Entsperrt ihr euer Smartphone mithilfe eines Passwortes, Zahlencodes oder Fingerabdrucks? Letzteres ist sicher die bequemste Variante. Vermutlich auch die schnellste. Gut möglich, dass dies zwei der Gründe sind, warum Abus jetzt genau diese Technik erstmals an einem seiner Fahrradschlösser nutzt – dem Abus Yardo 7807F.
Für manche von uns ist der größte Feind des eigenen Fahrradschlosses kein Fahrraddieb, sondern wir selbst. In dem wir zum Beispiel den Schlüssel auf Nimmerwiedersehen verlegen. Oder wir vergessen nicht nur den Code für das Zahlenschloss, sondern fanden es absolut überflüssig ihn vorher zur Sicherheit irgendwo zu notieren. Auf genau solche Fälle zielt Abus mit dem Yardo 7807F ab. Schließlich braucht dieses keinen extra Schlüssel. Es entsperrt sich durch das Auflegen eines eurer Finger auf dem entsprechenden Sensor. Ein diebstahlsicherer Schlüssel also, den wir stets bei uns tragen. Zudem kennen wir das Prinzip bereits bestens vom Smartphone und anderen Geräten.
1. Der Clou mit dem Touch
2. Registrieren und löschen von Fingerabdrücken beim Abus Yardo 7807F
3. Worin liegen die Vorteile des Sensors?
4. Ergeben sich durch den Sensor auch Nachteile?
5. Mittlere Sicherheitsstufe
6. Wie lässt sich das Schloss bequem transportieren?
1. Der Clou mit dem Touch
Ausgangspunkt für diesen im Zusammenhang mit Zubehör für das E-Bike noch seltenen Komfort ist ein in den Schließkörper eingelassener Sensor. Über eine Touch-Oberfläche erfasst er unsere Fingerabdrücke in einem Radius von 360 Grad. Hat er den Abdruck eines Fingers einmal eingelesen und gespeichert, genügt das Auflegen dieses Fingers auf das Touch-Feld, um ein gesperrtes Schloss zu öffnen. Vorausgesetzt, der Finger ist unverletzt und sauber, vor allem frei von einem Fettfilm und Ähnlichem.
Rund Zehntausend Male lässt sich das Abus Yardo 7807F auf diese Weise öffnen und schließen. Dann ist die im Schließkörper enthalte CR2-Batterie erschöpft. Naht dieser Zeitpunkt, macht das Schloss mit SOS-Signalen euch darauf aufmerksam. Gleichzeitig blinken vier kleine rund um den Sensor angeordnete LEDs rot. Ignoriert ihr ungefähr zehn solcher Warnungen, lässt sich das Schloss dann irgendwann nicht mehr schließen. Ihr steht also nicht vor dem Problem, ein verschlossenes Schloss nicht mehr öffnen zu können. Um das Einlegen einer neuer Batterie kommt ihr trotzdem nicht herum.
2. Registrieren und löschen von Fingerabdrücken beim Abus Yardo 7807F
Der Hersteller hat das Fahrradschloss so konzipiert, dass es mehrere Personen nutzen können. Daher lassen sich maximal 20 Fingerabdrücke abspeichern. Wichtig dabei: Es braucht die Bestätigung eines der ersten beiden hinterlegten Fingerabdrücke, um einen weitere Fingerabdruck einzulesen. Aus diesem Grund nennt Abus sie die Administratoren-Finger oder Master-Finger.
So speichert ihr den ersten Administrator-Fingerabdruck ein.
- Nehmt das Schloss aus der Verpackung, setzt die mitgelieferte CR2-Batterie ein und öffnet das Schloss initial mit einem beliebigen Finger.
- Legt nun den gewünschten Finger für drei Sekunden auf das Touch-Feld, bis ein Signalton ertönt. Zudem blinken die LEDs blau.
- Legt nun den Finger in verschiedenen Positionen mehrmals auf den Sensor. Währenddessen ertönen weitere Signaltöne und die LEDs leuchten mal grün und mal rot auf. Ungefähr nach dem zehnten Auflegen des Fingers vernehmt ihr einen langen Signalton und die LEDs blinken grün. Der Abdruck wurde erfolgreich registriert.
So speichert ihr den zweiten Administrator-Fingerabdruck ein.
- Öffnet das Schloss durch Auflegen des ersten Administrators.
- Haltet anschließend diesen Finger für drei Sekunden auf das Touch-Feld. Ihr hört den bekannten Signalton und die LEDs leuchten nun blau. Dies ist das Zeichen dafür, dass der Sensor bereit ist, einen neuen Fingerbadruck einzulesen. Bestätigt mit einem weiteren kurzen Tippen des ersten Administrators auf das Touch-Feld.
- Jetzt muss der zweite Finger wie oben beschrieben mehrfach auf den Sensor aufgelegt werden, bis er schließlich als zweiter Administrator hinterlegt ist. Am Ende bestätigen dies die erneut grün blinkenden LEDs.
So speichert ihr weitere Fingerabdrücke ein.
Verfahrt wie beim Einlernen des zweiten Administrators. Der einzige Unterschied ist, dass der Prozess von Administrator 1 oder Administrator 2 initiiert werden muss. Wie erwähnt, sind alle weiteren hinterlegten Fingerabdrücke nur „gewöhnliche“ Nutzer ohne Admin-Rechte.
