Frisch akquiriertes Kapital, eine neue Produktionsstätte und die Eröffnung weiterer Showrooms – mit diesen Neuigkeiten hatte Ampler in den vergangenen Monaten seine Wachstumsambitionen für die nähere Zukunft unterstrichen. Nun erweitert der in Estland beheimatete Hersteller auch seine Modellpalette. Mit dem Ampler Juna und dem Ampler Axel gesellen sich zwei urbane E-Bikes zur bisherigen Flotte.
In der entsprechenden Pressemitteilung spricht Ampler mit Blick auf das Juna vom bisher komfortabelsten Fahrrad, dass man auf den Markt gebracht habe. Die Geometrie des Rahmens unterstütze eine entspannte, aufrechte Sitzposition. Einen sportlicheren Charakter kennzeichne dagegen das flinke Pendler-E-Bike Axel, das zu Menschen mit einem aktiven Lebensstil passe.
Zurückhaltung als Markenkern
Bei nüchterner Betrachtung der Neuzugänge und dem Verzicht auf unausweichliche Marketingsprache fällt in jedem Falle auf, dass Ampler seinen bisher eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt. Wie die bereits erhältlichen Modelle Stellar, Curt und Strout handelt es sich bei Juna und Axel um E-Bikes, die ohne großes Aufsehen zu erregen euch zuverlässig durch die Stadt bringen wollen. Und wenn dabei niemandem auffällt, dass ihr auf einem E-Bike unterwegs seid, umso besser.
Massive Rahmenrohre, auffällige Motoren, unvermeidliche Displays am Lenker und großflächige Schriftzüge sucht ihr an E-Bikes von Ampler vergeblich. Offensichtlich versucht der Hersteller sogar noch ein wenig spartanischer zu werden, als er eh schon ist. So verzichten Juna und Axel zum Beispiel auf eine Gangschaltung. Stattdessen gibt es mit dem Singlespeed eine einzige Übersetzung, die euch mithilfe des Motors in unterschiedlicher Frequenz vorantreibt. Keine Schaltung – das spart nicht nur Zeit durch eine weniger aufwändigere Wartung, sondern auch Gewicht. Mit rund 16,5 Kilogramm bewegen sich Juna und Axel eindeutig in einer der unteren Gewichtsklassen, die für E-Bikes gelten. Natürlich auch dank ihrer aus Aluminium gefertigten Rahmen.
An die Konzepte der bisherigen Bikes knüpfen ebenfalls die 27,5 Zoll großen Laufräder an. Der Unterschied zu den sonst verwandten Versionen in 28 Zoll fällt marginal aus. Ampler nutzt den geringeren Umfang, um bei der Reifenbreite etwas draufzupacken. Von 42 Millimetern geht es hier hinauf auf 50 Millimeter. Die sollen ganz klar den Fahrkomfort etwas erhöhen. Denn auch an den Starrgabeln wird nicht gerüttelt.
Prädikat „neu“ absolut verdient
Suggeriert diese erste Bestandsaufnahme ein wenig, dass es sich bei den Neuvorstellungen lediglich um ein Doppelpack der Marke „Alles beim Alten“ handele, zeigt der Rahmen, wie viel sich tatsächlich getan hat. Ampler hat das Herzstück der Fahrräder von Grund auf neu entwickelt. Für den Hersteller markiert das Update nicht weniger als die Geburtsstunde der zweiten Generation seiner E-Bikes. Dafür habe man über Jahre hinweg eigene Fahrerfahrungen festgehalten, Erkenntnisse aus der Produktion und der Wartung der Räder gesammelt sowie das Feedback der eigenen Community ausgewertet.
Ein Resultat dieses Prozesses sind die beim Juna und Axel fast komplett im Rahmen verlegten Kabel. Der Einschaltknopf für den E-Antrieb ist vom Sitzrohr an die Unterseite des Oberrohres gewandert. Bei den erwähnten älteren Modellen sitzt er relativ nahe des Tretlagers, was erstens nicht sonderlich bequem zu erreichen ist und zweitens ihn schneller verdrecken lässt.
Stilistisch gelungene Bedieneinheit
An der Oberseite des Oberrohrs ist ein sehr dezentes Display in den Rahmen eingelassen. Allein dass es jetzt ein Display gibt, ist bereits ein Gewinn. Dass es derart schlüssig eingefügt werden konnte, sehen wir als eines der Highlights der neuen Modelle an. Es liefert euch grundlegende Informationen zu euren Fahrten, zeigt die verbleibende Akkureichweite an und dient zur Steuerung von Licht und Unterstützungsstufen.
Am Hinterradnabenmotor selbst hat Ampler weniger grundlegend Dinge verändert. Die Dauernennleistung von 250 Watt sowie das Drehmoment von 45 Newtonmetern sind bekannte Werte. Wichtig für die Motorsteuerung bleibt weiterhin der im Tretlager verbaute Drehmomentsensor. Er bestimmt den Grad der Unterstützung, die der Motor euch zusätzlich zu eurer Muskelkraft schenkt.
