Etwas Neuem kann man sich auf vielerlei Weise nähern. Zum Beispiel mithilfe der Sprache. Im Falle des grundlegend überarbeiteten Explore E+ von Giant ist das sogar ganz aufschlussreich. Die Modellreihe für die Saison 2023 trägt nämlich folgenden Untertitel: „Treking goes Adventure“. Sinngemäß vielleicht „Trekking wird zum Abenteuer“. Das wirft ein paar Fragen auf: War Trekking bisher kein Abenteuer? Möchte das Explore jetzt Trekkingbike oder Adventurebike genannt werden? Was ist denn plötzlich so abenteuerlich am Trekking mit einem Fahrrad? Mal sehen, ob wir darauf und auf andere Fragen eine Antwort finden.
Bei der Suche lässt uns immerhin Giant nicht allein. In seiner Pressemitteilung verrät der Hersteller, wie er den Slogan versteht. „Durch grundlegende Anpassungen am Rahmen sowie der verbauten Komponenten konnten wir nicht nur den Fahrkomfort steigern, sondern auch den Einsatzbereich in Richtung Adventure erweitern und die Fahrsicherheit auch abseits befestigter Straßen erhöhen.“, sagt Alexander Gebert, Leiter Product Department Giant Germany. Was lässt sich da rausziehen? Anscheinend hat sich in puncto Geometrie und E-Bike-System etwas getan, das in Richtung einer neuen Geländetauglichkeit weist.
Fährt sich anders, weil ihr anders darauf sitzt
Der Blick auf die technischen Merkmale bestätigt diese Vermutung. Giant hat an mehreren kleinen Stellschrauben gedreht, wodurch ihr in eine Fahrposition gelangt, die euch aufrechter sitzen lässt, als das bei den Vorgängern der Fall war. An dem steiler aufgestellten Vorbau ist ein Lenker montiert, dessen Kröpfung größer ausfällt und der weiter nach hinten in eure Richtung ausgestellt ist. Zusätzlich hat das Oberrohr ein paar Millimeter an Länge verloren. So wird der vordere Bereich des E-Bikes kompakter, alles rückt ein wenig enger zusammen. Euch verleiht dies einen besseren Überblick über das vorausliegende Gelände sowie mehr Kontrolle über das Fahrrad selbst.
Neben der veränderten Geometrie haben die Reifen an Breite gewonnen und messen jetzt stattliche 57 Millimeter. Hinzukommt eine Federgabel, deren Federweg um 20 Millimeter angewachsen ist. In der Summe erhält das Explore E+ dadurch einen spürbar neuen Charakter. Es ist besser für den Fall gewappnet, dass ihr den Asphalt hinter euch lassen wollt und das Abenteuer eher auf Wald- und Wiesenwegen sucht.
Anzugsstark und ausdauernd
In dasselbe Horn stößt die aktualisierte Motorisierung der Modellreihe. Durchweg gibt es ein wenig mehr Drehmoment als bisher und für die Modelle mit dem Zusatz „Pro“ im Produktnamen obendrauf noch eine größere Akkukapazität. Im Explore E+ Pro 0 als auch im Explore E+ Pro 1 steckt der SyncDrive Pro2, der im Vorjahr ein Tuning erhalten hat. Das Explore E+ 1 und das Explore E+ 2 verfügen über einen SyncDrive Sport2. Bezogen auf die Leistung liegen beide Motoren sehr nah beieinander. Beim Drehmoment stehen den 85 Newtonmeter des SyncDrive Pro2 gerade einmal zehn weniger des SyncDrive Sport2 gegenüber. Ihre maximale Unterstützung beträgt jeweils 400 Prozent. Vom Gewicht her trennen beide lediglich 100 Gramm. Mithilfe der RideControl App könnt ihr die Unterstützungsstufen anpassen und so die Motorcharakteristik ganz auf eure Wünsche abstimmen.
