Staub, Schlamm, immer am Limit, öfter einen Schlag einsteckend – das sind normalerweise nicht die Bedingungen, unter denen man mit einem E-Bike rechnet. Längst hat sich dieser Typ Fahrrad aber auch zum Sportgerät entwickelt und ist in derartiegn Gefilden zuhause. Bosch hat als einer der ersten Motorenhersteller das Potenzial solcher speziell für E-Bikes geschaffenen Rennserien erkannt und sich im großen Stil engagiert. Die dort gesammelten Erfahrungen sind nun in den sportlichsten Antrieb geflossen, den das Unternehmen jemals auf den Markt gebracht hat.
An dem Bosch Performance Line CX Race Limited Edition, wie die vollständige Bezeichnung des Aggregats lautet, haben neben den Ingenieuren von Bosch auch etliche professionelle Radsportlerinnen und Radsportler mitgewirkt. Ihr Erleben auf der Strecke wurde anschließend in die entsprechende Hard- und Software übersetzt. Die Stoßrichtung bei der Entwicklung war dabei so einfach wie herausfordernd: Der neue Motor sollte leichter und gleichzeitig leistungsfähiger werden als der bisherige Performance Line CX. Wobei die technischen Regularien des Profisports dem Vorhaben auch gewissen Grenzen setzen.
Eigene Optik
Herausgekommen ist auf alle Fälle der leichteste Motor im gesamten Sortiment. Mit 2,75 Kilogramm wiegt er rund 150 weniger als sein aktuelles Pendant aus der Entwicklungsstufe des Smart System. An welcher Stelle Bosch genau das eine oder andere Gram gefunden hat, behält der Hersteller leider für sich. So bestand das Gehäuse etwa bisher bereits aus Magnesium. Das ist bei der neuen Race-Version so geblieben. Lediglich das äußere Erscheinungsbild hebt sich vom bekannten Schwarz deutlich ab. Im Gegensatz dazu erstrahlt der Bosch Performance Line CX Race in einem graphitgrauen Metall-Finish. Auf der Abdeckung ist zudem ein roter Akzent gesetzt, an dem ebenfalls deutlich wird, dass in diesem E-Bike der Top-Antrieb steckt.
Mehr Power, mehr Ausdauer
Der größere Teil der Entwicklungsarbeit dürfte in die Software geflossen sein. Ergebnis dessen ist eine komplett neue Unterstützungsstufe – der Race-Modus. In dem setzt die Unterstützung nach Angaben von Bosch noch direkter ein als in den vorhandenen Modi. Außerdem wird bis hinauf auf 400 Prozent der eigenen Pedalleistung unterstützt. Beim „normalen“ Bosch Performance Line CX ist bei 340 Prozent schon Schluss.
Zum Race-Modus gehört ebenfalls der Extended Boost. Ihn hat Bosch noch einmal verlängert. Dort, wo besonders knifflige Hindernisse euch den Weg versperren, habt ihr dank des extra Schubs bessere Chancen, darüber hinweg- oder daran vorbeizukommen. Analog zu den anderen Unterstützungsstufen könnt ihr den Race-Modus in der eBike Flow App auf eure Vorlieben hin verändern. Einstellbar sind die Stärke der Unterstützung, die Charakteristik des Ansprechverhaltens, die maximale Geschwindigkeit und das maximale Drehmoment.
Apropos Drehmoment. Das hat Bosch bei den bisherigen 85 Newtonmetern belassen. Im Sinne einer extrem sportlichen Fahrweise wurde jedoch die Trittfrequenz erhöht, bis zu der der Motor seine volle Leistung bereitstellen kann. Mit dem neuen Topmodell könnt ihr über die 120 Umdrehungen pro Minute hinauskurbeln, ohne dass ein Abfall droht. Auch das unterscheidet den CX Race vom CX.
Ausgewähltes Produkt in begrenzter Anzahl
Insgesamt hat Bosch also ein paar der Grenzen für wichtige Eigenschaften des Motors in extremere Regionen verschoben. Noch kräftiger, noch abrupter, noch hochtouriger. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer diese Vorteile auskosten möchte, muss die entsprechende Fahrweise an den Tag legen und auf Trails unterwegs sein, die das erfordern. Für die Profis in Rennserien wie der Enduro World Series für E-Mountainbikes (EWS-E) werden das sehr willkommene Leistungspromille sein. Ob euer E-Bike derart potent ausgestattet sein muss, könnt nur ihr selbst entscheiden.
Andererseits, so wahnsinnig viele Chance dürften sich euch vermutlich auch nicht bieten. Denn ein wichtiger Zusatz der Neuvorstellung lautet „Limited Edition“. Nach unseren Informationen geht ein Großteil der neuen Motoren an Teams im Profiradsport. Schließlich tummeln sich dort auch die anderen großen Hersteller wie Shimano, Specialized, Giant oder Sram mit seinem Blackbox-Team. Es geht also ums Prestige und Bosch möchte die Mannschaften, die auf seine Aggregate setzen, sicher bestmöglich unterstützen. Für ihre Serien, die an Menschen wie euch und uns verkauft werden, bleibt den Fahrradherstellern nicht unendlich viel übrig. Entsprechend begrenzt dürften die Stückzahlen später aussehen.
Sportlicher Aspekt im Vordergrund
Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt steht der Bosch Performance Line CX Race in erster Linie symbolisch für den Einsatz des Unternehmens im Profiradsport. Als solchen benennt ihn auch Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems: „Als leidenschaftlicher E-MTB-Fahrer kenne ich den Schmerz, die Anstrengung und Begeisterung auf dem Trail selbst genau. Dass wir Athletinnen und Athleten mit unserer Technologie ermöglichen, noch erfolgreicher im Wettkampf zu bestehen, macht mich deshalb besonders stolz. Der E-Mountainbike-Bereich wird weltweit immer professioneller, diese Entwicklung unterstützen wir aktiv.“ Ob der Motor in den kommenden Jahren umfangreicher Einzug hält in die Angebote der Fahrradhersteller, bleibt abzuwarten.
Motor Bosch Performance Line CX Race im Überblick
- Unterstützungsumfang: 400 %
- Maximal mögliches Antriebsdrehmoment: 85 Nm
- Unterstützung bis maximale Trittfrequenz: < 120 U/min
- Max. Unterstützung bis: 25 km/h
- Gewicht: ca. 2,75 kg
Bilder: Bosch eBike Systems