Update 20. September 2021
Das ging dann doch ziemlich schnell. Im Juli hatte BMW seine Idee für ein kompaktes Cargobike mit E-Antrieb präsentiert. Anlässlich der diesjährigen Eurobike Anfang September gab der Autoriese nun bekannt, dass der bayrische Fahrradhersteller Cube die Lizenz für das dreirädrig Lastenrad Concept Dynamic Cargo erhält. Auf der Interpräsenz des in Waldershof ansässigen Unternehmens heißt das Bike offiziell Cube Concept Dynamic Cargo mit dem Zusatz „Inspired by BMW“.
Keine Zukunft ohne Vergangenheit
Die Inspiration aus dem Automobilbereich wird vor allem beim Blick auf den Antrieb deutlich. Dort finden sich technische Lösungen, die zum Teil bereits Autos antrieben, die vor über 100 Jahren über die Straßen tuckerten. Das gilt beispielsweise für die Verbindung zwischen den beiden angetriebenen Hinterrädern mit dem Vorderrad. Ein Gleichlaufgelenk ermöglicht es, dass an der Stelle mit einer Fahrradkette gearbeitet werden kann. Erfunden wurde das Gleichlaufgelenk in den späten 1920er Jahren. Damals sorgte es dafür, dass sich die Vorderachse des Autos mithilfe des Lenkrades neigt. Am heutigen Cube Concept Dynamic Cargo schwenkt dagegen die Hinterachse mit dem Hauptrahmen des Fahrrades mit, sobald ihr euch in die Kurve legt.
Diese Form der „Neigetechnik“ verhindert ein Umkippen des Dreirades. Wäre alles starr miteinander verbaut, müsstet ihr ähnlich achtsam fahren wie bei einem Motorrad mit Seitenwagen. Praktischerweise gibt das moderne Lastenrad nach und alle drei Räder halten zu jedem Zeitpunkt den Kontakt zum Untergrund. Die auf der Hinterachse befindliche Ladefläche schwenkt nicht mit, sodass euer Transportgut stets in der Waagerechten bleibt. Dank des niedrigen Schwerpunktes stabilisiert das „Gepäckabteil“ sogar das Fahrzeug, vor allem wenn ihr einiges an Gewicht transportiert.
Ordentlich belastbar
Cube kündigt an, dass bis zu 60 Kilogramm an Last auf der Ladefläche erlaubt sein werden. Anhand der veröffentlichten Bilder lässt sich erkennen, dass eine Klappbox, die in zahlreichen Autokofferräumen nicht nur hierzulande stets griffbereit mitfährt, auf der Fläche Platz findet. Der rundumverlaufende Rand der Schalenkonstruktion dürfe sicherstellen, dass die Box auch während der Fahrt am gewünschten Ort bleibt.
Wem das noch nicht ausreicht, der kann sich auf einen Frontgepäckträger freuen. Auch diesen hat Cube in Aussicht gestellt. Die Ladefläche soll 30 Zentimeter in der Breite und 40 Zentimeter in der Länge messen. Das entspricht der Größe einer Eurobox. Voraussichtlich werdet ihr damit weitere 20 Kilogramm transportieren können.
Auch als Kindertaxi einsetzbar
Als Obergrenze nennt der Fahrradhersteller ein maximal zulässiges Gesamtgewicht von 220 Kilogramm. Davon dürfen im Höchstfall 125 Kilogramm auf die Fahrenden entfallen. Bei erwähnten 60 Kilogramm an Last für die hintere Ladefläche und 20 Kilogramm für den Frontgepäckträger bleiben noch 15 Kilogramm übrig. Die dürfte das Cargobike selbst nur wiegen, würden alle anderen Werte ausgereizt. Wir bewegen uns hier also in der grauen Theorie, da ein Gewicht um die 30 Kilogramm für das Fahrrad wesentlich realistischer ist. Womit man genau rechnen kann, hat Cube noch nicht verkündet.
Feststeht dagegen, dass auf dem Hinterwagen neben Einkäufen und Ähnlichem auch der Nachwuchs mitfahren kann. Maximal zwei einzelne Kindersitze werden sich in der Box einsetzen lassen. Laut Cube sollen diese gefedert sein und über Fünf-Punkt-Gurte verfügen. As Zubehör wird es wohl zudem einen Cabrio-Regenschutz geben.
Fragen zum Antrieb weiterhin offen
Etwas vager sind derzeit noch die Angaben rund um den Antrieb. Über die Kette sind wir ja schon gestolpert. Angesichts ihrer Länge ist es unwahrscheinlich, dass daraus noch ein Riemen wird. In einem Video von Cube ist versteckt unter der Ladefläche eine Box zu sehen, die noch vor der Hinterradachse angebracht ist. In der ist ein Zahnrad über eine Kette mit dem Kettenblatt verbunden. In der Box scheint eine Schaltnabe integriert zu sein. Welche genau es ist, lässt sich nicht erkennen.
In Sachen elektrischer Antrieb hat sich Cube bereits definitiv auf Bosch festgelegt. Nach jetzigem Stand wird es wohl auf den Performance CX-Motor hinauslaufen. Als Akku kommt sicher ein PowerTube im Unterrohr zum Einsatz. Fraglich ist lediglich, mit welcher Kapazität. Vom Ansatz her bietet der Rahmen mit seiner Einheitsgröße so viel Freiraum, dass auch ein zweiter Akku auf dem Unterrohr vorstellbar ist. Bliebe lediglich abzuwarten, wie bequem sich dann noch das Auf- und Absteigen gestalten würde.
