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Industrie und Fahrradlobby wollen Radfahrende effektiver schützen

Initiative Coalition for Cyclist Safety möchte V2X-Technologie für Radfahrende voranbringen

Die Kommunikation von E-Bikes mit anderen Fahrzeugen und ausgewählter Verkehrsinfrastruktur gilt als eines der Themen, die in den kommenden Jahren die Sicherheit von Fahrradfahrenden im Verkehr verbessern soll. Firmen wie Bosch, BMC oder Spoke engagieren sich bereits seit längerem auf dem Gebiet. Nun möchte ein neues Bündnis namens „Coalition for Cyclist Safety“ diese Entwicklungen koordiniert mit einheitlichen Standards voranbringen.

Vehicle-to-Everything-Technologie, kurz V2X, gilt als eine der Grundlagen auf dem Weg hin zur Vision des autonomen Fahrens. Dahinter steckt der Ansatz, dass Fahrzeuge sich gegenseitig über Sensoren erfassen, Positions- und Fahrdaten austauschen und so Kollisionen vermeiden. In diese Kommunikation werden Ampeln, Straßenschilder, Fußgängerüberwege und ähnliche Elemente miteinbezogen.

Spezialisten agieren Hand in Hand

Verschiedene Akteure aus der Fahrradbranche, sowohl seitens der Industrie als auch der Radfahrenden, setzen sich dafür ein, dass Fahrräder und E-Bikes Teil dieser Kommunikation werden. So soll nicht nur ein komplexeres Abbild der realen Verkehrssituation entstehen, sondern eine vielversprechende Möglichkeit, die Zahl der im Straßenverkehr getöteten und verletzten Fahrradfahrenden künftig deutlich zu reduzieren.

Initiative Coalition for Cyclist Safety möchte V2X-Technologie für Radfahrende voranbringen

Ein zukünftiges V2X-Kommunikationssystem würde das E-Bike und das abbiegende Auto automatisch gegenseitig aufeinander aufmerksam machen.

Unter dem Namen Coalition for Cyclist Safety haben sich jetzt insgesamt 19 dieser Akteure zusammengeschlossen. Sie stammen aus unterschiedlichen Bereichen und bringen entsprechend unterschiedliches Knowhow in das Bündnis ein:

  • Automotive: Audi, Cariad
  • Fahrradindustrie: Accell, AT-Zweirad, BMC, Bosch eBike Systems, Koninklijke Gazelle, Shimano, Trek Bicycle Corp.
  • Telekommunikation: Deutsche Telekom, Telus
  • V2X-Technologie: Autotalks, Commsignia, Qualcomm, Spoke Safety

Interessen der Radfahrenden präsent

Begleitet wird die Arbeit der Unternehmen von einem zusätzlichen prominent besetzten Gremium. Zu dem gehören Interessenvertretungen aus den Bereichen Radverkehr, Sicherheit und intelligente Verkehrssteuerung.

  • ITS America
  • League of American Bicyclists
  • People for Bikes
  • The Governors Highway Safety Association

Das Gremium soll beratend tätig werden und sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Radfahrenden ausreichend Gehör finden. „Wir vertrauen darauf, dass die Führungsrolle der Unternehmen in der Coalition for Cyclist Safety andere dazu anregen wird, sich anzuschließen und sich zu verpflichten, einen hohen Sicherheitsstandard nicht nur für die Menschen im Fahrzeug zu schaffen, sondern auch außerhalb des Fahrzeugs“, sagt Bill Nesper, Executive Director der League of American Bicyclists.

Gemeinsam oder gar nicht

Welche Ausmaße ein auf V2x-basierendes System erreichen kann, zeigen von Audi präsentierte Schätzungen. Laut derer könnten sich bis zum Jahr 2025 rund 5,3 Millionen Fahrzeuge, Verkehrsbaustellen, Bahnübergänge, Fahrräder und andere Einrichtungen und Fahrzeuge beziehungsweise Geräte vernetzen lassen. Schon 2030 sei das Einbinden von 20.000 Fußgängerüberwegen, 60.000 Schulzonen, 216.000 Schulbussen und 45 Millionen Smartphones vorstellbar.

Zahlen wie diese verdeutlichen, dass ein Unternehmen allein von einer solchen Aufgabe schnell überfordert wäre. Eine Ansicht, die man bei Bosch, ebenfalls Mitglied im Coalition for Cyclist Safety, übrigens teilt. „Es erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, die übergreifend an diesem Thema arbeiten, damit in Zukunft alle Verkehrsbeteiligten von den Vorteilen profitieren, die V2X bieten kann, ” erklärt Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems.

Webseite der Initiative Coalition for Cyclist Safety

Vor der neu gegründeten Coalition for Cyclist Safety liegt jede Menge Arbeit. Anscheinend auch bei der Erstellung der eigenen Internetpräsenz. Die bietet aktuell nicht mehr als einen grauen Bildschirm.

Wissenstransfer von Nordamerika in den Rest der Welt

Ziel des Bündnisses ist allerdings nicht die Entwicklung eines einzigen Systems, das später alle Beteiligten nutzen. Jeder wird eigenständig an Lösungen arbeiten. Bosch zum Beispiel tut dies seit geraumer Zeit im Rahmen des SECUR-Projektes. Durch die Abstimmung mit Aufsichtsbehörden und Infrastrukturbetreibern sollen klare Richtlinien und Standards erstellt werden, die das Implementieren in Geräten, Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur vereinheitlichen.

Regional ist das Wirken von Coalition for Cyclist Safety ganz klar auf die USA und Kanada begrenzt. Gleichzeitig wolle man jedoch nach Wegen suchen, „um gemeinsame Industrieansätze auch nach Europa und in andere Regionen der Welt zu bringen.“

 

Bilder: Bosch eBike Systems

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