„Eines der schwierigsten Dinge im Leben ist es, die Dinge einfacher zu gestalten. Mit dem VanMoof S4 und X4 haben wir die Kunst der Vereinfachung gemeistert, um unsere E-Bikes zugänglicher und zuverlässiger denn je zu machen.“ Große Worte von Taco Carlier, Mitbegründer von VanMoof, mit denen er vor wenigen Tagen die Neulinge im Programm des ikonischen E-Bike-Herstellers aus den Niederlanden ankündigte. Etwas nüchterner betrachtet handelt es sich bei der Neuvorstellung lediglich um ein Update für das Einstiegsmodell in die Welt von Vanmoof.
Dass ein Unternehmen seine Neuheiten gerade in der eigenen Pressemitteilung in ein besonders positives Licht rückt, ist so nachvollziehbar wie üblich. Und so suggerieren Worte und Bilder, dass euch etwas vorgestellt werden soll, was es in der Art noch nicht gab. Wer die neuen Modelle S4 und X4 den aktuellen S5 und A5 gegenüberstellt, kann durchaus diesen Eindruck gewinnen. Wer Vanmoof schon etwas länger verfolgt und sich deshalb recht gut an die Modelle S3 und X3 erinnert, sucht dagegen vergeblich nach gravierenden Unterschieden.
Vertraute Kennwerte
Sowohl von der Optik als auch den technischen Details her, lehnen sich S4 und X4 sehr stark an S3 und X3 an. Die Hardware des Vordernabenmotors bleibt weitestgehend unverändert. Bei einer Dauernennleistung von 250 Watt generiert er ein Drehmoment, das beim Drücken der Boost-Taste am Lenker für ein paar Sekunden auf 59 Newtonmeter ansteigt. Mit 478 Wattstunden liegt die Kapazität des fest verbauten Akkus leicht unter dem Wert der Vorgänger. Die brachten 504 Wattstunden mit. Da sich die Gesamtgewichte der Fahrräder mit den jeweiligen Rahmenformen bis auf wenige hundert Gramm gleichen, ergibt sich für S4 und X4 eine Reichweite, die bereits für das S3 und das X3 aufgerufen wurde. Sie pendelt sich im Alltag irgendwo zwischen 60 Kilometer und 150 Kilometer ein. In den meisten Fällen eher am unteren der beiden Grenzwerte.
In Bezug auf die Rahmenformen schreiben S4 und X4 die Geschichte von S3 und X3 fort. Hinter dem Modell mit S verbirgt sich ein klassischer Diamantrahmen, dessen Oberrohr über das Sitzrohr und das Steuerrohr hinausragt und so dem Vanmoof seine markante Erscheinung verleiht. Beim Modell mit dem X kreuzt das deutlich tiefer angesetzte Oberrohr das Unterrohr und formt auf charakteristische Weise den Buchstaben.
Gleiches Konzept bei nahezu gleichem Preis
Die Liste der Gemeinsamkeiten zwischen beiden Generationen lässt sich problemlos fortführen. Im Rahmen integriert ist weiterhin eine 40 Lux starke Lichtanlage, deren Formen längst zur DNA von Vanmoof gehören. Hydraulische Scheibenbremsen vorn und hinten, die Kick-Lock-Wegfahrsperre, das automatische Erkennen der BesitzerInnen mit dem gleichzeitigen Entsperren, die Tracking-Funktion im Falle eines Diebstahls – all das sei hier nur beispielhaft erwähnt.
Angesichts dessen erscheint es folgerichtig, dass sich auch der Preis für die 4er-Modelle an dem der 3er orientiert. Vanmoof ruft 2.198 Euro für die Neuheiten auf. Zu ihrem Launch vor ziemlich genau drei Jahren kosteten S3 und X3 nur 200 Euro weniger. Zieht man die Preisentwicklung der vergangenen Jahre in Betracht, erscheint das Verhältnis als recht angemessen. Zwischendurch belief sich der Preis sogar einmal auf 2.498 Euro. Zuletzt lag er jedoch deutlich darunter. Grund dafür war eine im April 2023 gestartete Verkaufskampagne. Sie ließ erahnen, dass die Zeit für S3 und X3 bald ablaufen könnte. Plötzlich gewährte der Hersteller nämlich einen Rabatt von 700 Euro. Das hatte schon den Charakter eines ultimativen Abverkaufs.