Wie weit Planungen diesbezüglich gediehen sind, können wir nicht einschätzen. Cube selbst weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass das Concept Dynamic Cargo noch ein Konzeptrad sei, „dessen serienreife Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.“ Entsprechend wird das Cargobike auch noch nicht im Sortiment mit konkreten Modellen gelistet. Mal sehen, wann sich dies ändert und auch ein Verkaufspreis genannt wird. Wir bleiben für euch in jedem Falle dran.
Originalbeitrag vom 28. Juli 2021
Nach Volkswagen, Mercedes und Porsche nun auch BMW: Deutschlands Vorzeigeautobauer möchten sich als Freunde des Fahrradfahrens profilieren und bringen eigene Fahrräder auf den Markt. Wobei, ganz so weit ist BMW noch nicht. Immerhin hat das Unternehmen aus München aber gerade das Konzept für ein dreirädriges E-Bike vorgestellt.
Ganzjährigen Fahrspaß auf drei Rädern verspricht BMW mit dem „Concept Dynamic Cargo“. Gleichzeitig wird Flexibilität großgeschrieben. Abbildungen zeigen das Bike zum Beispiel mit einer tief angeordneten Plattform, die sich zwischen den beiden hinteren Rädern befindet. In anderen Entwürfen ist die Plattform durch eine Box ersetzt. Nach den Vorstellungen von BMW lässt sich diese mit speziellen Halterungen erweitern und etwa gezielt auf das Mitnehmen eines Surfboards auslegen. Für unsere Breitengrade etwas passender scheint da die Variante mit einem zusätzlichen Kindersitz, der auf der Oberseite der Box montiert ist.
Sicher um die Kurve
Beinahe zwangsläufig kommt ein E-Bike aus dem Hause BMW mit technischen Anleihen aus der Automobilwelt daher. In diesem Falle ist es eine Schwenkachse, die für das E-Cargobike adaptiert wurde. Eine solche Achse verbindet den Hauptrahmen mit der hinteren Sektion. Die Hinterräder sind dagegen starr an der Achse montiert und schwenken nicht mit. In der Folge soll sich das Concept Dynamic Cargo in der Kurvenfahrt neigen, während dabei der Teil des Fahrrads waagerecht bleibt, auf dem sich die Plattform zum Transport von Lasten beziehungsweise die Box befinden. Vorteil dieser Lösung ist die zentral platzierte Last, die jederzeit durch zwei Räder stabil gehalten wird. In der Praxis kommt das stets dann zum Tragen, wenn der Untergrund durch seine Struktur oder die Witterung rutschig sein sollte.
„Unser Ziel war es, einen Konzeptansatz zu entwickeln, der die Agilität und das Fahrgefühl eines normalen Fahrrades erhält und gleichzeitig um innovative, sichere Transportmöglichkeiten ergänzt“ sagt Jochen Karg, Leiter Fahrzeugkonzepte im Bereich Neue Technologien und China der BMW Group.
Automobiltechnik am E-Bike kein Einzelfall
Wie gelungen der Ansatz in die Tat umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich sind Schwenkachsen an E-Cargobikes längst keine Seltenheit mehr. Beispiele wie Gleam oder das CD1 Cargo von HNF Nicolai könnten BMW wertvolles Anschauungsmaterial geliefert haben. Allerdings setzen die Genannten auf das Prinzip: zwei Räder vorn und eines hinten.
Gleiches gilt für das E-Bike Cargo von Volkswagen. Von dem hat sich BMW aber hoffentlich nicht so viel abgeschaut. Dessen Auftritt auf der Micromobility-Expo 2019 in Hannover endete für VW damals desaströs. Sowohl „normale“ Messebesucher als auch die Fachpresse verpassten dem Bike unisono das Prädikat „unfahrbar“. Davon unbeeindruckt kündigte Carsten Intra, Vorstandsvorsitzender bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, übrigens im Frühjahr dieses Jahres an, dieses E-Lastenrad 2021 in den Handel zu bringen.
Wichtige Entscheidung steht noch aus
Von einem echten Markteintritt ist BMW anscheinend noch ein ganzes Stück entfernt. Nach eigener Aussage wird der Hersteller das Concept Dynamic Cargo nämlich nicht selbst fertigen. Dies soll ein Partner übernehmen. Wer genau, steht derzeit noch in den Sternen. Aktuell befinde man sich „in Gesprächen mit möglichen Lizenznehmern“, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.
Vor diesem Hintergrund wird klar, warum weitere wichtige Angaben zu dem E-Cargobike bisher fehlen. Wie hoch ist die maximal erlaubte Zuladung? Mit welcher Reichweite kann man rechnen? Auf welchen Motorenhersteller setzt BMW? Welche Varianten bietet der Antrieb? Für welchen Preis wird das Bike erhältlich sein? All das sind momentan offene Fragen. Mal sehen, welchen Verlauf diese Fahrradgeschichte eines Automobilherstellers nimmt.
Bilder: BMW AG
Hallo und Guten Tag,
gibt es diese oder ähnliche Technik bereits am Markt und wird sie ebenfalls als zweispuriges Dreirad schon von anderen Anbietern und Marken verwendet?
Ich frage, weil ich meine, bei Youtube über ein entsprechendes Video gestolpert zu sein, was ich aber zwischenzeitlich wieder aus den Augen verloren habe.
Bei Cube rechnet man mit einer Markrteife für das Fahrrad ja Ende 2022, und als Zeitungszusteller hätte ich für ein geeignetes zweispuriges E-Pedelec eher heute als morgen Verwendung.
Viele Grüße