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Maxon Bikedrive Air: Nächster Antrieb für E-Bikes startklar

Antrieb Bikedrive Air von Maxon für E-Bikes

Update 17. September 2021

 

Auf der diesjährigen Ausgabe der Eurobike in Friedrichshafen hat der Hersteller maxon zwei erste E-Bikes vorgestellt, an denen sein Antrieb namens Bikedrive Air verbaut ist.

Schlanker Experte für das Gelände – Transalpes E1

Mit dem Transalpes E1 ist gleich eine mittelgroße Überraschung dabei. Angesichts der begrenzten Akkukapazität und Motorleistung des Systems war erwartet worden, dass vor allem leichte urbane E-Bikes und E-Rennräder für eine Integration in Frage kommen. Nun ist eine der Premieren ein potentes vollgefedertes E-Mountainbike, das nach Trail- und Enduro-Strecken schreit.

E-Mountainbike Transalpes E1 mit Bikedrive Air-Antrieb von maxon

E-Mountainbike Transalpes E1 mit Bikedrive Air-Antrieb von maxon

Partner Transalpes stammt ebenfalls aus der Schweiz und fertigt hochwertige Mountainbikes nach Maß an. Deren Ausstattung lässt sich im Shop individuell konfigurieren. Da haben offensichtlich zwei zusammengefunden, die viel Wert auf die Produktion vor Ort legen und nicht unbedingt das Massenpublikum im Auge haben.

Je nach Zusammenstellung könnt ihr das Transalpes E1 auf ein Gesamtgewicht von weniger als 16 Kilogramm trimmen. Das Ganze ist verpackt in ein klassisches Design mit schlanker Optik. Großen Anteil daran hat natürlich maxon mit dem Bikedrive Air. Preislich startet die Reise aktuell bei 7.990 Schweizer Franken, also ungefähr 7.300 Euro.

Der Name ist Programm – Cipollini Flusso

Günstiger dürfte die Premiere Nummer zwei vermutlich auch nicht ausfallen. Immerhin handelt es sich bei dem Cipollini Flusso um ein E-Rennrad der Extra-Klasse. Rahmengewicht rund 1,1 Kilogramm. Die Gabel bringt ein Hauch mehr als 400 Gramm auf die Waage. Im Ergebnis sind das 10,7 Kilogramm. Damit liegen die Italiener mit dem ehemaligen Ausnahmesprinter Mario Cipollini als Gallionsfigur zwar noch rund zwei Kilogramm über dem HPS Domestique Ekar. Dennoch kann sich das mehr als nur sehen lassen.

E-Rennrad Cipollini Flusso mit Bikedrive Air-Antrieb von maxon

E-Rennrad Cipollini Flusso mit Bikedrive Air-Antrieb von maxon

Konzeptionell folgt das Flusso dem Ansatz, den Cipollini traditionell pflegt. Hier dominiert eindeutig der Wettkampfgedanke und die kompromisslose Umwandlung von Muskelkraft in Vortrieb. Davon zeugen der Griff zu Carbon als extrem leichtes und gleichzeitig verwindungssteifes Material sowie die ausgesprochen sportliche Sitzposition. Das Bike ist dennoch nicht frei von eher praktischen Details. Dazu zählen beispielsweise die in der Sattelstütze eingearbeiteten Rücklichter. Zudem könnt ihr den Flitzer je nach Vorliebe wahlweise mit einem oder zwei Kettenblättern ausstatten. Auch in diesem Falle natürlich über einen individuellen Konfigurator. Mario Cipollini hat selbst schätzungsweise auch nicht von der Stange gekauft.

 

Originalbeitrag vom 30. Juni 2021

 

Leicht und unsichtbar. So sollte der Antrieb für ein E-Bike sein. Diese Ansicht vertritt zumindest der Hersteller Maxon. Deshalb hat er jenen Prämissen folgend ein eigenes Antriebssystem namens Bikedrive Air entwickelt. In wenigen Monaten sollen erste E-Bikes damit auf dem Markt erscheinen.

Vorab hat Maxon jetzt in einer Mitteilung die wichtigsten Fakten zu dem System präsentiert. Anhand dieser Informationen wird deutlich, dass ihr schon bald mit dem nächsten Antrieb an E-Bikes rechnen könnt, der zur Kategorie der Minimal Assist Bikes zählt. Er umfasst einen Mittelmotor, einen fest im Unterrohr integrierten Akku sowie eine auf dem Oberrohr angebrachte Bedieneinheit. Die Kennziffern verraten, wohin die Reise gehen soll:

  • Gesamtgewicht von Motoreinheit und Akku rund 3,5 Kilogramm
  • Motorleistung; 220 Watt
  • Maximales Drehmoment: 30 Newtonmeter

Komponenten des Antriebs Bikedrive Air von Maxon für E-Bikes

Minimal unterstützen, maximal natürlich anfühlen

Vor dem Hintergrund dieser Werte sieht der Hersteller seinen Antrieb am ehesten für E-Rennräder, urbane E-Bikes, leichte E-Mountainbikes und E-Bikes für Kinder geeignet. Mit dem Bikedrive Air wird es damit einen weiteren Gegenentwurf zu den kraftvollen, gleichzeitig aber deutlich schwereren Antrieben von Bosch, Yamaha, Brose und Shimano geben. Im Grunde stellt er einen Mix dar aus dem Fazua Ride 50 Evation, dem HPS Watt Assist und dem Hinterradnabenmotor X35+ von Mahle. Hersteller wie FreeFlow Technologies haben in der Vergangenheit ebenfalls angekündigt, eine ganz ähnliche Richtung einschlagen zu wollen. Ganz konkret erwartet Maxon, dass Fahrradhersteller auf Grundlage des Bikedrive Air E-Rennräder mit einem Gesamtgewicht von weniger als elf Kilogramm und E-Mountainbikes von unter 16 Kilogramm realisieren können.