Den Zugewinn bei der Kapazität hatten wir schon erwähnt. Allerdings bleibt er den beiden Topmodellen vorbehalten. Analog zum neuen Stormguard E+ setzt Giant hier auf seine Akkus mit der neuesten Zelltechnologie. Der in Zusammenarbeit mit Panasonic entstandene EnergyPak Smart 800 basiert auf Zellen der Größe 22700. Seine Kapazität könnt ihr mit dem optional erhältlichen Range Extender EnergyPak Plus auf dann insgesamt 1.050 Wattstunden steigern. Unter optimalen Bedingungen verspricht Giant damit Reichweiten jenseits der 200 Kilometer.
Ganz so weit kommt ihr mit dem Explore E+ 1 und das Explore E+ 2 nicht – zumindest nicht am Stück mit einer Akkuladung. Die beiden günstigeren Modelle kommen mit dem EnergyPak Smart 625 aus. Kompatibel zum Zusatzakku EnergyPak Plus ist der allerdings auch.
Antrieb folgt aktuellem Trend
Im Vergleich zu den Vorjahren fällt ansonsten auf, dass Giant zwar der Kettenschaltung treu geblieben ist, aber den Wechsel hin zu einem Antrieb mit nur einem Kettenblatt vollzieht. Das deckt sich mit dem, was andere Hersteller an vergleichbaren Modellen tun. Bei den Schaltgruppen handelt es sich fast ausnahmslos um Versionen mit der Linkglide-Technologie von Shimano. Diese sind gezielt für eine längere Standfestigkeit konzipiert worden. Folglich wiegen sie etwas mehr als das jeweilige Pendant ohne „LG“-Kürzel. Angesichts der höheren Belastungen, die am E-Bike auf die Schaltung einwirken, ist dies jedoch ein Schritt, den vermutlich viele eher begrüßen.
In den Genuss einer Lingkglide-Gruppe kommt ihr beim Explore E+ 2 leider nicht. An dem günstigsten Modell der Reihe ist stattdessen eine Alivio-Gruppe mit neun Ritzeln und einer Kassette verbaut, deren Bandbreite doch ein Stück weit hinter denen der übrigen Modellreihe zurückbleibt.
Praktischen Aspekten Rechnung getragen
Erfahrungsgemäß braucht es nicht unbedingt extra eine lange Fahrradtour, um Abenteuer zu erleben. Der Alltag hat mitunter auch einiges zu bieten. Damit ihr dort zurechtkommt, gehören ganz praktische Anbauteile wie Schutzbleche, Beleuchtung, Gepäckträger und Seitenständer zur Serienausstattung des Giant Explore E+. An dem Gepäckträger lässt sich Zubehör des MIK HD-Systems anklicken. Zudem ist er für das Anbringen eines Kindersitzes zugelassen und verträgt im Ernstfall eine Zuladung von 27 Kilogramm. Wer mehr als nur ein Kind mit dem Fahrrad befördern möchte, kann über einen Fahrradanhänger nachdenken. Die dafür nötige Aufnahme ist in Form eines M10-Gewindes im Rahmen integriert.
In Bezug auf die erhältlichen Rahmenformen bleibt alles wie gehabt. Bei allen Modellen könnt ihr zwischen einem Diamantrahmen und einem Trapezrahmen mit abgesenktem Oberrohr wählen. Den Diamantrahmen gibt es in den Größen M bis XXL, den Trapezrahmen von S bis XL.
Giant Explore E+ 2023 im Überblick
- Varianten: Explore E+ 0 Pro, Explore E+ 1 Pro, Explore E+ 1, Explore E+ 2
- Motor: SyncDrive Pro2, SyncDrive Sport2
- Akku: EnergyPak Smart 800, EnergyPak Smart 625
- Bedieneinheit: RideControl Ergo 2, RideControl Dash 2in1
- Display: RideDash Evo, RideControl Dash 2in1
- Federgabel: SR Suntour XCR 34 Air, SR Suntour XCM34 Coil
- Antrieb: Shimano Deore XT, Shimano Deore, Shimano Alivio
- Bremsen: Shimano MT8100, Shimano MT5130, Tektro HD-M275
- Farben: Amber Glow, Cordovan, Gunmetal Black, Misty Forest, Truffle
- Gewicht: ca. 27 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 156 kg
- Preis: ab 3.299 Euro
Bilder: Giant Deutschland GmbH