Anfang März hat Cannondale mit zwei überarbeiteten Versionen des Mavaro Neo 1 seine ersten E-Bikes auf den Markt gebracht, in denen Boschs neuer Smart System-Antrieb für die gewünschte Motorunterstützung sorgt. Nun lässt der Hersteller mit dem Tesoro Neo X 1 die nächsten Modelle folgen. Diese richten sich im Vergleich zum Mavaro Neo an eine größere Zielgruppe, weil ihr Einsatzspektrum weit über das des urbanen Umfeldes hinausgeht.
Der beste Antrieb für die Nummer 1
Unter den Trekking-E-Bikes ist die Tesoro Neo X-Modellreihe eine feste Größe im Sortiment von Cannondale. Bisher gab es mit dem Tesoro Neo X 2 und dem Tesoro Neo X 3 zwei Modelle in jeweils zwei Rahmenformen. Die 1 hatte sich Cannondale anscheinend für die jetzige Neuvorstellung aufgehoben. Angesichts der neuesten Entwicklungsstufe von Boschs Top-Antrieb ist die Nummer auch gerechtfertigt. Das jetzt präsentierte Flaggschiff profitiert von den Vorteilen, die das Smart System gegenüber seinen Vorgängern mitbringt. In erster Linie sind das die 20 Prozent mehr an Kapazität durch den Akku mit 750 Wattstunden sowie das vereinfachte Verbinden mit dem eigenen Smartphone, das neue digitale Möglichkeiten wie Over-the-Air-Updates eröffnet. Mit jeder folgenden Weiterentwicklung der dazugehörigen eBike Flow App wird zudem der Abstand zu den anderen Systemen gerade in Sachen Funktionsumfang und Nutzerfreundlichkeit perspektivisch anwachsen.
Mehr Standfestigkeit und Komfort
Beim Blick auf die anderen an den Fahrrädern verbauten Komponenten fällt der Unterschied zwischen den vorhandenen und den jetzt neuen Modellen nicht ganz so groß aus. Das Tesoro Neo X 1 punktet hier vor allem mit der Linkglide-Gruppe von Shimano. Dahinter verbergen sich robustere gebaute Kassetten, Schaltwerke, Ketten und Schalthebel. Sie sind speziell auf die größeren Kräfte ausgelegt, die an einem E-Bike wirken, und halten folglich den Belastungen länger stand als dies andere Produkte aus dem Hause Shimano tun. Im Alltag bedeutet das für euch mehr Zuverlässigkeit und den einen oder anderen Gang weniger in eine Werkstatt.
Für mehr Fahrkomfort sorgt die verbaute Federgabel SR Suntour XCR34. Ihr Federweg ist mit 100 Millimetern zwar genauso groß, wie der an den Federgabeln von Tesoro Neo X 2 und Tesoro Neo X 3. Allerdings werden in diesem Falle mit Luft statt nur mit einer Stahlfeder Unebenheiten ausgebügelt, während die gesamte Gabel zusätzlich beinahe ein Kilogramm leichter ausfällt. Außerdem hat Cannondale zu einer etwas hochwertigeren Lichtanlage gegriffen als auch einen Gepäckträger gewählt, der kompatibel mit dem Klick-System von Racktime ist. Genau wie sein günstigeres Pendant verträgt er Lasten von maximal 25 Kilogramm.
Eher behäbig als sportlich
Es gibt aber auch Details, in denen der Neuling weniger überzeugen kann. Zumindest aus unserer subjektiven Sicht. Das gilt in erster Linie für das Rahmendesign. Durch die größeren Abmessungen des PowerTube 750 stand jeder E-Bike-Hersteller vor derselben Aufgabe: Entweder den Akku irgendwie in bereits vorhandene Rahmen zu integrieren, was zum Beispiel KTM geschafft hat. Oder lieber gleich einen neuen Rahmen fertigen. Cannondale ist den zweiten Weg gegangen. Und das Ergebnis wirkt einfach nicht so schlüssig. Gerade für eine Marke, die in der Vergangenheit oftmals optische Ausrufezeichen setzen konnte.
