Rund drei von vier Deutschen fahren gelegentlich oder regelmäßig mit dem Fahrrad. Das hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) im Rahmen seiner aktuellen Radreiseanalyse für das Jahr 2022 ermittelt. Längere Radreisen als auch Tagesauflüge stehen bei den Menschen dieses Landes weiterhin hoch in Kurs. Speziell auf Radreisen sinkt der Anteil derjenigen, die mit einem E-Bike unterwegs sind.
Das Fahrrad bleibt eines der beliebtesten Verkehrsmittel in Deutschland. Auf 76 Prozent beziffert der ADFC den Anteil der Bevölkerung, der damit Wege im Alltag zurücklegt, Sport treibt oder sich auf dem Sattel während einer mehrtägigen Tour oder eines Tagesausflugs erholt. Unter dem Strich sind das etwas weniger Radfahrende als 2021. Damals betrug der Wert 82 Prozent. Angesichts der 77 Prozent aus dem Jahre 2019 kann man von einer relativ konstanten Entwicklung sprechen.
1. Wie entwickelten sich Radreise und Tagesausflüge im Jahr 2022?
2. Wie viele Deutsche unternehmen eine Radreise?
3. Wie viele Menschen nutzen dafür ein E-Bike und warum?
4. Wer unternimmt eine Radreise?
5. Wie strukturieren die Menschen ihre Reise?
6. Welches Transportmittel wählen die Radreisenden zur An- und Abreise?
7. Was bewegt Menschen zu einer Radreise?
8. Was ist das häufigste Ziel der Deutschen?
9. So erstellt der ADFC die Radreiseanalyse
1. Wie entwickelten sich Radreise und Tagesausflüge im Jahr 2022?
Insbesondere gilt die Konstanz für die Radreisen und Tagesausflüge. Hier fällt der Unterschied zwischen 2022 mit 67,9 Prozent und 2021 mit 68 Prozent nur marginal aus. Zu Hochzeiten der Corona-Pandemie 2019 mit Lockdowns und ähnlichen Maßnahmen unternahmen gerade einmal 54,9 Prozent der Radfahrenden eine Radreise oder gelegentliche Ausflüge.
Für einen Tagesauflug entschieden haben sich 2022 mit rund 38 Millionen Menschen ungefähr vier Millionen weniger als im Jahr davor. Wer zum Fahrrad griff, war jedoch aktiver. Vor dem Hintergrund von durchschnittlich 11,7 Ausflügen pro Jahr erhöhte sich die absolute Zahl der Tagesausflüge auf 445 Millionen. Pro Ausflug radelten die Menschen durchschnittlich eine Distanz von 46 Kilometern.
2. Wie viele Deutsche unternehmen eine Radreise?
Verstärkt in die Richtung der Pre-Corona-Zeit weisen ebenfalls die Zahlen bezüglich der Radreise. So begaben sich 2022 rund 4,6 Millionen Deutsche auf eine mehrtägige zusammenhängende Fahrt mit dem Fahrrad. Das entspricht 6,6 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung. Mit einem Zuwachs von 700.000 Radreisen im Vergleich zum Jahr 2021 zeigt die Tendenz eindeutig nach oben. Bis zum Spitzwert von 5,5 Millionen Radreisen für das Jahr 2018 ist aber noch etwas Luft.
3. Wie viele Menschen nutzen dafür ein E-Bike und warum?
Entgegen der konstant hohen Verkaufszahlen von E-Bikes verzichteten 2021 wieder mehr Menschen während einer Radreise auf einen E-Antrieb. Der Anteil der Fahrräder ohne Motorunterstützung stieg von 58 Prozent auf 62 Prozent. Damit ist er jetzt nahezu gleichauf mit dem Anteil von E-Bikes bei den Tagesausflügen. Nur bedeutet dort der Wert ein Plus von mehr als fast sechs Prozent.
