 2-Pos Adjust, Fox Float X Factory 2-Pos Adjust Evol LV Kashima
- Motor: Shimano EP801-RS Gen2
- Akku: Orbea Internal 420 Wh, optional Orbea Internal 630 Wh
- Bedieneinheit: Shimano EN600-L
- Antrieb: Shimano XT Di2 M8150, Shimano XT M8100, Sram XX Eagle AXS
- Bremsen: Shimano XTR M9120, Shimano XT M8120
- Gewicht: ab 16 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: ab ca. 133 kg (je nach Ausstattung und Rahmengröße)
- Farben: Cosmic Carbon View-Golden Sand (Gloss), Desert Rose-Carbon Raw (Matt), Tanzanite Carbon View – Carbon Raw (Matt)
- Preise: ab 7.999 Euro
Bilder: Orbea S. Coop. N.I.F.