Einfach und standfest
Nun beginnt also die Zeitrechnung von S4 und X4. Schauen wir noch einmal, welche Ausrichtung Vanmoof dafür vorgibt. „Der Wunsch nach unseren High-Tech Funktionen und VanMoof-Design – in einem E-Bike, das noch simpler, zugänglicher und zuverlässiger ist, war besonders stark“, sagt Ties Carlier. Aus „simpler, zugänglicher und zuverlässiger“ sind am Ende eine komplett überarbeitete Motor-Firmware und neue Farben geworden. Was die neue Firmware leistet, benennt der Hersteller nicht genauer. Fest steht, dass die Gangschaltung weniger Differenzierung bietet als bislang. Beim A5 und S5 verfügt sie über drei Abstufungen, bei X3 und S3 waren es sogar deren vier. Jetzt sprechen wir über eine automatische 2-Gang-Schaltung in der Hinterradnabe. Sicherlich soll das auf den Punkt der verbesserten Zuverlässigkeit einzahlen.
Alle Informationen zum E-Bike-System seht ihr am S4 und X4 ausschließlich über die Vanmoof-App ein. Das Halo-Ring-Interface bleibt den teureren 5er-Modellen vorbehalten. Das im Oberrohr eingearbeitete Matrix-Display von S3 und X3 ist verschwunden. Am Vorbau hat der Hersteller zumindest eine Halterung für SP-Connect integriert. Mit einer dazugehörigen Hülle könnt ihr euer Smartphone also dort sicher anbringen und habt Fahrdaten und Navigation im Blick.
Neuer Look statt neuer Funktionen
Unter dem Strich fällt die Bilanz aus unserer Sicht eher ernüchternd aus. Das Display wegrationalisiert. Die Schaltung auf ein Minimum reduziert. Keine Apple-Find-me-Funktionalität mehr. Und den Versuch, zum Beispiel mit einem Hinterradnabenmotor dem Sortiment eine alternative Fahrcharakteristik hinzuzufügen, ausgelassen. Einige von euch sehen das womöglich weniger tragisch und freuen sich stattdessen über die neue Farbvielfalt. Irgendwo zwischen dem satten Gelb des Sunbeam Yellow, dem pastellfarbenen hellen Grün des Foam Green, seinem lilafarbenen Pendant, dem Purple Fog oder dem dunklen Evergreen dürften etliche etwas Passendes finden, die mit dem bisherigen Farbkonzept, das sich zwischen Schwarz, Grau und mattem Hellblau bewegte, wenig anfangen konnten.
Grundsätzlich könnte ihr euch ab sofort ein nagelneues S4 oder X4 sichern. Jedoch ist zu Beginn noch nicht jede Farbe lieferbar. Vanmoof erwähnt aber eine Warteliste für die jeweilige Farbe, in der ihr euch eintragen könnt. Diese Termine kommuniziert der Hersteller aktuell:
- Evergreen – seit 9. Mai 2023
- Purple Fog – Ende Mai 2023
- Sunbeam Yellow – Ende Juni 2023
- Foam Green – Ende Juli 2023
Für S4 und X4 erhältliches Zubehör von Vanmoof
Vanmoof S4 und Vanmoof X4 im Überblick:
- Rahmen: Aluminium
- Empfohlene Körpergröße – X4: 155 cm bis 190 cm
- Empfohlene Körpergröße – S4: 170 cm bis 210 cm
- Motor: Vorderradnabenmotor, 250 W
- Akku: 478 Wh
- Antrieb: automatische 2-Gang-Nabe, mechanische Automatik-Schaltung, intelligenter Geschwindigkeitssensor, Turbo-Boost
- Bremsen: Hydraulische Scheibenbremsen
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: nicht bekanntgegeben
- Gewicht: 20,3 kg (X4), 21,3 (S4)
- Farben: Evergreen, Foam Green, Pruple Fog, Sunbeam Yellow
- Preis: 2.198 Euro
Bilder: Vanmoof B.V.
Wo kann Mann das S4 kaufen?
Gibt es wieder einen Van Moof Shop in Berlin der geöffnet ist / wird?
Ich habe ein S1 das dringend zur Inspektion muss.
Danke
Hallo Norbert,
die Fragen kann dir zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nur der neue Vanmoof-Eigentümer Lavoie beantworten. In dessen letzten offiziellen Statement auf der Webseite von Vanmoof fand sich keine Aussage zum Verkauf von S4 oder X4. Auf der Webseite findest du oben in der Navigation aber den Menüpinkt „Outlet“. Dort kannst du dich anmelden und wirst dann vermutlich informiert, sobald ein S4 zum Verkauf stünde. Ansonsten kannst du dich auch bei Anbietern von wiederaufbereiten Modellen umschauen, wie Upway oder Rebike.
Ob es wieder Shops geben wird und falls ja, wann, wurde ebenfalls nicht erwähnt. Dafür aber die Absicht, ein Partnernetzwerk aufzubauen, bei dem gebrauchte Räder zur Wartung abgegeben werden können. Auch dafür bietet es sich aber vermutlich am besten an, eine Mail an Vanmoof/Lavoie zu senden.
Sportliche Grüße, Matthias