Zum Inhalt springen

Antrieb HPR50 von TQ. Neuer Herausforderer von Fazua und Co.?

Antrieb HPR50 von TQ für E-Bikes

Es ist noch nicht so lange her, da sorgte der Begriff des Light E-MTB für allgemeines Achselzucken. In den vergangenen zwei, drei Jahren hat sich diese Kategorie jedoch als einer der absoluten Aufsteiger unter den E-Bikes entpuppt. Entsprechend namhaft und potent ist inzwischen die Gruppe der Mitbewerber, die Antriebe für solche Fahrräder anbieten. Die Rede ist von Motoren wie dem Orbea EP8 RS, dem Specialized SL 1.1, dem Fazua Ride 60 oder dem BH 2EXMAG. In diese Phalanx möchte nun ein Hersteller einbrechen, der bisher das Gegenteil eines leichten E-Mountainbikes mit nur minimaler Unterstützung verkörperte.

1. TQ HPR50 – der Motor
2. TQ HPR50 – der Akku
3. TQ HPR50 – der Range Extender
4. TQ HPR50 – das Display
5. TQ HPR50 – die Remote
6. TQ HPR50 – das Exklusiv-Interview auf der Eurobike 2022

Auf der Eurobike hat vor wenigen Tagen das Unternehmen TQ Systems seinen Antrieb namens HPR50 präsentiert. Um den herum hat Trek sein vollgefedertes Trailbike Fuel EX-e gestaltet, das in der Topversion lediglich etwas mehr als 18 Kilogramm wiegt. Damit ein Hersteller wie Trek am Ende in solche Dimensionen vordringen kann, muss das Antriebssystem sehr leicht und sehr kompakt ausfallen. Im Falle von TQ ist es in erster Linie der Motor, der diesem Anforderungsprofil gerecht wird.

1. TQ HPR50 – der Motor

Herzstück des HPR50 ist sein Harmonic Pin-Ring-Getriebe, kurz HPR. Darauf basierte bereits der HPR120 von TQ. Vielen von euch wird er vermutlich besser unter dem Titel Flyon bekannt sein. Seit 2018 verbaute Haibike diese Urgewalt mit dem Drehmoment von 120 Newtonmetern, bis sie zur Saison 2022 wieder aus dem Programm verschwand. Vieles von dem, was TQ vom HPR120 gelernt hat, steckt nun in der Weiterentwicklung. Auch wenn deren Stoßrichtung eine andere ist, so ist das technische Fundament natürlich vergleichbar.

Motor des Antriebs HPR50 von TQ für E-Bikes

Motor des HPR50

Beim patentierten HPR handelt es sich um ein elliptisches Wälzlager, auch Wellgetriebe genannt. Damit unterscheidet sich die Lösung von TQ schon einmal grundlegend von dem Ansatz, den Firmen wie Bosch, Shimano, Yamaha, Panasonic und Co. verfolgen. Sie kombinieren bei ihren Mittelmotoren einen Elektromotor mit Zahnrädern und Planetengetrieben. In aller Regel ist das massiver, schwerer und lauter als ein Wellgetriebe.

Besondere Form der Kraftübertragung

Motor und Getriebe verbaut TQ in einem schmalen Gehäuse aus Magnesium. Das Getriebe selbst besteht im Grunde aus drei komplexeren Teilen. Einer davon ist ein ovaler Antriebskörper. In dessen Inneren bewegen sich mehre als 100 Pins in Wellenform zwischen einem inneren und äußeren Zahnrad. Während der innere Kranz rotiert, verharrt der äußere starr. Das funktioniert, da das innere Zahnrad weniger Zähne aufweist, als das äußere. So wird der nötige Spielraum für diese Bewegung geschaffen.

Wellgetriebe des Antriebs HPR50 von TQ für E-Bikes

Inneres und äußeres Zahnrad sind beim Harmonic Pin-Ring-Getriebe stets über mehrere Pins miteinander verbunden.

Die Pins agieren als Transmitter für die Übersetzung. Arbeitet das Getriebe, startet eine Drehbewegung, in der fast immer alle Pins involviert sind. Daraus resultiert ein Kraftschluss, der von einer ganz anderen Qualität ist als bei einem gewöhnlichen Zahnrad, bei dem der Kontakt auf wenige Zähne beschränkt bleibt.

