Ein Nischenprodukt wie das urbane E-Bike von Cowboy kann getrost einen Bogen um die üblichen Termine machen, wenn es darum geht, Neues zu verkünden. Hersteller, die ihre Markennamen in Großbuchstaben auf ihre Bikes lackieren lassen, orientieren sich traditionell an der Austragung der Eurobike in Friedrichshafen oder vergleichbaren Messen. Dagegen hat der gleichnamige belgische Produzent des Cowboy bereits zu Beginn des Sommers die dritte, und damit aktuellste, Version seines Bikes vorgestellt. Technische Weiterentwicklungen sind also nicht gleich wieder zu erwarten. Deshalb erfahrt ihr mit Blick auf die E-Bikes der Saison 2021 auch alles Wichtige rund um den stylischen Flitzer.
1. Hardware-Update: Kraftvoller starten
2. Software-Update: Sicher und gesund ans Ziel
3. Euer persönlicher Monteur
4. Finanzspritze als Basis für ambitionierte Pläne
Alle guten Dinge sind drei. Insofern ist die Erwartungshaltung an die dritte Generation des Cowboy entsprechend hoch gewesen. Bereits die Premiere hatte 2018 ja für reichlich Aufsehen gesorgt. Um das Resultat gleich einmal vorwegzunehmen: Das Cowboy 3 zieht sich insgesamt recht gut aus der Affäre.
1. Hardware-Update: Kraftvoller starten
Das wichtigste Update ist sicherlich die Überarbeitung des Automatikgetriebes für den Singlespeed-Antrieb gewesen. Nach Aussage von Cowboy kam aus der Community der Wunsch nach einem kräftigeren Anschub beim Starten sowie beim Anfahren am Berg. Der Cowboy 3 gibt euch in diesen beiden Situationen jetzt etwas mehr Power. Ansonsten bleibt alles wie gehabt. Der Drehmomentsensor registriert, wenn ihr euch stärker ins Zeug legt und lässt mehr Unterstützung frei. Wer sehr entspannt fährt, kann auch nur mit weniger zusätzlichem Anschub rechnen.
Ein Grund für die Überarbeitung ist sicher vom Hersteller gewählte Übersetzung für den Singlespeed mit 63 Zähnen am Kettenblatt und 22 Zähnen am Ritzel. Damit macht ihr auf flachem Terrain immer noch ganz gut Betrieb, wenn der Motor sich bereits verabschiedet hat, weil ihr über die Unterstützungsgrenze von 25 km/h längst hinausgeschossen seid. Weniger entspannt geht es voran, sobald die Strecke längere Zeit bergauf führt. Ein Offroad-E-Bike oder eine Bergziege ist das Cowboy auch nach dem Update nicht. Wollte es auch nie sein. Daher passt das schon.
Schwarz und griffig
Für den Ritt über die Straßen eurer Stadt hat Cowboy zudem einen neuen Gummi aufgezogen. Der Cowboy-Spezialreifen kommt ganz in schwarz und frei von allen Schriftzügen daher. Welcher Hersteller dahintersteckt, wollte das Unternehmen nicht verraten. Gesichert sind immerhin folgende Details: Größe von 27,5 Zoll, 42 Millimeter breit, Pannenschutz, minimales Profil bei gleichzeitig flexiblem Grip. Kurz gesagt: einer für den Ampelsprint.
Mit Blick auf das Zubehör schließt Cowboy allmählich die Lücke zur Konkurrenz von VanMoof & Co. Auch am Cowboy könnt ihr auf Wunsch passende Schutzbleche montieren lassen. Schön schlank gestaltet und mit minimalem Abstand zu den Reifen montiert, harmonieren diese sehr gut mit der Optik des restlichen Bikes. Die schwarzen Schmutzfänger kosten euch optional 89 Euro.