Beim Tesoro Neo X 1 jedoch hinterlässt der Bereich um das Tretlager herum einen ungewohnt klobigen Eindruck. Die Motorverkleidung hat im Übergang zum Unterrohr eine merkliche Ecke verpasst bekommen, die eher im Widerspruch zu anderen runderen Formen am Rahmen steht. Von der Motorseite aus schaut einen jede Menge Plastik an, die durch den farblichen Kontrast zur eigentlichen Rahmenfarbe in ihrer scheinbaren Unförmigkeit noch stärker hervortritt. Gegenüber an der Antriebsseite verdeckt der Kettenschutz das etwas. Doch auch der ist nicht gerade filigran gelungen, sondern wohl vorrangig auf seine Funktion hin gestaltet worden. Unter dem Strich reicht das Tesoro Neo X 1 nicht vollkommen an die sportliche Optik seine Schwestermodelle heran.
Form vor Funktion?
Vielleicht auch deshalb versucht es eher eine gewisse Eleganz auszustrahlen. Verantwortlich dafür ist ein im Steuerrohr eingelassener Frontscheinwerfer, den ihr schon vom Mavaro Neo kennen könntet. Auch hier verleiht das vertikale, sehr schmale Licht dem Bike gleich ein leicht futuristisches Antlitz. Die eigentliche Wirkung ist nicht ganz so begeisternd. Das Licht ist vom Winkel her nicht einstellbar, und genügt nicht den Vorgaben der Straßenverkehrszulassungsordnung StVZO. Wohlwissentlich hat Cannondale es auch lediglich als Tagfahrlicht angedacht. Als Ausgleich findet sich an der Gabel montiert ein zusätzlichen Frontscheinwerfer.
Mehr als „nur“ ein Trekkingbike
Trotz aller Kritik könnt ihr mit dem Tesoro Neo X 1 jede Menge anfangen. Es eignet sich sowohl für das Pendeln zur Arbeit als auch für lange Touren. Dank Federgabel, gefederter Sattelstütze und 53 Millimeter breiter Reifen könnt ihr euch damit zudem getrost auf leichte Wald- und Wiesenwege wagen. Insgesamt handelt es sich um ein durchaus potentes Trekking-E-Bike, das genauso gut im urbanen Umfeld zurechtkommt.
Der Hersteller bietet es in drei Rahmenformen an: als Tiefeinsteiger „Low StepThru“, als Trapezrahmen „StepThru“ und als eher klassischer Diamantrahmen mit nur leicht abfallendem Oberrohr. An jeweils der kleinsten der drei Rahmengrößen sind 27,5 Zoll große Laufräder verbaut, an den übrigen zwei Rahmengrößen Räder mit 29 Zoll. Bei jeder Rahmenform könnt ihr zwischen zwei Farben wählen, wobei eine davon stets grau ist.
Modellreihe Cannondale Tesoro Neo X im Überblick
- Varianten: Tesoro Neo X 1, Tesoro Neo Speed, Tesoro Neo X 2, Tesoro Neo X 3
- Rahmen: SmartForm C1 Aluminium, SmartForm C2 Aluminium
- Federgabel: SR Suntour XCR34, SR Suntour XCM 34, SR Suntour XCM ATB
- Motor: Bosch Performance Line CX, Bosch Performance Line
- Akku: Bosch PowerTube 750, Bosch PowerTube 625, Bosch PowerTube 500
- Display: Bosch Kiox 300, Bosch Purion
- Antrieb: Shimano Deore Linkglide, Shimano Deore, Shimano Alivio
- Bremsen: Magura CT, Shimano MT200
- Größen: SM, MD, LG, XL
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 150 kg
- Preis: ab 3.599 Euro
Bilder: Cycling Sports Group, Inc.