Design & Innovation Award 2023: Volle Elektro-Kraft voraus

Während seines Bestehens wollte der Design & Innovation Award (DIA) stets mehr sein als ein bloßes Abbild des Marktes. Unter den Preisträgern fanden sich immer Produkte, die nicht perfekt waren, aber der Industrie einen Fingerzeig in die Richtung wiesen, die den Initiatoren des Preises als erstrebenswert galt. Wenn wir diesen Anspruch auch der zehnten Ausgabe des DIA zugrunde legen, dann dürfen die Fans von E-Bikes frohlocken. Nie zuvor stand der Preis so im Zeichen der elektrischen Unterstützung wie in diesem Jahr.

Am deutlichsten wird das bei einem Blick auf die prämierten Fahrräder. Die unterteilt der DIA in folgende Rubriken:

• E-Mountainbikes
• Mountainbikes
• Rennräder
• Urban
• Gravel-Bikes

Darin finden sich insgesamt 27 Fahrräder, 13 verfügen über einen E-Antrieb. An der Stelle sieht also alles noch einem leichten Übergewicht für herkömmliche Bikes aus. Allerdings stecken in den Kategorien wie „Komponenten (Offroad)“ und „Komponenten (Road)“ weitere vier Neuheiten aus der Welt der E-Bikes aus dem Jahre 2022. So hat die Jury allein drei aktuelle Antriebssysteme mit der Auszeichnung bedacht.

1. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bike-Antriebe
2. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bike-Komponenten
3. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bikes in der Kategorie „E-Mountainbikes“
4. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bikes in der Kategorie „Urban“
5. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bikes in der Kategorie „Rennräder“

1. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bike-Antriebe

Unter den Komponenten für den Offroad-Bereich ist dies der neue HPR50 von TQ. Die Jury lobt besonders dessen Unscheinbarkeit. Aufgrund seiner geringen Abmessungen würde sich der Mittelmotor samt dazugehörigem Akku für die Integration in ganz verschiedene Fahrradtypen anbieten. Sowohl E-Mountainbikes also auch E-Gravelbikes mit dem System sind ja bereits auf dem Markt. Aber auch an urbanen E-Bikes wäre ein Antrieb von Vorteil, der baulich am Fahrrad kaum noch auffiele. Hinzukäme, dass die Beschränkung auf wenige Bedienelemente den Umgang mit dem E-Bike erleichtere und gleichzeitig die Hemmschelle spürbar senke, die bei manchen Menschen noch vorhanden sei, wenn es um das Fahren mit einem motorunterstützten Fahrrad gehe.

TQ HPR50

Eher auf der Straße zuhause sind dagegen der X20 von Mahle sowie der M080 von Mivice. Beides Antriebe für das Hinterrad, beides eher Systeme für E-Rennräder. Bekannter ist sicher der Antrieb von Mahle. Dessen sportlichen Charakter kehren Modelle wie das Scott Addict RC eRide oder das Willier Filante Hybrid heraus. Welch hervorragende Figur er zudem an einem schicken E-Bike für die Stadt abgibt, demonstriert dagegen Desiknio mit dem X20 Pinion. Der Jury des DIA 2023 scheint in erster Linie gefallen zu haben, wie leicht sich bei Fahrrädern mit diesem System das Hinterrad herausnehmen lässt. Dank des neuen Automatic Motor Connection System von Mahle gelingt dies auf herkömmliche Weise, ohne das ihr zusätzliche Kabel an- oder abstecken müsst.

Mahle X20

Mit mehr Drehmoment ausgestattet, konnte Mivices M080 wohl wichtige Sympathiepunkte sammeln, sobald die Strecke bergauf führte. Beeindruckend sei die Art gewesen, wie natürlich sich die Entfaltung der 40 Newtonmeter beim Fahren angefühlt hätte – kraftvoll und zugleich sensibel.

Mivice M080

2. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bike-Komponenten

Sogar von einem Technologiesprung spricht der DIA, wenn es um das neue ABS für E-Bikes von Bosch geht. Auch das hat den Award erhalten, in der Kategorie „Komponenten (Offroad)“. Schon bei der Vorstellung des Systems kurz vor der Eurobike 2022 in Frankfurt wurde klar, dass es sich hier um mehr als nur ein marginales Update handeln würde. Seine Vorteile liegen klar auf der Hand: viel kleiner, viel leichter als die Vorgängerversion und mit besserer Leistung. Bleibt zu wünschen, dass noch mehr Hersteller dieses Plus an Fahrsicherheit an ihren Fahrrädern verbauen. Denn das ABS wird lediglich direkt an sie geliefert und lässt sich nicht etwa privat als Bausatz an einem E-Bike nachrüsten.

