Gravelbikes – mit und ohne elektrische Unterstützung – zählen zu einem der auffälligsten Trends der vergangenen drei, vier Jahre. Diese Ansicht teilt anscheinend auch Ansmann. Zumindest hat das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Assamstadt nun einen E-Bike-Antrieb speziell für das temporeiche Fahrradfahren auf Schotterpisten und Waldwegen vorgestellt.
Gravelec heißt die Lösung für E-Gravelbikes. Sie gesellt sich zu den vier bereits vorhandenen Antriebssystemen Pure Drive, Eco Drive, Power Drive und Extra Drive des Herstellers. Batterien, Akkus, Ladegeräte oder auch Lichter aus dem Hause sind euch vielleicht ebenso ein Begriff.
Das komplette Programm
Zum Gravelec-System gehören Motoren, ein Akku und verschiedene Bedieneinheiten beziehungsweise Displays. Grundsätzlich hat Ansmann zahlreiche Nabenmotoren für Vorderrad und Hinterrad im Angebot. Bei den Aggregaten, die unter dem Titel Gravelec laufen werden, handelt es sich jedoch um echte Neuentwicklungen. Deren Kennziffern sind die eines herkömmlichen Pedelec, sprich 250 Watt im Dauerbetrieb und Unterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 25 km/h.
Vielfalt bei der Motorenauswahl
Beim Drehmoment sind auf dem Datenblatt 40 Newtonmeter vermerkt. Nach Aussage von Ansmann ist dieser Wert jedoch nicht in Stein gemeißelt. Der Hersteller verspricht eine mögliche Steigerung auf bis zu 60 Newtonmeter. Entscheiden wird dies später der Fahrradproduzent, der Gravelec in eines seiner Bikes integrieren möchte. Für einige mögen die 40 Newtonmeter etwas wenig klingen. Am Waldwiesel.E von Urwahn und dessen Mahle-Antrieb wird deutlich, dass solche Größen für ein E-Gravelbike völlig ausreichen können. An der Stelle erweist sich die direkte Kraftübertragung des Heckmotors auf die Hinterradachse als Vorteil. Sie ermöglicht in der Regel ein recht gleichmäßiges Fahren und Beschleunigen.
Sitzt der Motor dagegen im Vorderrad und treibt die Front an, sieht das etwas anders aus. Warum spielt dies eine Rolle? Weil Ansmann unter Gravelec zusätzlich Frontmotoren führt. Nicht umsonst nennt der Hersteller City-E-Bikes als weitere potenzielle Kandidaten für den Einsatz des Systems. Mit einem Gravel-E-Bike ist in der Variante erwartungsgemäß nicht zu rechnen. Größte Krafteinwirkung vorn am E-Bike, Schwerpunkt deutlich weiter hinten – das ist kein gutes Rezept für Offroad-Abenteuer.
Nicht immer zeitgemäß
Während wir die wirkliche Leistungsfähigkeit der Motoren noch nicht bewerten können, lässt sich mit Blick auf deren Bedienelemente ein gewisser Unterschied zu Komponenten von Shimano, Yamaha, Bosch, Brose und Co. erkennen. In der Vorschau wirken die Bedieneinheiten und Displays von Ansmann wesentlich einfacher gehalten. Fast ein wenig, als wäre die Zeit vor drei, vier Jahren stehengeblieben. Heutzutage ist allerdings mehr umsetzbar, als zwei Farben kombiniert mit Tasten, die an einen günstigen Taschenrechner erinnern. Immerhin sollten sich die Komponenten problemlos handhaben lassen.
Komplettiert wird Gravelec von einem vollintegrierten Intube-Akku. Dessen Kapazität gibt Ansmann mit 252 Wattstunden an und stellt Reichweiten von maximal 70 Kilometer in Aussicht. Was das für euch tatsächlich bedeutet, kann nur die Praxis mit den bestens bekannten Einflussfaktoren wie Wind, Temperatur, Streckenprofil, Untergrund etc. zeigen. Für das vollständige Aufladen veranschlagt Ansmann in etwa drei Stunden. Das klingt absolut annehmbar.
Respektables Leichtgewicht
Weiterer wichtiger Pluspunkt des Gesamtsystems ist sein Gewicht. Das beläuft sich auf weniger als vier Kilogramm. Der Motor schlägt mit 2,3 Kilogramm zu Buche. Beim Akku sind es 1,5 Kilogramm. Unter diesem Aspekt reiht sich Gravelec direkt unter den schon am Markt etablierten Systemen wie Mahle ein. Zusätzlich arbeitet Ansmann an einem zweiten Intube-Akku. Dieser soll rund das Doppelte an Kapazität mitbringen und schon im kommenden Jahr auf dem Markt verfügbar sein.
Insgesamt serviert uns Ansmann mit dem Gravelec einen durchaus potenten Antrieb. Jetzt bleibt abzuwarten, welchen Fahrradherstellern dies als besonders schmackhaft erscheint. Schon zum jetzigen Zeitpunkt deckt Ansmann ein recht breites Spektrum ab. Seine Komponenten findet ihr sowohl in hochwertigen urbanen E-Bikes wie dem Coboc eCycle F1 verbaut, als auch in günstigeren City- und Falt-E-Bikes von Marken wie BBF und Campus. Mal schauen, wo sich Gravelec einordnen wird.
Bilder: Ansmann AG
OLED- Display von Ansmann am Dakkar e – bike von Böttcher : Schlecht u.fummelig zu bedienen, da zu klein. Mit Sonnenbrille ist das Display gar nicht abzulesen = schwarzes Display. Schriftzeichen der Unterstützungszustände zu klein und kaum ablesbar. Nur die Geschwindigkeit ist während der Fahrt ohne Sonnenbrille gut ablesbar.
Gesamturteil: stark überarbeitungswürdig!