Update vom 21. Juli 2021
Im Zuge der Vorstellung des Carqon Cruise im Juli 2021 hat der Hersteller sein erstes E-Lastenfahrrad zum Befördern von Kindern umbenannt. Es erhält von nun an den Namenszusatz „Classic“, um eindeutig vom Cruise unterschieden zu werden.
Originalbeitrag vom 17. Juni 2020
Mitunter reicht ein Blick, um zu ahnen, woher ein Fahrrad kommt. Das Carqon stammt aus den Niederlanden und irgendwie scheint das nur logisch. Laut Experten ist unser Nachbarland nicht nur in Sachen Fahrradinfrastruktur Deutschland bis zu zehn Jahre voraus. Die Niederländerinnen und Niederländer nutzen das Fahrrad zudem viel selbstverständlicher als Transportmittel. Das gilt besonders für den Personentransport.
Und selten zuvor sind Passagiere so bequem wie mit diesem E-Lastenrad von A nach B gelangt. Sofort ins Auge fällt dessen Transportbox – und dort speziell die praktische Tür. Wie beim Auto lässt sich diese einfach öffnen und die Passagiere steigen fast ebenerdig ein. Niemand von euch braucht mehr seine Bandscheiben über Gebühr strapazieren und den Nachwuchs über eine Barriere ins Gefährt heben. Ein zweites kindersicheres Schloss verhindert, dass die Tür während der Fahrt unerwartet geöffnet wird.
Familienfahrrad statt Familienauto
Ganz allgemein fällt das Carqon in die Kategorie der E-Cargobikes. Das gesamte Konzept ist aber klar darauf ausgerichtet, ein kleines Familienauto im städtischen Umfeld zu ersetzen. In der Kabine finden zwei Kinder Platz. Zudem könnt ihr eine Halterung für ein Maxi-Cosi installieren und so noch ein Baby mitnehmen. Umgeben ist euer Nachwuchs dort von widerstandsfähigem, recycelbarem HDPE-Kunststoff. Innen ist die Box mit Softtop beschichtet. Auch die weitere Ausstattung wirkt gut durchdacht: eine herausnehmbare Bank, Dreipunkt-Sicherheitsgurte mit Schulterpolstern, rutschfester Boden mit doppelter Drainage. Das Ganze sieht von außen sogar ziemlich schnittig aus. Kein Wunder, dass dieses Bike bereits drei renommierte Designpreise einheimsen konnte: den German Design Award 2020, den European Product Design Award und den Golden A’Design Award.
Die Kabine ruht auf einem leichten, verwindungssteifen Aluminium-Rahmen. Den könnt ihr in vier verschiedenen Farben ordern. Typisch für ein Long John, ein Lastenrad, dessen Ladefläche sich vor dem Fahrer befindet, rollt das Bike auf einem größeren Hinterrad und einem kleineren Vorderrad. Beide messen in diesem Falle 27,5 bzw. 20 Zoll. Vier aus Edelstahl gefertigte Kabel, zwei links, zwei rechts, verbinden das Vorderrad mit dem Lenksystem. Dieses Doppelkabel-Lenksystem kennen einige von euch vielleicht aus der Automobilindustrie. Es gilt als besonders zuverlässig. Zweiter Vorteil ist ein kleiner Wendekreis. Da erleichtert nicht nur das Abstellen des Fahrrades, sondern sorgt auch für die nötige Wendigkeit im Stadtverkehr. Das Geruckel auf holprigen Straßen dämpft eine spezielle Vorderradgabel-Aufhängung von Suntour.
Zahlreiche Optionen bei der Auswahl des Antriebs
Bei Motorisierung und Akku setzt Carqon auf Komponenten von Bosch. Der Mittelmotor der Performance CX Cargo Line unterstützt euch bis zu 25 km/h und verrichtet leise und effizient seinen Dienst. Kombinieren könnt ihr ihn mit insgesamt vier Akku-Optionen: einem PowerPack 400, einem PowerPack 500, einem DualBattery mit zwei PowerPack 400 sowie einem DualBattery mit zwei PowerPack 500. Diese Vielfalt eröffnet Reichweiten von 40 bis zu 120 Kilometer. Das lässt sich also passgenau auf das abstimmen, was ihr mit dem Bike vorhabt.
Auf die Straße bringt ihr die elektrische zusammen mit der Muskelkraft wahlweise mit der stufenlosen Enviolo N380-Getriebenabe oder einem 1-fach-Antrieb Deore XT mit zehn Gängen von Shimano. Je nach Entscheidung sind die Schaltungen mit einem Gates Carbon-Riemen oder einer herkömmlichen Edelstahlkette ausgestattet. Wer die Wartung gerne vom Umfang her etwas herunterschrauben möchte, greift vermutlich eher zur Nabenschaltung mit Riemen. Die andere Variante verspricht mehr Fahrdynamik. Im Grundpreis schlägt das System von Enviolo mit 300 Euro mehr zu Buche. Eingebremst wird das Carqon in beiden Fällen von hydraulischen Scheibenbremsen von Tektro.
Praktische Extras
Ergänzen könnt ihr das E-Lastenrad mit jeder Menge Zubehör. Wasserdichte Doppelsitzpolster machen die Fahrt auf der Bank in der Box etwas angenehmer. Ein Kindersitz für Kinder zwischen 8 und 18 Monaten und die bereits erwähnte Halterung für den Maxi-Cosi verdeutlichen die Ausrichtung auf den Ersatz der Familienkutsche. Außerdem gibt es eine Abdeckplane für die Transportbox und eine Regenplane für das komplette Bike. Wer von euch dem Regen ein Schnippchen schlagen möchte, bestellt einfach das Regenverdeck aus festem Nylon und wasserabweisender PVC-Beschichtung. Durch die großen Fenster haben die Passagiere jederzeit gute Sicht zu allen Seiten. Das Verdeck ist faltbar und kann für den Fall der Fälle griffbereit in der Box verbleiben.
So viel Komfort hat natürlich seinen Preis. In der einfachsten Variante werden für das Carqon 4.999 Euro fällig. Die Version mit Nabenschaltung und der leistungsstärksten DualBattery kostet 6.499 Euro. Ein Regenverdeck gibt es für 199 Euro. Nach Angaben von Carqon ist das E-Lastenrad in Deutschland über ausgewählte Händler etwa ab Juli verfügbar.
Hintergrund: Kleiner Hersteller unter großem Dach
Die Marke Carqon gehört zur niederländischen Accell Group. An dessen Stammsitz in Heerenveen wird es auch gefertigt. Unter dem Dach des größten europäischen Fahrradherstellers befindet sich mit Babboe ein zweiter prominenter Anbieter von E-Cargobikes.
Bilder: Carqon