Neues E-MTB Finna Wind Peak: Erfrischende spanische Brise

Wenn so ein großer Name wie Cervélo verkündet, nach bisher kompletter Abstinenz nun doch auch E-Bikes fertigen zu wollen, schlägt dies in der Branche relativ hohe Wellen. Dabei passiert so etwas natürlich auch in kleinerem Rahmen, sprich bei weniger prominenten Herstellern. Wie etwa bei der aus Barcelona stammenden Marke Finna. Im Jahre 2012 gegründet, haben die Spanier sich bislang vor allem den Sparten Gravel und Bikepacking gewidmet und dabei stets auf elektrische Unterstützung verzichtet. Zum Beginn von 2024 poppte dann eine zumindest für uns überraschende Meldung auf: Finna stellt erstmals ein Mountainbike vor. Und dann auch noch als sein erstes E-Bike überhaupt.

Wind Peak heißt der Neuling im Programm, also Windspitze. Ein englischer Name für ein Modell gewählt von einer spanischen Marke. Das hätten manche von euch vielleicht anders erwartet. Bei Finna hat dies allerdings anscheinend Tradition. Aktuell gibt es lediglich ein Modell, das von diesem Muster abweicht und das wurde nach dem taiwanesischen Naturpark Taroko benannt.

Aber bleiben wir beim Wind Peak. Für das Fahren mit diesem Modell sollte der Wind in der Regel keine Rolle spielen. Schließlich verlaufen in europäischen Gefilden die meisten Mountainbike-Trails erfahrungsgemäß durch größere Waldgebiete. Und in denen seid ihr vor dem Wind recht gut geschützt.

Abwärts muss nicht immer schlecht sein

Womit ihr beim Wind Peak rechnen könnt, ist jedoch mächtig Fahrtwind im Gesicht. Denn dieses E-Mountainbike ist ganz klar abfahrtsorientiert ausgelegt. Ein Federsystem mit 170 Millimetern vorn und sogar 185 Millimetern hinten gepaart mit einem ziemlich flachen Lenkwinkel von 64,5 Grad lassen sicher so manches Enduro-Herz höher schlagen. Der als Viergelenker mit Horst-Link konstruierte Hinterbau sollte euch ein recht hohes Maß an Fahrstabilität vermitteln und eher antriebsneutral agieren. Sowohl Federgabel als auch Dämpfer stammen vom italienischen Hersteller Formula. Beide nutzen eine Spiralfeder als Federelement. Das bedeutet, das System schluckt vor allem kleinere Unebenheiten unglaublich effektiv und bringt ein charakteristisches lineares Feder- und Dämpfungsverhalten mit.

Auf seiner Webseite stellt Finna besonders den Lenkwinkel von 64,5 Grad heraus. Für den Hersteller vereint er Agilität und Vertrauen und unterstützt zudem ein möglichst exaktes Lenkverhalten. In der Folge sollte sich das Wind Peak als E-MTB erweisen, das sich unbeirrbar seinen Weg nach unten bahnt und dabei dennoch stets gutmütig manövrieren lässt.

Spezieller Motor für E-MTBs

In jedem Falle weist der nicht zu steile Sitzwinkel von 71 Grad darauf hin, dass die Bergauf-Qualitäten eine etwas untergeordnete Rolle beim Design des Rahmens spielten. Anstiege braucht ihr trotzdem nicht zu fürchten. Für den nötigen Ausgleich sorgt der Ep3+ MX des italienischen Herstellers Polini. An dem Zusatz MX erkennt ihr die auf E-Mountainbikes ausgelegte Variante des Motors. Sie weist mit 90 Newtonmetern ein höheres Drehmoment auf als der Ep3+. Die Dauernennleistung von 250 Watt kann in Spitzen auf maximal 600 Watt hochschnellen. Von den Werten her liegt der Ep3+ MX damit eine Nasenspitze vor Aggregaten wie dem Bosch Performance Line CX, während ein Giant SyncDrive Pro 2 bei 85 Newtonmetern und identischer Leistung rund 300 Gramm weniger wiegt.