Motor des Antriebs HPR50 von TQ für E-Bikes in der Explosionsdarstellung

Antrieb HPR50 in der Explosionsdarstellung

Durch die geringe Anzahl der im HPR-Getriebe verbauten Teile, sinkt automatisch die Anzahl der Dinge, die kaputt gehen können. Themen wie der Verschleiß durch Reibung oder das Entstehen von Geräuschen spielen beim Aggregat von TQ kaum eine Rolle.

Bio-Bike als Vorbild

Zu den größten Vorteilen des Motors gehört der wenige Platz, den darin das Getriebe einnimmt. Ein Ergebnis dessen ist der Q-Faktor von gerade einmal 135 Millimetern. Wenn die Pedale derart nahe beieinander sind, erhöht das nicht nur die Effizienz der Kraftübertragung, sondern sorgt für ein Fahrgefühl, das dem auf einem herkömmlichen Fahrrad sehr nahekommt. Zum Vergleich: Die Werte der eingangs genannten Mitbewerber bewegen sich zwischen 158 Millimetern und 181 Millimetern.

Motor des Antriebs HPR50 von TQ für E-Bikes

Aufgrund seiner geringen Größe tritt der Motor am Tretlager optisch kaum noch hervor.

Überhaupt lenkt TQ die Aufmerksamkeit stark auf die Natürlichkeit des Fahrerlebnis. In Aktion sei der Antrieb deutlich leiser als die Konkurrenz. Da wir bisher noch kein Bike mit diesem Antrieb testen konnten, können wir dieser Aussage keine eigenen Erfahrungen gegenüberstellen. Als Alternative schauen wir dann doch auf ein paar Zahlen. Mit dem Gewicht von 1.850 Gramm liegt TQ knapp einhundert Gramm unter dem Wert für den Ride 60. Die mechanische Leistung fällt mit 300 Watt im Vergleich zu den 450 Watt von Fazua merklich niedriger aus. Wenig überraschend bleibt der HPR50 auch in Bezug auf das Drehmoment hinter diesem Mitbewerber zurück. Die Diskrepanz ist mit 50 Newtonmeter im Vergleich zu 60 Newtonmeter jedoch weniger groß.

Bekanntes Trio

Nach eigener Aussage hat sich TQ absichtlich auf drei Unterstützungsstufen beschränkt, die ihr am HPR50 wählen könnt. Mit Eco, Mid und High befindet sich der Hersteller ungefähr auf dem Niveau des Ride 60 und dessen Stufen Breeze, River und Rocket, wobei es dort zusätzlich einen Boost-Modus gibt. In der App könnt ihr den jeweiligen Stufen eine eigene Charakteristik verpassen und sie entsprechend konfigurieren.

Motoreinheit des HPR50 im Überblick

  • Drehmoment: 50 Nm
  • Leistung: 250 W (nom.)
  • Maximale Leistung: 300 W (mech.)
  • Gewicht: 1,85 kg

 

2. TQ HPR50 – der Akku

Der zum Antrieb gehörige Intube-Akku wiegt 1.830 Gramm und verfügt über eine Kapazität von 360 Wattstunden. Bei den Zellen setzt TQ auf die Größe 18650. Andere Hersteller tendieren in letzter Zeit verstärkt auf die Größe 21700.

Wieviel Energie in den Zellen steckt, könnt ihr an fünf kleinen runden LEDs ablesen. Die seht ihr jedoch erst, wenn ihr den Akku entnehmt. Wie einfach oder kompliziert das wird, hängt davon ab, wie der Fahrradhersteller den Akku integriert hat. Von TQ ist der so konzipiert, dass er sowohl fest verbaut sein kann als auch als entnehmbare Version geplant wird. Im Falle des Trek Fuel EX-e sind zum Beispiel zwei Schrauben in der Nähe des Tretlagers zu lösen. Dank eines Ladegerätes mit einem Ladestrom von vier Ampere ist ein entladener Akku innerhalb von 90 Minuten wieder auf 80 Prozent aufgeladen.

Akkuentnahme am Antrieb HPR50 von TQ für E-Bikes

Damit der Rahmen des Fuel EX-e möglichst stabil und leicht bleibt, hat sich Trek für eine relativ kleine Öffnung entschieden, durch die sich der Akku nach unten herausziehen lässt.