2. Software-Update: Sicher und gesund ans Ziel
Neben dem Bike selbst hat Cowboy auch die dazugehörige App weiter verbessert. So könnt ihr jetzt beispielsweise einstellen, dass euer Bike euch anhand eures Smartphones erkennt. Habt ihr es abgestellt und gesperrt, entsperrt es sich automatisch, sobald ihr zurück seid. Kommt ihr ihm näher als drei Meter, blinken die LED am Fahrrad. Eine leichte Bewegung genügt, damit es sich automatisch entsperrt. Dafür muss die App aktiviert sein. Ihr braucht am Smartphone selbst aber nichts bestätigen.
Bewegt eine andere Person euer Fahrrad, ohne dass es euer Smartphone in der Nähe ausgemacht hat, greift die nächste neue Funktion. Ihr erhaltet nämlich automatisch eine Nachricht, wenn eine fremde Person es für mehrere Sekunden berührt. Über die Nachricht könnt ihr per GPS die Position einsehen. Kommt euch dabei irgendetwas komisch vor, lohnt sich das Nachschauen oder womöglich ein Hinweis an die Polizei
Helfer in der Not
Ebenfalls im Alltag sehr hilfreich: Über einen im Fahrrad integrierten Sensor und einen Algorithmus erkennt die App, wenn ihr mit dem Bike gestürzt seid. Gebt ihr innerhalb von 60 Sekunden Bescheid, dass alles glimpflich verlaufen ist, geschieht nichts weiter. Bleibt diese Information jedoch aus, sendet die App automatisch einen Notruf, der die letzten bekannten Standortdaten übermittelt. Diesen Service erhält Cowboy täglich rund um die Uhr aufrecht.
Apropos Gesundheit. Wer möchte, kann sich dank der Cowboy-App über die Luftqualität in der Umgebung auf dem Laufenden halten lassen. Ihr könnt sogar eure Streckenplanung an den Grad der Belastung mit Feinstaub anpassen. Die App schlägt euch eine Route vor, bei der ihr die dicke Luft umfahrt.
3. Euer persönlicher Monteur
Cowboy baut außerdem die Infrastruktur rund um sein Fahrerlebnis aus. Basierend auf einem Netzwerk aus Fahrradspezialisten stellt die Firma einen mobilen Service auf die Beine. Ist euer E-Bike defekt, kommt ein Techniker vorbei und übernimmt die Reparatur. Schäden, die unter die 2-jährige Garantie fallen, sind kostenfrei. Das Programm ist in insgesamt 24 europäischen Städten angelaufen.
In Deutschland zählen derzeit Aachen, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Karlsruhe, Köln, München und Stuttgart dazu. Cowboy hat angekündigt, dass in Kürze weitere Städte folgen werden.
4. Finanzspritze als Basis für ambitionierte Pläne
Neues Service-Programm, App-Entwicklung, Hardware-Update – all das kostet bekanntlich Geld. Von dem hat Cowboy einiges und seit Juli noch mehr. Vor wenigen Wochen spülte eine weitere Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 23 Millionen Euro in die Kassen. Ein Großteil dessen soll in Personal investiert werden. Mit mehr als 30 neuen Angestellten möchte Cowboy seine Einzelhandels- und Servicepräsenz in ganz Europa erweitern. Weiterhin planen die Belgier, die Fahrrädermontage zurück nach Europa zu verlagern. Vielleicht wird aus Cowboy sogar das erste Unternehmen, das unter eigener Regie die eigenen gebrauchten Räder überholt und wiedererkauft. Ideen für einen Wiederverwertungskreislauf liegen wohl schon in der Schublade.
Bilder: Cowboy SA
Schaltung ist nicht nötig. Schön wäre, wenn man den Motor so ausschalten könnte, dass er beim Fahren nicht mitgefreut werden muss. Ist heute schon möglich. So kann man in bestimmten Situationen Energie sparen und die KM pro Ladung steigern.
Es mag zwar stylisch und durchdacht sein, ohne Schaltung ist das Rad jedoch uninteressant