So löscht ihr die gespeicherten Fingerabdrücke.
Um die Programmierung nicht zu komplex zu gestalten – und damit wahrscheinlich auch den Preis für das Schloss zu erhöhen – schlägt Abus einen einfacheren Weg beim Löschen der Fingerabdrücke ein. Und zwar lassen sie sich nicht einzeln aus dem Speicher entfernen, sondern nur alle auf einmal. Das bedeutet, auch inklusive der Abdrücke der Administratoren. Wollt ihr dies tun, geht ihr folgendermaßen vor:
- Administrator 1 oder 2 öffnen das Schloss.
- Anschließend legen sie den entsprechenden Finger lange auf das Touch-Feld – und zwar über das erste Signal nach rund vier Sekunden mit den blau leuchtenden LEDS hinaus für zwei, drei weitere Sekunden.
- Daraufhin leuchten die LEDs rot auf.
- Jetzt könnt ihr den Löschvorgang durch ein kurzes Tippen von Administrator 1 oder 2 bestätigen.
- Die LEDs leuchten grün und das Schloss ist auf die Werkseinstellung zurückgesetzt.
Selbst wenn ihr das Schloss einzeln nutzt, empfiehlt es sich, mehrere Fingerabdrücke zu registrieren. Dann könnt ihr auf einen zweiten oder dritten Finger ausweichen, solltet ihr euch an einem mal verletzt haben oder der Sensor ihn nicht sofort erkennen. Teilt ihr euch das Schloss gemeinschaftlich mit mehreren Personen, raten wir dazu, die Administratorenrechte auf zwei unterschiedliche Personen zu verteilen.
3. Worin liegen die Vorteile des Sensors?
Ganz klar, der größte Pluspunkt des Abus Yardo 7807F ist seine einfache Handhabung. Ein potenzieller Schlüssel weniger, den man verlegen kann, vergessen und der das Schlüsselbund noch dicker macht. Außerdem zeigt sich der Sensor in unserem Test als ziemlich zuverlässig. Insgesamt wirkt die Lösung schon sehr ausgereift.
4. Ergeben sich durch den Sensor auch Nachteile?
Gerade mit Beginn der kälteren Jahreszeit fällt ein Detail auf, dass im restlichen Jahr kaum in den Blick geraten würde. Zum Entsperren braucht es einen „nackten“ Finger. Während ihr mit einem herkömmlichen Schlüssel auch mit Handschuhen klarkommt, müsst ihr für den Scan einen Handschuh ausziehen. Normalerweise hättet ihr damit warten können, bis ihr im Warmen angekommen seid. Außer ihr tragt Handschuhe mit einer separaten Fingerkappe. Dann wiegt dieser Umstand weniger schwer.
5. Mittlere Sicherheitsstufe
Apropos schwer wiegen. In seinen beiden Ausführungen mit einer Länge von 110 Zentimeter und 85 Zentimeter bringt das Kettenschloss 1.480 Gramm beziehungsweise 1.246 Gramm auf die Waage. Mehrheitlich geht das Gewicht natürlich auf die metallene, sieben Millimeter starke Kette zurück. Deren aus Silikon gefertigte Ummantelung wiegt im Verhältnis dazu fast nichts. Zusammen mit dem Schließkörper aus beschichtetem Zinkdruckguss ergibt sich ein mittleres Sicherheitslevel von 8 auf der bis 15 reichenden Skala bei Abus.
6. Wie lässt sich das Schloss bequem transportieren?
Wie bei vielen Kettenschlössern stellt sich auch beim Abus Yardo 7807F die Frage des Transports. Schließlich gibt es vom Hersteller keine dazugehörige Halterung. Ihr könnt natürlich das Schloss um den Rahmen des E-Bikes wickeln oder um einen fest installierten Gepäckträger. Damit handelt ihr euch allerdings eine lästige Dauerbeschallung ein, da die einzelnen Kettenglieder durch die Erschütterung beim Fahren pausenlos klappern. Bliebe noch die Variante, es euch selbst diagonal um den Oberkörper zu schnallen. Spätestens im Sommer erscheint dies angesichts des Gewichts als wenig ratsam. Zumal ihr euch im Falle eines Sturzes auf diese Weise mächtig wehtun könntet.
Als Alternative haben wir zwei Satteltaschen und eine Rahmentasche von Abus für den Transport getestet. Bezogen auf die Geräusche war das im Falle der Abus Fifty-Fifty, der Abus Satteltasche ST 5950 2.0 als auch der Abus Rahmentasche ST 2200 erstaunlich erfolgreich. In allen drei Taschen gab das Schloss während der Fahrt keinerlei Geräusche mehr von sich.
Unter dem Strich scheinen die 109,95 Euro, die Abus für das Yardo 7807F aufruft, gut angelegtes Geld zu sein. Und vielleicht ist dies erst der Beginn des Siegeszuges von Touch-ID am E-Bike. Wir freuen uns jedenfalls bereits auf das erste E-Bike, an dem beim Akkuschloss diese Technologie zum Einsatz kommt und wir den nächsten herkömmlichen Schlüssel für immer am Schlüsselbrett hängenlassen können.
Bilder: August Bremicker Söhne KG