Sportlich ausgelegt

Bei der Kalkulation der Reichweite legt TQ ein Gewicht von 75 Kilogramm für die Fahrenden zugrunde. In der stärksten Unterstützungsstufe sollen sie mit etwa 1.000 Höhenmetern und zwei Stunden Fahrzeit rechnen können. Drei Stunden Fahrzeit und maximal 1.500 Höhenmeter werden daraus in der mittleren Unterstützungsstufe. Wer sich gänzlich mit dem Eco-Modus begnügt, kann vier Stunden auf den Antrieb vertrauen und dabei maximal 2.000 Höhenmeter sammeln.

Akku für den Antrieb HPR50 von TQ für E-Bikes

Akku des HPR50

Akku des HPR50 im Überblick

  • Kapazität: 360 Wh
  • Gewicht: 1,83 kg
  • Ladegerät: 4A Charger

 

3. TQ HPR50 – der Range Extender

Noch einmal 40 Prozent bis 50 Prozent kommen zu den Werten hinzu, wenn ihr zusätzlich einen Range Extender nutzt. Der bringt weitere 160 Wattstunden mit und ist ungefähr so groß wie eine 500 Milliliter fassende Wasserflasche. Damit passen seine zusätzlichen 900 Gramm in jeden gängigen Flaschenhalter. Anschließen lässt er sich bequem an der im Rahmen integrierten Ladebuchse. Praktischerweise besitzt diese einen separaten Ladeport. Verbindet ihr über diesen das Ladegerät mit dem E-Bike-System, wird zuerst der Hauptakku geladen und anschließend der Range Extender. Brecht ihr den Ladevorgang ab, ist der Strom also dorthin geflossen, wo ihr ihn am nötigsten braucht.

Range Extender des HPR50 im Überblick

  • Kapazität: 160 Wh
  • Gewicht: 0,9 kg
  • Ladegerät: 4A Charger

 

4. TQ HPR50 – das Display

Bedienen könnt ihr das neue System von TQ über ein im Oberrohr integriertes Display. Bei dessen Entwicklung hat der Hersteller großen Wert darauf gelegt, dass sich die Anzeige unter unterschiedlichsten Lichtverhältnissen problemlos ablesen lässt. In dem zwei Zoll messenden O-LED-Display befindet sich ein Lichtsensor. Scheint die Sonne direkt auf den Bildschirm, wird die Anzeige heller und umgekehrt. An Informationen könnt ihr das ablesen, was man erwarten kann. In welchem Fahrmodus bin ich unterwegs? Wie viel Kapazität bietet der Akku noch? Wie weit komme ich damit noch? Und so weiter.

Im Oberrohr integrierbares Display für den Antrieb HPR50 von TQ für E-Bikes

Display des HPR50

Die genaue Funktionalität des Displays hängt davon ab, ob die Fahrradhersteller es als alleinige Bedieneinheit verwenden oder zusammen mit der Fernbedienung am Lenker kombinieren. Im zweiten Falle dient der einzige hervorstehende Taster zum Hin- und Herblättern zwischen verschiedenen Screens. Dank einer integrierten ANT+ Schnittstelle könnt ihr euer E-Bike mit dem Smartphone oder dem Fahrradcomputer verbinden. Das wird diejenigen freuen, die gern mit einem größeren Bildschirm am Lenker unterwegs sind und öfter eine Navigation nutzen.

Im Oberrohr integriertes Display für den Antrieb HPR50 von TQ für E-Bikes

Ein Lichtsensor reguliert die Beleuchtung des im Oberrohr integrierten Displays.

Display des HPR50 im Überblick

  • Bildschirmgröße: 2 Zoll
  • Typ: OLED
  • Konnektivität: Bluetooth 4.0 / ANT+
  • Ladezustandsanzeige / Support-Modus
  • Ein-/Ausschalter

 

5. TQ HPR50 – die Remote

Die erwähnte Fernbedienung am Lenker erinnert ein wenig an die minimalistische Wippe SW-EM800 von Shimano und fällt zum Beispiel noch schlanker aus, als die gerade von Bosch vorgestellte Mini Remote. Standardmäßig könnt ihr per Tastendruck zwischen den Unterstützungsmodi wechseln, die Schiebehilfe und das Licht aktivieren. Wer damit mehr tun möchte, kann über die App weitere Tastenkombinationen festlegen.

Bedieneinheit des HPR50 im Überblick

  • Konnektivität: Bluetooth 4.0 / ANT+
  • Ein-/Ausschalter
  • Support-Mode
  • Licht
  • Schiebehilfe

 

6. TQ HPR50 – das Exklusiv-Interview auf der Eurobike 2022

 

Bilder: TQ-Systems GmbH

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert