Von ihrem Erscheinungsbild her gleichen sich Fahrräder mit elektrischer Unterstützung immer mehr ihren Pendants ohne Motorisierung an. Auf der zurückliegenden Eurobike in Frankfurt war dieser Trend unübersehbar – und das über beinahe alle Fahrradtypen hinweg. Ein Beispiel dafür bringt jetzt Diamant auf den Markt, auch wenn der Hersteller gar nicht mit einem eigenen Stand auf der weltweit größten Messe anwesend war. Vielleicht hat er Zeit und Geld dafür lieber in sein neues urbanes E-Bike gesteckt.
Unser Jahr hat 365 Tage. An all diesen Tagen möchte die Neuheit von Diamant euch zum Fahrradfahren animieren. Deshalb heißt sie genauso: 365. Bemerkenswerter als der Name ist jedoch die Tatsache, dass dieses Bike ganz leicht als ein gewöhnliches sportliches Cityfahrrad durchgehen könnte. Im Grunde ist es das auch. Abgesehen vom E-Antrieb.
Antrieb ein Gemeinschaftsprojekt
Der hat jedoch einen genauen Blick verdient. Schließlich handelt es sich um ein System, das in Europa bislang noch recht unbekannt ist. Es stammt vom taiwanesischen Hersteller Hyena. Zumindest in seiner Urform. Diamant und Trek haben es nach ihren Vorstellungen weiterentwickelt und daraus etwas ganz Eigenes gemacht. Entsprechend selbstbewusst verspricht Diamant „das beste und natürlichste Fahrgefühl aller leichten E-Bike-Motoren“. Gut, welcher Hersteller tut das nicht?
Zu dem System gehört ein in der Hinterradnabe verbauter Motor, ein fest im Unterrohr integrierter Akku sowie eine Bedieneinheit am Lenker. Den Motor bezeichnet Diamant am neuen 365 als Hyena G2. Hinter der Abkürzung verbirgt sich die Tatsache, dass die Trek Bicycle Corporation, zu der auch die Marke Diamant zählt, bereits die zweite Generation des Aggregats einsetzt. Die erste Generation des Motors treibt seit einem Jahr Fahrräder von Electra an, ebenfalls eine Marke unter dem Dach von Trek. Nach Angaben von Diamant hat sich der Motor dort bewährt. Die überarbeitete Version soll ein natürlicheres Fahrerlebnis bieten und eine größere Reichweite erlauben.
Technisch überzeugend
Anhand der Spezifikationen lässt sich vermuten, dass er auf Augenhöhe mit vergleichbaren Antrieben von Mahle, FSA oder Maxon liegen könnte. Das Drehmoment von 40 Newtonmeter und das Gewicht von weniger als zwei Kilogramm sprechen in jedem Falle dafür. Genau wie das Beschränken auf lediglich drei Unterstützungsstufen. Dazu gibt es eine Einstellung, in der ihr den Antrieb deaktiviert und ohne jegliche Motorkraft pedaliert. Bei einem Gesamtgewicht der E-Bikes von rund 18 Kilogramm dürfte das recht gut machbar sein.
Damit die Waage nicht mehr anzeigt, hat Diamant den Akku fest integriert. Dadurch wird der Rahmen leichter und widerstandsfähiger gegenüber Torsionskräften. Auf diese Lösung setzen die bereits genannten Mitbewerber ebenfalls. Die Kapazität von 250 Wattstunden genügt in der Regel für maximal 60 Kilometer. Wie ihr wisst, hängt das immer von etlichen Faktoren wie der Temperatur, dem Luftdruck, dem Profil der Strecke, der Fahrweise und ähnlichem ab. Diamant geht bei dem Wert davon aus, dass ihr in der Stadt ein eher gleichmäßiges Tempo fahrt, auf aggressive Ampelsprints verzichtet und euch mit einer niedrigen Unterstützung begnügt.
Zugabe gewünscht?
Zusätzlicher Spielraum eröffnet sich durch den optionalen weiteren Akku. Der Hersteller führt einen Range Extender mit einer Kapazität von noch einmal 250 Wattstunden in seinem Sortiment. Dessen Äußeres ähnelt einer Trinkflasche. Er erfordert aber eine eigene Halterung, die sich an den Aufnahmen für den Flaschenhalter befestigen lässt, und passt nicht in einen herkömmlichen Flaschenhalter. Wenn euch das nicht stört, könnt ihr die Reichweite mit einem Schlag auf dann 120 Kilometer verdoppeln.
Auffällig unauffällig
Ein Grund für die erhöhte Verwechslungsgefahr mit einem Fahrrad ohne E-Antrieb ist das Weglassen eines Displays. Diamant rechnet damit, dass viele Menschen inzwischen für solche Zwecke lieber eine App auf ihrem Smartphone nutzen. Zumal die App sich flexibler weiterentwickeln könne, als ein fest verbautes Display. Folglich läuft die Bedienung des Systems am Fahrrad selbst über eine kleine Remote am Lenker. Die ist einfach gehalten. Zwei große Tasten mit Plus und Minus, eine kleinere zum An- und Ausschalten sowie zwei Reihen mit fünf beziehungsweise drei LEDs. Das ist es schon. Die erste Reihe von LEDs zeigt euch die Akkustand in Schritten von 20 Prozent an. An der zweiten erkennt ihr den aktuell gewählten Fahrmodus.
Wer mehr sehen und wissen möchte, findet die entsprechenden Informationen in der Hyena Rider Assistant App. Die gibt’s für Android und iPhone kostenlos in den jeweiligen Online-Stores. Dort merkt ihr dann, dass die Fahrmodi keinen Namen erhalten haben, sondern lediglich als L1, L2 und L3 firmieren. In der App lassen sich die üblichen Fahrdaten und Statistiken abrufen. Plant ihr eine Route, könnt ihr dort zudem erkennen, ob dafür noch genügend Saft im Akku ist. Zudem lassen sich ein paar Einstellungen des E-Bike-Systems gemäß euren Vorstellungen anpassen.
Günstiges Gesamtpaket
Vom 365 hat Diamant zwei Modelle mit unterschiedlicher Ausstattung erstellt. Beide basieren auf einem Aluminiumrahmen, an dem die Kabel innen verlegt sind und den es neben der klassischen Variante als Diamantrahmen zusätzlich als Trapezrahmen gibt. Gemeinsam sind ihnen außerdem serienmäßig die Schutzbleche, die Lichtanlage sowie der Seitenständer. Am günstigeren Modell zählt die Kettenschaltung nur neun Gänge. Dafür beträgt der Preis ausgesprochen attraktive 2.449 Euro. Für 200 Euro mehr gibt es beim etwas teureren Modell mit dem Zusatz „Deluxe“ eine hochwertigere Schaltung mit dann zehn Gängen sowie einen Gepäckträger.
Sowohl das Diamant 365 als auch das Diamant 365 Deluxe sind ab sofort erhältlich.
Diamant 365 der Saison 2023 im Überblick
- Varianten: Diamant 365, Diamant 365 Deluxe
- Motor: Hyena G2
- Akku: Hyena In-Tube battery, 250 Wh, Range Extender compatible
- Bedieneinheit: Bluetooth Display
- Gabel: starr
- Antrieb: Shimano Deore, Shimano Altus
- Bremsen: Shimano MT200
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 136 kg
- Preis: ab 2.449 Euro
Bilder: Diamant Fahrradwerke GmbH