Er ist da – und dann doch irgendwie nicht. Zumindest noch nicht. Gemeint ist der H Mag, ein neuer Motor von Brose für Lastenfahrräder mit elektrischer Unterstützung. Vor einigen Wochen hat der Hersteller ihn offiziell auf der Cyclingworld Europe in Düsseldorf präsentiert. Auf der Internetseite von Brose gibt es bis auf einen Zweizeiler und ein Datenblatt noch keine tiefergehenden Infos zu dem Antrieb. Wir fassen für euch mal zusammen, was bisher bekannt ist.
Bei seiner neuesten Entwicklung spricht Brose vom „Lastenträger“. An der Stelle wird schon deutlich, für welche Einsatzzwecke er sich empfehlen möchte. Es handelt sich um das erste Aggregat im Sortiment der Berliner, das für E-Bikes zugelassen ist, deren maximal zulässiges Gesamtgewicht bis zu 250 Kilogramm betragen kann. An der Obergrenze dieses Limits bewegen sich fast ausschließlich E-Cargobikes.
Neue Schritte auf vertrautem Terrain
Grundsätzlich betritt Brose damit kein Neuland. Motoren wie der Brose Drive T oder der Brose S Mag finden sich schon jetzt in E-Lastenfahrrädern wieder. Allerdings in etwas leichteren Modellen wie beispielsweise dem Sblocs Calderas, dessen maximal zulässiges Gesamtgewicht sich auf gerade einmal 150 Kilogramm beläuft.
Offensichtlich möchte Brose aber im kontinuierlich wachsenden Markt der Lastenräder weiter Fuß fassen. Eine verständliche Entscheidung, wenn man sieht, wie zum einen viele Logistikunternehmen auf der letzten Meile verstärkt auf zwei, drei- und vierrädrige Fahrräder setzen. Die sind wesentlich wendiger als ein Transporter, können Radwege nutzen und beanspruchen wesentlich weniger Platz zum Parken. Zum anderen legen sich mehr und mehr Privatpersonen ein solches Gefährt zu. In der Folge dessen stieg nach Angaben des ZIV Zweirad-Industrie-Verbandes im Jahr 2022 die Zahl der verkauften E-Lastenfahrräder auf 165.000 Stück. Im Vergleich zu 2021 bedeutet dies ein sattes Plus von 37,5 Prozent.
Geheimnis um Details
Als Basis für den neuen H Mag dient zweifellos der S Mag. Gewicht, Abmessungen, Drehmoment, Prozentsatz an Unterstützung – alles ist identisch. In Zahlen ausgedrückt, heißt dies Folgendes:
- Dauernennleistung: 250 Watt
- Unterstützung maximal bis: 25 km/h
- Gewicht: 2,9 Kilogramm
- Drehmoment: 90 Newtonmeter
- Maximale Unterstützung: 410 Prozent
- Schiebehilfe: bis 6 km/h
- Abmessungen horizontal (L/H/W): 204 x 115 x 99 Millimeter
- Abmessungen vertikal (L/H/W): 198 x 137 x 99 Millimeter
- Achsbreite: 115 Millimeter
Dennoch kann es sich nicht um ein Abbild des S Mag handeln. Stellt sich also die Frage, was den H Mag vom anderen Motor mit Magnesiumgehäuse abgrenzt? Hier hält sich Brose recht bedeckt. Der H Mag sei speziell auf die Bedürfnisse von Lastenrädern zugeschnitten, heißt es von dem Unternehmen. Bei seiner Entwicklung habe man viel Wert auf ein möglichst sensibles Ansprechverhalten gelegt. Und viel mehr an Informationen konnten wir zum jetzigen Zeitpunkt Brose nicht entlocken. Im Laufe des Jahres wird sich das ändern. Denn erste Fahrradhersteller fertigen bereits neue Modelle mit dem Antrieb. Sobald diese vorgestellt werden, gelangen ganz automatisch mehr Details ans Licht. Noch hält Brose die Namen der Hersteller jedoch geheim.
Langzeittest der besonderen Art
Eine Spur in dem Ratespiel, wer zu den künftigen Abnehmern des Brose H Mag gehören könnte, führt nach Münster. Aus unserer Sicht sogar eine heiße Spur. Dort hat der Lastenrad-Spezialist Cargo Bike Monkeys sein Zuhause. Und der hat einer in der Fahrradbranche ziemlich bekannten Persönlichkeit ein Modell des eRadladers mit einem solchen Antrieb für ein ganz besonderes Projekt bereitgestellt. Gunnar Fehlau, Gründer des Pressedienst Fahrrad, Initiator des Bikepacking-Abenteuers Grenzsteintrophy, langjähriger Fahrradlobbyist und eingefleischter Radfahrer, befindet sich seit Januar auf einer selbsternannten Workpacking-Tour. Sein Ziel: Ein Jahr lang durch die Republik radeln und darüber hinaus und gleichzeitig seiner gewohnten Tätigkeit nachgehen. Dafür führt Fehlau ein mobiles Büro auf einem E-Lastenrad mit sich und arbeitet je nach Situation vom Zelt, der Parkbank, einer Blockhütte oder vereinzelt einem netten Hotel aus.
In seinem Tagebuch lässt sich nachlesen, dass er schon nach einem Monat über 1.000 Kilometer und zirka 7.000 Höhenmeter zurückgelegt hat. Und wer den Mann kennt, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, weiß, dass dies erst der Anfang gewesen ist. Einen besseren Test kann sich Brose für den H Mag kaum wünschen. Bisher sind seine Eindrücke wohl durchweg positiv: „Bereits seit meinem Start am 2. Januar kann ich den Hmag von Brose fahren. Ob steile Bergfahrt in der winterlichen Schweiz mit 16-prozentiger Steigung bei sieben Grad minus oder 150 Kilometer lange Überlandpassagen – der Motor arbeitet leise und zuverlässig. Meine Daumen gehen hoch!“
Bilder: Brose Antriebstechnik GmbH und Co.; www.pd-f.de / Kay Tkatzik