Testfahrer Ralph Näf auf einem E-Mountainbike mit Bikedrive Air von Maxon

Testfahrer Ralph Näf auf einem E-Mountainbike mit Bikedrive Air

Bei dem System der Schweizer steht vor allem der Motor im Fokus. Sie selbst sprechen von einer „einzigartigen Freilauftechnologie“. Etwas nüchterner betrachtet lässt sich auf alle Fälle festhalten, dass sie tatsächlich etwas ganz Eigenes kreiert und dies auch über ein Patent entsprechend geschützt haben. Nach Angaben von Maxon besitzt der Freilauf keinen spürbaren Widerstand. Das bedeutet, beim Rückwärtstreten und beim Fahren ohne Unterstützung entstehen keine vom Motor verursachten Reibungskräfte. Die soll das Ein- und Aussetzen der Unterstützung besonders natürlich erscheinen lassen.

E-Rennrad mit dem Antrieb Bikedrive Air von Maxon

E-Rennräder als eine der möglichen Hauptanwendungen nach Ansicht von Maxon

Sehr geringer Q-Faktor

Insgesamt besteht die Antriebseinheit aus einem bürstenlosen EC-Innenläufermotor mit Planetengetriebe. Von der Unterstützung profitiert ihr bis hinauf von zu einer maximalen Trittfrequenz von 115 Umdrehungen pro Minute. Bemerkenswert ist zu dem der Q-FaKtor, der laut Maxon zwischen 152 Millimeter und 160 Millimeter beträgt. Zum Vergleich: Bei Fazua sind es 171 Millimeter, beim EP8-Motor von Shimano 177 Millimeter und beim schon etwas älteren PW-X von Yamaha waren es 168 Millimeter. Damit liegt der Bikedrive Air quasi gleichauf mit dem Q-Faktor, wie ihr ihn von Fahrrädern ohne elektrischen Antrieb gewohnt seid. Allgemein soll ein schmalerer Q-Faktor ja immer verhindern, dass sich gerade auch beim ausdauernderen Fahrradfahren Schmerzen in der Hüfte einstellen.

Motor mit geringem Q-Faktor beim Bikedrive Air von Maxon für E-Bikes

Mit der Kapazität von 250 Wattstunden liegt der Akku auf einem vergleichbaren Niveau mit den Mitbewerbern Mahle, Fazua und HPS. Der dazu passende Range Extender darf auch bei Maxon nicht fehlen. Mit ihm verdoppelt ihr euere Reichweite. Von der Form her ähnelt der Zusatzakku einer Trinkflasche und kann magnetisch am Rahmen angesteckt oder im Rucksack verstaut werden. Einmal komplett leergefahren soll der Ladevorgang des fest verbauten Akkus ungefähr 3,5 Stunden dauern.

Spielraum bei der Motoreinstellung

Auf den ersten Blick hinterlässt auch die Bedieneinheit auf dem Oberrohr einen guten Eindruck. Das Anzeigen der verbleibenden Kapazität des Akkus mithilfe von sieben Balken wirkt beispielsweise übersichtlicher als bei Mahle und Fazua. Auf seiner Internetseite erwähnt der Hersteller sogar Alternativen dazu. Für Rennräder und Mountainbikes soll es kabelgebundene Lösungen für den jeweiligen Lenkertypen geben – zum einen mit zwei kleinen Knöpfen und zum anderen mit einer kleinen Wippe. Beides lässt sich wohl nachrüsten.

Bedieneinheit des Antriebs Bikedrive Air von Maxon auf dem Oberrohr integriert

Inzwischen fast standardmäßig erscheint die Auswahl an Unterstützungsstufen. Drei Modi sind vorgesehen: Cruise, Push und Blast. Definieren werden das später die Fahrradhersteller selbst. Über eine App werdet ihr aber auch selbst ein eigenes Setup einrichten können. Zusätzlich wird sich der Bikedrive Air über Geräte von Garmin, Sigma und o-synce steuern lassen. Basis dafür sind ANT+ und Bluetooth (BLE)-Schnittstellen.

Weltraumtechnologie am E-Bike

Wer jetzt den Eindruck hat, dass das Ganze sehr durchdacht und konkurrenzfähig wirkt, braucht sich nicht großartig darüber wundern. Maxon ist alles andere als ein Newcomer in dem Bereich. Die Maxon Group entwickelt und baut seit 1961 diverse Elektroantriebe für unterschiedlichste Anwendungen. Das reicht von der Insulinpumpe über humanoide Roboter und Tattoo-Maschinen bis hin zu Rennautos und Prothesen. Die derzeit wohl prominentesten Fahrzeuge mit Motoren von Maxon bewegen sich momentan über 360 Millionen Kilometer entfernt von uns. Gemeint sind der Rover Perseverance und die Helikopter-Drohne Ingenuity, die Teile der aktuellen Mars-Mission der Nasa sind.

Bezogen auf den Bikedrive Air erfolgen Entwicklung und Produktion komplett in der Schweiz. In Sachen E-Bikes ist Maxon übrigens bereits seit längerem unterwegs. Das Bikedrive Kit ist ein Nachrüstset für E-Bikes. Dieses beinhaltet einen Hinterradnabenmotor, einen Akku und einen Drehschaltgriff am Lenker. Von dem Kit existiert sogar eine Variante für S-Pedelecs.

 

Bilder: Maxon Motor AG

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