Ungefähr eine Wochenration
Als Akku-Lieferant kommt anscheinend erneut LG zum Zuge. Zumindest legen das die kommunizierten Daten nahe. Auch beim Juna und beim Axel ist er fest im Unterrohr verbaut und nur von Fachleuchten zu Wartungszecken zu entnehmen. Eventuell haben einige von euch auf einen entnehmbaren Akku getippt, wenn von Ampler wie jetzt etwas Neues erscheint. Da eine solche Rahmenkonstruktion mehr Volumen und mehr Gewicht bedeuten würde, wollte der Hersteller augenscheinlich lieber bei seiner bewährten Lösung bleiben. Die Kapazität von 336 Wattstunden ist für Reichweiten zwischen 50 Kilometern und 100 Kilometern gut. Für realistisch hält Ampler durchschnittlich etwa 70 Kilometer. Dafür hängt er mit 2,5 Stunden auch nicht ewig am Ladegerät, um komplett von null auf 100 Prozent geladen zu sein.
Sicherheit für Fahrrad und Fahrende
Fahren im urbanen Raum heißt oftmals auch Fahren mit der Angst. Gemeint ist die Angst vor einem Diebstahl. Ampler möchte euch einen Teil dieser Angst nehmen und hat sowohl dem Juna als auch dem Axel eine GPS-Funktion spendiert. Mithilfe der Ampler-App könnt ihr diese Bikes jederzeit orten und erhaltet ein Signal auf das Gerät eurer Wahl, wenn jemand das Fahrrad im abgeschlossenen Zustand bewegt. Für die App soll es in Kürze ein Update von größerem Umfang geben. Dann solltet ihr den Einschaltknopf am E-Bike sperren lassen können. Das ersetzt zwar kein herkömmliches Fahrradschloss, wird aber hoffentlich den Dieben ausreichend an Motivation rauben.
Schön wirken auf den Bildern die in die Schutzbleche integrierten Rücklichter. Die warten sogar mit einer Bremslichtfunktion auf. Vorn verbaut Ampler mit dem IQ-XS von Busch&Müller einen hochwertigeren Scheinwerfer als bei den anderen Modellen, der aufgrund seiner kompakten Abmessungen perfekt zum Understatement des gesamten Bikes passt. Schade ist dagegen, dass sowohl am Juna als auch am Axel kein Gepäckträger zur Serienausstattung gehört. Gerade an einem City-E-Bike wäre das durchaus angebracht gewesen. Die Option besteht allerdings. Genauso wie die für eine Anhängerkupplung.
Für Klein und Groß, aber nicht beide zusammen
Etwas merkwürdig wird es, wenn ihr auf die Rahmengrößen des Juna schaut. Erhältlich sind die Größen XS und S, die Ampler für Menschen mit einer Körpergröße zwischen 150 Zentimetern und 162 Zentimetern respektive 163 Zentimetern und 174 Zentimetern empfiehlt. Bemerkenswert, dass endlich mal ein Hersteller auch an Menschen von geringerem Wuchs denkt. Gleichzeitig stellt sich die Frage, warum bereits bei 174 Zentimetern Schluss ist? Zumal Ampler bei dem Rahmen des Juna von einem Tiefeinsteiger spricht, der typischerweise für alle Geschlechter gleichermaßen gedacht ist. Wir sehen im Juna zwar eher ein Fahrrad mit Trapezrahmen, aber das ist Ansichtssache. Egal, ob tiefer Einstieg oder Trapez – ein solches E-Bike wollen sicher auch Großgewachsene fahren. Denen bleibt aktuell nur das Stellar, wenn sie ein Bike von Ampler mit ähnlichem Rahmen nutzen wollen.
Zum Vergleich: Das Axel eignet sich nach Ansicht von Ampler für Menschen mit einer Körpergröße zwischen 172 Zentimetern und 200 Zentimetern, aufgeteilt in die Rahmengrößen M und L. Hier gibt es nach oben raus viel Luft. Dafür gucken kleinere Menschen in die Röhre. Was lernen wir daraus? Für jeweils 2.590 Euro bietet Ampler echt Einiges, das kann sich wirklich sehen lassen. Ist für jeden etwas dabei? Nein, eher nicht.
Die Neuheiten von Ampler für 2022 im Überblick
- Varianten: Ampler Juna; Ampler Axel
- Motor: Ampler-Hinterradnabenmotor mit integrierter Verkleidung
- Akku: Ampler, 336 Wh
- Display: im Oberrohr integriert
- Gabel: Aluminium
- Antrieb: Singlespeed
- Bremsen: hydraulische Scheibenbremsen mit zwei Bremskolben
- Maximal zugelassenes Gesamtgewicht: 120 kg
Bilder: Ampler Bikes OÜ
Wie schwer ist Stella und welche Leistung hat der Motor?
Hallo,
der Nabenmotor ist mit einem Drehmoment von 45 Newtonmetern und einer Leistung von 250 Watt angegeben. Auf seiner Internetseite nennt Ampler ein Gewicht von 17,8 Kilogramm, schreibt jedoch nicht dazu, ob dies für die Rahmengröße S oder M gilt.
Sportliche Grüße, Matthias
Hersteller der Bremsen wäre interessant zu wissen!!!