Wer sich mit einem E-Bike auf eine Radreise begibt, tut dies primär weiterhin, um größere Strecken zurückzulegen. Ein weiterer Grund ist der Umstand, dass die Menschen auf diese Weise Gegenden besuchen, in die sie aufgrund der körperlichen Herausforderung sonst nicht mit dem Fahrrad gereist wären. Zusätzlich kommt der Wunsch nach der Gemeinschaft zum Tragen. Mithilfe der elektrischen Unterstützung können auch Menschen mit unterschiedlich stark ausgeprägter sportlicher Leistungsfähigkeit zusammen über längere Zeit Radfahren.
4. Wer unternimmt eine Radreise?
Potenziell könnte dies eines der Beweggründe sein, die immer mehr Frauen zu einer Radreise motiviert. Ihr Anteil steigt an. Das Verhältnis zu den Männern beträgt inzwischen ungefähr zwei zu drei. Über alle Geschlechter hinweg sind die meist weiterhin in Gesellschaft mit PartnerInnen und FreundInnen unterwegs. Jedoch steigt der Anteil der Alleinreisenden. Er verzeichnet mit sechs Prozent den größten Anstieg und liegt damit bei 24 Prozent.
5. Wie strukturieren die Menschen ihre Reise?
Für eine Radreise bieten sich in der Regel zwei gängige Muster an: Die klassische Fahrt von A nach B – oder alternativ das Erkunden einer Region von einem festen Standort aus. Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Variante der Route. Pro Etappe legen sie dabei im Durchschnitt 71 Kilometer zurück und buchen jede zweite Unterkunft spontan.
Bei denjenigen, die immer vom selben Ort aus starten, wird die Unterkunft naturgemäß wesentlich öfter bereits vor Antritt der Fahrt gebucht. Die Anzahl der Etappen ist geringer und die Menschen wählen etwas kürzere Distanzen.
6. Welches Transportmittel wählen die Radreisenden zur An- und Abreise?
Unabhängig von der Art der Radreise erfolgt die Anreise eher mit dem Öffentlichen Personennahverkehr und der Bahn. Mit rund 38 Prozent liegt dieser Anteil sogar knapp vor dem Pkw, der in rund 34 Prozent der Fälle gewählt wird. Bei Tagesausflügen zeigt sich derzeit noch ein gänzlich anderes Bild. Dort ist der Pkw aktuell noch das Mittel der Wahl. Bahn und ÖPNV konnten etwas aufholen, sodass jetzt das Verhältnis bei 60 Prozent zu 38 Prozent liegt.
7. Was bewegt Menschen zu einer Radreise?
Nach der Motivation für eine Radreise gefragt, spiegelt sich in den Antworten der Menschen auch ein Stück weit die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland wider. So spielt die Förderung der eigenen Gesundheit eine etwas geringere Rolle als noch bei der vorherigen Analyse. Gleichzeitig betonen mehr Radreisende, dass diese Art des Reisens erschwinglicher sei als andere.
8. Was ist das häufigste Ziel der Deutschen?
Im Jahr 2022 zog es die Deutschen wieder verstärkt ins Ausland. Das Plus von 16 Prozent im Vergleich zu 2021 spricht hier eine eindeutige Sprache. Der Anteil von jetzt gut 38 Prozent übertrifft sogar den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahre 2019, der bei 33 Prozent lag.
Eventuell ist dies einer der Trends, die bei der Radreiseanalyse für 2023 noch deutlicher zum Vorschein kommen. Laut der Befragung des ADFC plant die Hälfte der Radreisenden mindestens eine Radreise in Europa. Das häufigste Ziel bleibt mit 56 Prozent weiterhin Deutschland. Allerdings könnten sich beide Vorhaben von den Anteilen her merklich annähern.
9. So erstellt der ADFC die Radreiseanalyse
Für die Radreiseanalyse 2022 führte der ADFC von November 2022 bis Januar 2023 online mehrere Befragungen durch. Dies geschah in zwei bundesweit repräsentativen Panels sowie offen über verbandseigene Kanäle. Am Ende bildeten 12.536 auswertbare Fragebögen die Datenbasis für die aktuelle Analyse.
Bilder: Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC)