Moustache hebt seine Bikes für Trail und Enduro auf neues Level

„The only way is down. The only way is down. The only way is down. How am I gonna get back up?“ Fast ein wenig melancholisch klingt John Lingard im Refrain des Songs „Only way is down“, mit dem Moustache sein Video zum neuen Samedi 29 Game unterlegt. Verträumt trifft es vielleicht besser. In keinem Falle jedoch deprimiert. Dafür gibt es auch keinen Grund. Schließlich sitzen die gezeigten Biker auf dem, was sich als perfekte Antwort auf die Frage eignet. Sowohl runter als auch wieder hinauf geht es mit zwei neuen E-Mountainbikes des französischen Herstellers. Bergan sogar länger als jemals zuvor.

Da sind sie also, die ersten Fahrräder von Moustache mit dem neuen Smart System von Bosch. Das Samedi 29 Game und das Samedi 29 Trail wurden als Vorreiter auserkoren, bei der Umstellung vermutlich größerer Teile des Sortiments den Anfang zu machen. Ein Enduro-E-MTB und ein Trail-E-MTB. Klingt nach einer guten Wahl. Denn die neueste Entwicklungsstufe des Antriebs spielt den Vorteil des auf 750 Wattstunden angewachsenen Akkus am deutlichsten im Gelände aus. Erst recht für all diejenigen, die ihre Touren künftig verlängern oder mit noch mehr Höhenmetern ausschmücken wollen.

Entwicklungsabteilung stark gefordert

Gefühlt ließ die Neuvorstellung etwas auf sich warten. In der Zwischenzeit haben andere Mitbewerber bereits vorgelegt. Beim Blick auf das jetzige Ergebnis wird allerdings deutlich, wofür Moustache die Zeit brauchte. An allen wesentlichen Punkten hat der Hersteller Hand angelegt und großen Entwicklungsaufwand betrieben. Rahmengeometrie, Kabelführung, Akkuaufnahme, Motorintegration, Dämpfer – überall stecken Neuerungen drin.

Allem Anschein nach galt das Hauptaugenmerk dabei der Frage, wie sich der um sieben Zentimeter längere PowerTube 750 in den Rahmen integrieren und gleichzeitig das Wesen des bisherigen Fahrrades beibehalten lässt. Moustaches Antwort liest sich wie eine Gleichung aus mindestens fünf Variablen: Sitzrohrwinkel um 2,6 Grad erhöhen, Lenkwinkel um 0,2 Grad verringern, Tretlager um sieben Millimeter absenken, Oberrohr um 17 Millimeter verlängern und den Vorbau um zehn Millimeter verkürzen. Ok, die Vorbaulänge war am Ende garantiert nicht ausschlaggebend dafür, ob der Akku letztendlich hineinpasste oder nicht ? Auf Fälle entsteht der Eindruck, die beiden neuen Bikes seien um den Akku herum konstruiert worden. Eventuell kommt das der Wahrheit sogar recht nahe.

Zudem hat sich optisch etwas getan. Die Kabel verlaufen jetzt beinahe komplett innerhalb des Rahmens. Den fertigt Moustache weiterhin aus Aluminium. Im Vergleich mit dem Vorgänger ist er um 150 Gramm leichter geworden.

Eigene Lösungen für Akku und Motor

Damit der Akku sich nicht irgendwie, sondern wirklich stimmig in den Rahmen fügt, war jedoch noch mehr nötig, als ein paar Veränderungen am Reißbrett. So ist ein hauseigener Akku-Verschluss entstanden. Der fällt 25 Millimeter kürzer aus als die Originallösung von Bosch. Eine Folge dessen ist ein einfaches Herausnehmen des Akkus ganz ohne zusätzliches Werkzeug wie einen Innensechskantschlüssel oder Ähnliches. Es genügt, die Rahmenblende des Akkus mit dem Verschluss unten nahe des Tretlagers zu lösen. Danach dreht ihr eine außen am Unterrohr versenkte Sicherungsschraube heraus und entnehmt den Akku bequem mit einem Klick.

Als zweiten entscheidenden Ansatzpunkt wählte Moustache den Motor. Erneut ist die Integration selbst konzipiert und umgesetzt. Mithilfe eigener Halterungen wird der der Motor nun im Rahmen anders verankert. Seine Position hat sich im Vergleich zu den Vorgängermodellen leicht um die eigene vertikale Achse entgegen des Uhrzeigersinns gedreht. Ziel war es, ihn im selben Verhältnis zum Akku auszurichten wie bisher.

Zwei neue Halterungen bringen den Motor in die für Moustache passende Lage im Rahmen.

