Der Name Look hat in der weltweiten Fahrradwelt einen guten Klang, ganz besonders natürlich in Frankreich. Was der Hersteller tut, findet Beachtung. Erst recht, wenn er zum allerersten Mal sich an ein S-Pedelec wagt. Vielleicht ist in dem Falle der wahre Star jedoch nicht das Fahrrad, sondern sein Antrieb.
Ende einer gewissen Stagnation
Für Look bedeuten E-Bikes grundsätzlich kein Neuland. Aktuell umfasst das Sortiment fünf verschiedene Modelle: ein urbanes E-Bike, zwei E-Gravelbikes und zwei E-Rennräder. Allesamt basieren auf einem identischen Rahmen sowie einem Evation-Antrieb von Fazua. Im Grunde hat sich an denen seit der Markteinführung 2020 beziehungsweise 2021 nichts Grundlegendes geändert.
Angesichts dieser Ausgangslage reiht sich die Edelschmiede aus Nevers beim Thema Radfahren mit elektrischer Unterstützung derzeit nicht unbedingt in Startreihe eins ein. Anscheinend möchte der Hersteller sich in absehbarer Zeit jedoch nach vorn arbeiten. Das soll mithilfe des Rover 45 gelingen. Und dem S-Pedelec muss man durchaus zutrauen, dass es durch das Feld der vor ihm liegenden Mitbewerber pflügt.
Cixi wer?
Zum einen, weil Look als Experte auf dem Gebiet der Aerodynamik gilt und es sich aus dem Windschatten heraus bekanntlich leichter überholen lässt. Zum anderen, weil ein zweites französisches ausgesprochen innovatives Unternehmen ins Spiel kommt. Im Rover 45 steckt nämlich ein Antrieb von Cixi. Was, noch nie gehört? Dann willkommen im Club, war uns bisher ebenfalls unbekannt 😉.
Dabei gibt es Cixi bereits seit 2016. Ein Team von mittlerweile rund 60 Leuten verwirklicht seine Vorstellungen moderner, umweltverträglicher Fortbewegung. Die konzentrierten sich in all diesen Jahr auf einen überdachten Einsitzer, der mithilfe eines elektrischen Antriebs bis zu 120 Kilometer pro Stunde schnell fahren soll. Das Besondere am Vigoz ist die Tatsache, dass die Passagiere diese Geschwindigkeiten pedalierend erreichen können. Quasi ein dreirädriges S-Pedelec als Raumkapsel auf Speed.
Folglich dürfte das Vorantreiben eines herkömmlichen S-Pedelecs ein Klacks für ein solches System sein. Dies könnten sich Verantwortliche von Look gedacht haben, als sie 2016 anscheinend eher zufällig auf Cixi trafen und tiefer miteinander ins Gespräch kamen. „Ursprünglich haben wir das Vigoz konzipiert, ein leichtes Fahrzeug, mit dem man bis zu 120 km/h auf jeder Autobahn fahren kann. Als wir dann Look kennenlernten, haben wir unsere Trettechnologie auf Fahrräder ausgeweitet und die kettenlose Technologie direkt auf die hohen Standards der Haptik im Radsport übertragen“, berichtet Pierre Francis, einer der Gründer und jetziger CEO von Cixi auf der Webseite des Unternehmens.
Doppelt bemerkenswert
Das Antriebssystem, das Cixi vom Vigoz auf das Look Rover 45 angepasst hat, nennt sich Pedaling Energy Recovery System, kurz PERS. Wie der Name verrät, spielt Rekuperation eine maßgebliche Rolle. Ein Teil der beim Pedalieren entstehenden Energie wird zurückgewonnen und fließt als elektrischer Strom zurück in den Akku. Ist der also während der Fahrt einmal leer, muss das nicht zwingend für den Rest der Tour so bleiben. Auch wenn Cixi auf seiner Internetseite nicht verrät, wie genau, so verlängert sich doch die Reichweite immer wieder. Vermutlich ähnlich zu anderen Systemen wenn ihr bremst oder zum Beispiel bergab im Leerlauf fahrt.
Im Namen taucht die zweite wichtige Eigenschaft des Antriebs gar nicht auf. Eventuell, weil sie so offensichtlich ist. Beim PERS fehlt die Kette. Besser gesagt, PERS braucht keine Kette. Auch keinen Riemen oder eine anders geartete Form der mechanischen Kraftübertragung vom Pedal auf die Hinterradachse. Die Verbindung zwischen dem Getriebe im Tretlager und dem Hinterradnabenmotor funktioniert elektronisch. Erneut hält sich Cixi in Bezug auf Einzelheiten sehr bedeckt. Fest steht, dass ein Algorithmus das Zepter übernimmt und für ein flüssiges Treten sorgt, nach Aussage von Cixi in jedem Terrain, selbst im Wiegetritt. Statt den Gang an einer Ketten- oder Nabenschaltung einzustellen, wählt ihr bei PERS eine gewünschte Trittfrequenz. Mit dieser Eingabe als Grundlage arbeitet dann das Getriebe. Etwaige herkömmliche Unterstützungsstufen werden in dem Zusammenhang nicht erwähnt. Es wird lediglich von einem Leistungsniveau gesprochen, das zwischen leicht und intensiv wählbar sei.