ABS von Bosch für E-Bikes

3. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bikes in der Kategorie „E-Mountainbikes“

An den E-Mountainbikes lässt sich wunderbar ablesen, was im zurückliegenden Jahr massiv auf dem Markt Einzug gehalten hat. Gemeint sind die leichten Antriebssysteme, deren Drehmoment absichtlich auf einen Bereich zwischen 50 Newtonmeter und 60 Newtonmeter dosiert ist, um Strom zu sparen, den Fahrenden den Reiz am eigenen kraftvollen Mittreten zu erhalten und gleichzeitig akzeptable Reichweiten zu realisieren. Der Name des HPR50 von TQ fiel schon. Mit dem Simplon Rapcon Pmax TQ und dem Trek Fuel EXe finden sich gleich zwei Vertreter unter den Gewinnern, die auf diesem System basieren. Fazua, einer der Mitbegründer der Kategorie der Light-E-MTB hat es mit dem Haibike Lyke CF SE ebenfalls auf die Bestenliste geschafft. Genau wie das Thömus Lightrider, in dem der Maxon Bikedrive steckt.

Mehr Power, mehr Reichweite – dieses Konzept wird uns dennoch weiterhin erhalten bleiben, keine Angst. Wobei das sowohl beim Ibis Oso als auch beim Unno Mith weniger auschlaggebend für die Prämierung gewesen sein dürfte. Beide werden vom Bosch Performance CX des Smart System mit 85 Newtonmetern und einen Akku mit einer Kapazität von 750 Wattstunden angetrieben. Ihre Einzigartigkeit liegt jedoch jeweils im Design. Sie heben sich mit ihren Konzepten für den Hinterbau, ihre spielerische Interpretation herkömmlicher Geometrien und innovativ gefertigten Komponenten von den übrigen Neuheiten merklich ab. Ganz zu schweigen davon, dass sie optische Akzente setzen, die einen Design-Preis absolut verdient haben.

Mutig erscheint uns der Fall des Zemo SU-E FS 11. Nicht unbedingt, seine Auszeichnung, dafür gibt es gute Argumente. Die Zuordnung zu den E-Mountainbikes könnte dagegen für Verwirrung sorgen. Ja, wir reden über ein vollgefedertes Fahrrad mit einem Federweg, dessen Werte sehr wohl auf dem Niveau eines Crosscountry-Mountainbikes liegen und dessen 65 Millimeter breite Stollenreifen sehr gut auf den Trail passen. Dennoch ist dieses Fahrrad weder im Uphill noch im Downhill für den echten Ritt über Stock und Stein ausgelegt. Ein tolles Trekking-E-Bike mit reichlich Fahrkomfort und jeder Menge Commuting-Potenzial ist es allemal.

Zemo SU-E FS 11

4. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bikes in der Kategorie „Urban“

Gut und gerne hätte das Modell von Zemo als auch bei den urbanen E-Bikes auftauchen können. Während bei der vorherigen Ausgabe des DIA dort noch Lastenfahrräder den Ton angaben, erwartet einen in diesem Jahr dort ein bunter Mix an Typen. Am deutlichsten sticht aus unserer Sicht das Mocci Smart Pedal Vehicle hervor. An dem ersetzt ein Generator jegliche mechanische Kraftübertragung. Umgeben ist das Ganze von einer unverwechselbaren Hülle aus einem Hochleistungskunststoff. Ein echter Hingucker, der mal an kultige Science-Fiction-Streifen erinnert und dann wieder Billigbausätze. Zum Mocci gesellen sich:

• ein Singlespeed-Purist: das UBN Five von Riese&Müller mit dem Fazua Ride 60,
• ein Newcomer: das Hepha Trekking 7 mit Hephas eigenem Antriebssystem und einem erstaunlich günstigen Einstiegsreis,
• das Bike mit einem der längsten jemals gelesen Produktnamen: das Kettler Quadriga Town&Country Pro ABS LTD CX11 LG als Vertreter der Fahrräder mit Boschs ABS,
• und ein Multitalent: das Flyer Upstreet 7.10 mit seiner GPS-Navigation und der Aufnahme für einen 40 Kilogramm schweren Fahrradanhänger.

5. Design & Innovation Award: Ausgezeichnete E-Bikes in der Kategorie „Rennräder“

Bleibt zum Abschluss noch der Blick hinüber zu den Rennrädern. Der lohnt sich beim DIA 23 vollauf. Schließlich trefft ihr dabei auf das FMoser Road Force. Oder sollte es besser die FMoser Road Force heißen? Die italienische Kultmarke hat dieses Modell als Zwilling konzipiert. Beim Kauf erhaltet ihr ein Fahrrad mit insgesamt drei Laufrädern. Zwei davon sind Hinterräder. In einem steckt der HM 1.0 von FSA und in dem anderen eine herkömmliche Nabe. Je nach Laune, setzt ihr das passende Hinterrad ein und fahrt ein E-Bike oder ein klassisches Rennrad. Elektrische Unterstützung am Fahrrad ist eben längst keine Einbahnstraße mehr.

FMoser Road Force

Bilder: Design & Innovation Award