Großer Vorteil des im Wind Peak verbauten Motors gegenüber anderen Mitbewerbern sind dessen äußerst umfangreichen Optionen zur Individualisierung. Das beginnt bei der Tatsache, dass neben den voreingestellten Fahrmodi Touring, Dynamic und Race schon einmal serienmäßig zwei weitere einstellbare Modi angelegt sind. Mithilfe der Polini E-Bike App könnt ihr die an eure persönlichen Vorlieben anpassen. Als Ausgangspunkt dient dabei wahlweise einer der Standardmodi. An den lässt sich dann entsprechend Hand anlegen. Auf jeweils fünf Levels könnt ihr festlegen, wie viel Prozent der Motor von seiner Leistung dort abrufen und zu viel Prozent er euch unterstützen soll. Das bietet viel Spielraum zum Ausprobieren und Optimieren. Genau wie die Gefahr, sich in den Einstellungen zu verlieren. Aber als Rettungsanker bleiben ja stets Touring, Dynamic und Race für euch wählbar. Darüber hinaus lässt sich festlegen, ab welcher Geschwindigkeit der Motor seine Unterstützung einstellt oder wie lang er nachschiebt, sobald ihr mit dem Pedalieren aufgehört habt.

Enorme Bandbreite bei der Reichweite

Diese sehr detailreichen Einstellungen haben direkten Einfluss auf den jeweiligen Energieverbrauch. Daher gibt Polini auch keine ungefähre Reichweite für den Antrieb an. Finna stellt eine Übersicht bereit, anhand der man ablesen kann, dass zum Beispiel im voreingestellten Dynamic-Modus die Reichweite auf flachem Terrain zwischen 40 Kilometer bei Level 5 und 130 Kilometer bei Level 1 variieren kann. Insgesamt erscheint der Antrieb eher etwas für diejenigen zu sein, die ganz konkrete Vorstellungen vom Motorverhalten haben oder sehr experimentierfreudig sind. Übrigens, eine Schiebehilfe ist selbstverständlich auch mit an Bord.

Je nach Setup kann der Motor also schon einiges an Strom verbrauchen. Dafür stellt Finna zusammen mit Polini euch eine Kapazität von 630 Wattstunden zur Verfügung. Den im Unterrohr integrierten Akku findet man so auf der Webseite von Polini nicht. Demnach könnte es sich um eine speziell für Finna gefertigte Version handeln. Gewöhnlich stünden nur Akkus mit Kapazitäten von 500 Wattstunden beziehungsweise 880 Wattstunden zur Wahl. Angesichts dessen scheint der 630er Akku eine passable Mittelgröße zu sein, die Gewicht, Reichweite und Baumaß ganz gut gegeneinander abwiegt.

Carbon kombiniert mit klassischen Schaltzügen

Mit seinem Eigengewicht von 23 Kilogramm tut das Wind Peak einiges dafür, den Fahrspaß auf eine möglichst lange Dauer auszudehnen. Ein Grund für das relativ geringe Gewicht ist der aus Carbon gefertigte Rahmen. Dessen Unterrohr ist serienmäßig mit einem Rahmenschutz versehen. In erster Linie soll der sicher den Lack vor übermäßig vielen Schäden durch aufgewirbelte Steine oder andere kleinere Stöße verhindern. Beim Rahmen könnt ihr zwischen den Größen S, M und L wählen.

Die übrige Ausstattung birgt keine großen Überraschungen. Nachdem bereits das Fahrwerk von Formular stammt, verwundert es kaum, dass dies auch für die Bremsen gilt. Vorn und hinten sind die Cura 4 mit Bremsscheiben von jeweils 203 Millimetern im Durchmesser ausgestattet. Dazu gibt es eine herkömmliche Sram GX Eagle Kettenschaltung mit zwölf Gängen. Auf den 29 Zoll großen Laufrädern sind WTB Verdict in einer Breite von 2,5 Zoll aufgezogen. Zusammen mit all den anderen Komponenten ergibt sich daraus ein Preis von 7.599 Euro.

E-MTB Finna Wind Peak im Überblick

• Rahmen: Carbon
• Federgabel: Formula Selva C, 170 mm
• Motor: Polini Ep3+ MX
• Akku: Polini, 630 Wh
• Bedieneinheit: Polini Switch Controller Display TFT
• Display: Polini Integrated LED display
• Antrieb: Sram GX Eagle
• Bremsen: Formula Cura 4
• Gewicht: 23 kg
• Maximal zulässiges Gesamtgewicht: n.a.
• Preis: 7.599 Euro

 

Bilder: TOP FUN, S.L.