Trek, Scott, BMC und Simplon. Was vereint diese vier Fahrradhersteller miteinander? Nun, alle führen aktuell mindestens ein E-Bike in ihrem Sortiment, das auf dem im vergangenen Jahr ganz frisch vorgestellten HPR50 von TQ basiert. Der Antrieb hat auf der zurückliegenden Eurobike für mächtig Furore gesorgt. Folglich kann jede Marke mit einiger Aufmerksamkeit für seine TQ-Modelle rechnen. Davon könnte auch Bergamont etwas abhaben. Wollen die Jungs und Mädels aus St. Pauli aber anscheinend nicht. Weder fahren sie eine große Kampagne für ihr neues E-Vitess auf, noch erscheint ihr Name als einer der Anwender auf der Seite von TQ.
Woher diese Zurückhaltung rührt, bleibt offen. Eventuell geht der Hersteller einfach nur vollkommen in dem Credo auf, das er dem E-Vitess verpasst hat. Bei dem spielt das Verstecken nämlich eine zentrale Rolle. In erster Linie versteckt sich der Antrieb in dem urbanen E-Bike. Zum Beispiel durch sein geringes Volumen. Wer das Fahrrad von dessen Antriebsseite betrachtet, wird den Motor fast gar nicht mehr ausmachen können. Von der gegenüberliegenden Motorseite aus lassen sich natürlich noch die Gehäuseabdeckung sowie zwei größere Schrauben erkennen, die das Aggregat im Rahmen sichern. Fällt der Blick jedoch nicht gezielt dorthin, guckt sich der Motor quasi weg.
Klein, kleiner, unsichtbar
Ähnlich unscheinbar kommt der Akku daher. Mit einer Länge von rund sechs Zentimetern und einer Breite von rund fünf Zentimetern im Querschnitt ist er vermutlich ein Fest für jede Designabteilung, die bisher wesentlich größere Akkus gekonnt im Rahmenrohr unterbringen musste. Klar, die 360 Wattstunden an Kapazität limitieren den Aktionsradius im Vergleich zu einem PowerTube 750 natürlich spürbar. Gleichzeitig wiegt er mit etwas mehr als 1.800 Gramm weniger als die Hälfte des Topmodells von Bosch. Und da auch ein HPR50 einen Performance Line CX gewichtstechnisch deutlich abhängt, ergibt sich eine Reichweite, die viele von euch bedenkenlos durch eine komplette Woche bringen dürfte.
Gäbe es nicht die winzige Remote am Lenker und das im Oberrohr eingelassene zwei Zoll große Display, wäre das E-Vitess nur schwer von einem unmotorisierten Trekkingrad oder Cityrad zu unterscheiden. Selbst inklusive der beiden Komponenten schlagen womöglich die Herzen vieler Menschen höher, die schon länger auf ein unprätentiöses E-Bike für den Alltag gewartet haben, für das „gewöhnlich“ als größtes Kompliment gilt.
Klassische Zutaten für einen Commuter
Denn den essentiellen Teil eines Fahrrades, das im Straßenverkehr bei Wind und Wetter und zu möglichst vielen Gelegenheiten eine verlässliche Figur abgibt, arbeitet Bergamont gewohnt routiniert ab. Schutzbleche, Gepäckträger und Seitenständer vermitteln einen soliden Eindruck. Der aus Aluminium gefertigte Rahmen bietet Platz für 28 Zoll große Laufräder. Auf denen sind 55 Millimeter breite Marathon Efficiency aufgezogen. Dabei handelt es sich um den schnellsten Tourenreifen von Schwalbe. Er kombiniert die Erfahrungen des Herstellers aus dem Rennsport mit einer langlebigen Gummimischung und mehrfachem Pannenschutz. Die Breite wirkt passend, da Bergamont zugunsten des geringeren Wartungsaufwandes sich für eine Starrgabel aus Carbon entschieden hat. Da auch die Sattelstütze ungefedert ist, kommt jeder zusätzliche Millimeter an Reifenbreite dem Fahrkomfort zugute.
Je nachdem, auf welches Modell eure Wahl beim E-Vitess eventuell fällt, bestimmen neben den Reifen entweder eine Kettenschaltung oder eine Nabenschaltung mit dem Riemen von Gates den Sound des Fahrrades. Im Falle der Ausstattungsvarianten „Elite“ und „Sport“ sprechen wir über eine Kettenschaltung mit elf beziehungsweise zehn Gängen der robusten Shimano-Linkglide-Reihe. Seine „Expert“-Modelle schickt Bergamont mit einer Nabenschaltung mit fünf Gängen von Shimano auf die Reise. Das hat den bemerkenswerten Nebeneffekt, dass ausnahmsweise mal ein „Expert“ teurer ausfällt als ein „Elite“. Gibt’s auch nicht alle Tage.
Einer von der stillen Sorte
Aber wir waren bei den Fahrgeräuschen. Bei der Aufzählung fehlen die Motorgeräusche ganz bewusst. Von TQs Antrieb werdet ihr tatsächlich kaum einen Mucks hören. Was vorhanden ist, geht in der Kakophonie des Straßenverkehrs unter. Falls jemand euch einen irritierten Blick zuwerfen sollte, dann eher wegen der Vehemenz, mit der ihr an der Ampel wegzieht. Die 50 Newtonmeter klingen insbesondere für einen Mittelmotor nicht nach sonderlich viel. Angesichts des Gesamtgewichts von knapp unter 20 Kilogramm für das Fahrrad entfaltet sich die Leistung sehr wohl sportlich. Per App könnt ihr die Dynamik natürlich jederzeit nach euren Präferenzen verändern.
Zum gesamten Understatement passend, hat Bergamont das E-Vitess in eher dezentere Farben gekleidet. Mattem Khaki oder glänzendem Graubraun haften nur bedingt jugendlicher Charme an. Aber he, ihr müsst euch ja nicht unbedingt hinter der Farbe eures E-Bikes verstecken.
Bergamont E-Vitess im Überblick
- Varianten: Bergamont E-Vitess Elite Gent, Bergamont E-Vitess Expert Gent, Bergamont E-Vitess Expert Lady, Bergamont E-Vitess Sport Gent, Bergamont E-Vitess Sport Lady
- Rahmen: Aluminium
- Gabel: BGM Carbon Starrgabel
- Motor: TQ-HPR50
- Akku: TQ-HPR 360 Wh
- Display: TQ Display
- Antrieb: Shimano Deore XT Linkglide, Shimano Nexus SG-C7000-5, Shimano Deore Linkglide
- Bremsen: Tektro HD-EU 817
- Farben: Matt Rainbow Black, Matt Khaki Green, Shiny Cassis Red, Shiny Stellar Blue, Shiny Taupe Brown
- Gewicht: ab 19,5 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 130 kg
- Preise: ab 4.599
Bergamont E-Vitess Expert Gent
Bergamont E-Vitess Sport Gent
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Bilder: Bergamont Fahrrad Vertrieb GmbH