Bereit für Größeres
Anscheinend kann Cixi inzwischen verschiedene E-Bike-Systeme anbieten. Interessierte Fahrradhersteller können Motoren ordern, die bis 25 km/h, 45 km/h oder anderen gewünschten Geschwindigkeiten unterstützen. Über PERS lassen sich wohl auch mehrere Motoren gleichzeitig ansteuern. An der Stelle wird deutlich, dass selbst Anwendungen in LEV absolut denkbar sind. Das System nutzt 48 Volt als Arbeitsspannung. Passend zu den unterschiedlichen Motoren sind auch mehrere Akku-Größen verfügbar. Bedient werden kann es über ein Display, wie es im Vorbau des Look Rover 45 integriert ist. Alternativ funktioniert dies per Smartphone. Smarte Features wie das Lokalisieren eines E-Bikes, das Sperren des Antriebs aus einer gewissen Entfernung sowie das Erfassen mehrerer Aktivitätswerte kann der Hersteller ebenso umsetzen. Gleiches gilt für diverse Optionen für die Beleuchtung wie Fernlicht, Abblendlicht, Standlicht, Nummernschildbeleuchtung sowie Blinker.
Look Rover 45: Das etwas andere S-Pedelec
Was davon genau alles bereits am Rover 45 zu erleben sein wird, scheint derzeit noch offen. Auf den Webseiten von Look erfährt man über das Projekt momentan rein gar nichts. Cixi stellt auf seiner Internetpräsenz das Projekt grob vor, nennt aber keinerlei technische Spezifikationen. Immerhin kursieren bereits Bilder. Und auf denen besticht das S-Pedelec mit einer ganz eigenen Optik. Da kein herkömmlicher Antriebsstrang gebraucht wird, ergeben sich automatisch neue Freiräume für das Design.
Die hat Look entsprechend genutzt. Innerhalb der anderthalb Jahre gemeinsamer Entwicklung, war der Fahrradhersteller in erster Linie für das Gestalten des Rahmens zuständig, der von Beginn an auf ein S-Pedelec ausgelegt war. Statt einer Kettenstrebe und einer Sitzstrebe besteht beispielsweise der Hinterbau aus einer einzelnen massiven Strebe. Deren Linienführung wird in Richtung Hauptrahmen von einem entnehmbaren Akku fortgesetzt. Die Rahmenrohre sind nicht rund, sondern muten eher wie Flächen an. So legt das Rover 45 einen kantigeren und gleichzeitig aerodynamisch optimierten Auftritt hin. Dazu passt, dass Vorbau und Lenker zu einer Einheit verschmelzen, die organisch aus dem Steuerrohr heraus erwächst.
Der erwähnte Akku verfügt über eine Kapazität von 700 Wattstunden. Da wir noch nicht wissen, wie viel Energie der Antrieb typischerweise braucht, lässt sich auch die mögliche Reichweite kaum beurteilen. Zumal die Rekuperation berücksichtigt werden muss. Mit den Schutzblechen, dem Seitenständer und den beiden Gepäckträgern vorn und hinten besitzt das Fahrrad aber in jedem Falle vieles von dem, was man an einem solchen Gefährt in einem urbanen Kontext erwartet. Und hatten wir schon erwähnt, dass ihr euch an dem Fahrrad nicht mehr die Klamotten an Kette, Schaltwerk, Kettenblatt oder Umwerfer dreckig machen könnt? Angekündigt ist zudem eine App namens Active Pilot. Über die lässt sich voraussichtlich das Fahrrad elektronisch sperren oder aber auch für Freunde freigeben und so mit anderen Menschen teilen.
Bilder: Cixi
Hallo Leute,
das hört sich ja nicht schlecht an. Wann kann man das Fahrrad kaufen. Wie denkt man sich den Service. Habt Ihr darüber informationen ?
M f G
H. W.
Hallo,
tatsächlich reicht unser Hintergrundwissen leider nicht aus, um deine Fragen zu beantworten. Allerdings wird Cixi auf der Eurobike im Juli in Frankfurt als Aussteller vor Ort sein. Dort könntest du das zum Beispiel selbst in Erfahrung bringen. Vielleicht gibt es ja auch bereits fahrbare Prototypen. Ansonsten werden wir auch auf der Messe Augen und Ohren offenhalten. Vielleicht dringen ja ein paar News zu uns durch.
Sportliche Grüße, Matthias