Update auch für Magic Grip Control

Ob die Feinarbeit am Dämpfer zum ursprünglichen Plan gehörte oder quasi als „Nebenprodukt“ mit abfiel, wissen wir nicht. Feststeht, dass Moustache auch dort nach Verbesserungen gesucht hat. Nach eigener Aussage auch erfolgreich. Der Dämpfer ist neuerdings schwimmend gelagert, wodurch sich die Reibungskräfte weiter reduzieren. Moustache verspricht ein optimiertes Ansprechvermögen sowie eine längere Haltbarkeit. Magic Grip Control, wie Moustache seinen Dämpfer nennt, soll noch mehr Magie versprühen.

Enduro-Abenteuer mit dem Moustache Samedi 29 Game

Tun kann die Komponente dies an den zwei bereits erwähnten neuen Modellen. Für ein sehr grobes Terrain bietet sich das Samedi Game 29 an. Zu den 160 Millimetern an Federweg beim Dämpfer kommen noch einmal zehn Millimeter bei der Federgabel hinzu. Bei Schaltung und Bremsen beweist Moustache seine Vorliebe für Shimano und verbaut hochwertige XTR- und XT-Gruppen. Freunde von elektronischen Schaltungen gehen hier allerdings leer aus. So klickt ihr euch ganz herkömmlich mechanisch durch die zwölf Gänge bei der Suche nach der jeweils passenden Übersetzung. Die 29 Zoll großen Laufräder runden gemeinsam mit den grobstolligen 2,5 Zoll breiten Reifen das Erscheinungsbild eines Mountainbikes ab, auf dem ihr auch vor anspruchsvollsten Abfahrten höchstens vor Anstrengung schwitzt, aber nicht vor Angst.

Beim Samedi Game 29 könnt ihr zwischen fünf Ausführungen von insgesamt vier Modellen wählen. Preislich bewegt ihr euch dabei zwischen 5.799 Euro und 8.399 Euro.

Moustache Samedi 29 Game 2022 im Überblick

• Varianten: Samedi 29 Game 5, Samedi 29 Game 7, Samedi 29 Game 9, Samedi 29 Game 11
• Motor: Bosch Performance Line CX
• Akku: Bosch PowerTube 750
• Display: Bosch Kiox 300
• Federgabel: Fox Float 38 Factory, Fox Float 38 Performance, Marzocchi Z1 Air, RockShox Domain R
• Antrieb: Shimano XTR, Shimano XT
• Bremsen: Shimano XT M8120, Shimano M6120
• Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 140 kg
• Preise: ab 5.799 Euro

Nebeneinander von neu und alt beim Moustache Samedi 29 Trail

Etwas gemäßigter kommt das Samedi Trail 29 daher. Mit dem Fahrwerk mit vorn und hinten jeweils 150 Millimetern an Federweg lässt sich allerdings auch einiges anstellen. Es fühlt sich im Anstieg leichtfüßiger als das Game an und verliert bergab kaum an Boden. Bremsen und Schaltung sind nahezu identisch. Gleiches gilt für Laufräder und Reifen. Im Gegensatz zu seinem Enduro-lastigen Geschwister hat sich Moustache beim Trail noch nicht völlig vom älterem Bosch-Antrieb verabschiedet. Mit dem Samedi 29 Trail 2 verfügt zumindest ein Modell weiterhin über dieses System. Verständlicherweise basiert das Bike auch auf dem vorherigen Rahmen. Auch die übrige technische Ausstattung fällt etwas bescheidener aus. Dafür kostet es aber auch 900 Euro weniger als das günstigste Modell der Saison 2022.

Moustache Samedi 29 Trail 2022 im Überblick

• Varianten: Samedi 29 Trail 2, Samedi 29 Trail 5, Samedi 29 Trail 7, Samedi 29 Trail 9, Samedi 29 Trail 11
• Motor: Bosch Performance Line CX
• Akku: Bosch PowerTube 750, Bosch PowerTube 625
• Display: Bosch Kiox 300, Bosch Purion
• Federgabel: Fox Float 36 Factory, Fox Float 36 Performance, Marzocchi Z1 Air, RockShox 35 Gold RL, RochShox 35 Silver R
• Antrieb: Shimano XTR, Shimano XT, Shimano Deore
• Bremsen: Shimano XT M8120, Shimano M6120, Shimano MT420/MT410
• Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 140 kg
• Preise: ab 4.799 Euro

Vom Samedi Trail 29 und dem Samedi Game 29 gibt es in jeder Ausstattungsvariante vier Rahmengrößen von S bis XL. Laut Hersteller soll der Verkauf im Mai 2022 starten. Bis dahin könnt ihr ja mal in weitere Songs von John Lingard reinhören.

Bilder: Moustache Bikes SAS Cycle Me