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Yamaha legt den Schalter um und baut bald eigene E-Bikes

S-Pedelec B01 von Yamaha in der Frontalansicht

Paukenschlag in der Fahrradbranche: Unter dem Motto „Switch on“ hat Yamaha Motor Europe heute verkündet, als Hersteller eigener E-Bikes in den Markt einzutreten. Dies gab Eric de Seynes Präsident und CEO von Yamaha Motor Europe in einem Video bekannt, das auf mehreren Social-Media-Plattformen veröffentlicht wurde. Demnach soll noch in diesem Jahr die Produktion erster Modelle beginnen.

Logo der Initiative Switch On von Yamaha

Logo der Initiative Switch On von Yamaha

Die Zeit ist reif

In dem Video spricht Yamaha vollmundig einer neuen Ära der Elektromobilität, die jetzt beginne. Defacto ist das Unternehmen aus Japan seit vielen Jahren fester Bestandteil dieser Form der Fortbewegung. Auf Motoren und Akkus von Yamaha greifen zahlreiche E-Bike-Hersteller zurück. Dazu zählen beispielsweise Haibike, Giant, Liv, Ghost, BH Bikes, Winora, Batavus, R Raymon, GasGas und Lapierre.

Nach den Worten von Clément Villet, Smart Powered Vehicles Director Yamaha Motor Europe, sei jedoch jetzt der richtige Zeitpunkt, auf der Grundlage des umfangreichen eigenen Wissens nicht nur eine E-Bikes-System, sondern komplettes E-Bike unter der Marke zu fertigen. Gezeigt wurden insgesamt vier Fahrräder, drei Pedelecs und ein S-Pedelec.

Futuristisches Spaßmobil B01

Eric de Seynes ließ es sich dabei nicht nehmen, das S-Pedelec mit dem etwas kryptischen Namen „B01“ höchst persönlich zu präsentieren. Durch seine ungewöhnliche Rahmenkonstruktion und die enorm breiten Reifen sticht es aus den vorgestellten E-Bikes deutlich hervor. Unverkennbar verschmelzen hier Charakterzüge eines Motorollers mit denen eines herkömmlichen Fahrrades. Auf den ersten Blick bleibt ein wenig fraglich, wo sich später einmal Gepäck unterbringen ließe. So wirkt es erst einmal für Gefährt, das sich hauptsächlich dem Fahrspaß verpflichtet fühlt. Mit welchen Komponenten das B01 künftig ausgestattet sein wird, kam nicht zur Sprache. In der Frontalansicht ist zumindest im Video der M99-Frontscheinwerfer von Supernova erkennbar. Hoffentlich halten die übrigen Teile da qualitativ mit.

S-Pedelec B01 von Yamaha

S-Pedelec B01 von Yamaha

Yamaha stellt unmissverständlich klar, dass es sich bei dem Bike um weit mehr als ein bloßes Concept Bike handele. Das B01 soll sehr wohl in Serie gehen. Eric de Seynes nannte des Beginns des Jahres 2023 als Startpunkt für die Produktion. Maßgeblich an dem S-Pedelec mitgewirkt hat übrigens der italienische Motorenhersteller Fantic Motor. Der stellt nicht nur selbst E-Bikes her, sondern dürfte große Anteile am sportlichen Design gehabt haben.

Routiniertes Trio

Mit den weiteren drei E-Bikes bewegt sich Yamaha auf größtenteils bekanntem Terrain. Ein vollgefedertes E-Mountainbike, ein E-Bike für das Fahren in urbaner Umgebung sowie ein E-Gravelbike sind nicht nur gängige Fahrradtypen, sondern vor allem welche, für die das Unternehmen bereits jetzt Motoren und Akkus fertigt. Nur eben im Auftrag derer, die künftig zu eigenen direkten Mitbewerbern werden.

Ob diese Fahrräder ebenfalls schon festen Namen verliehen bekommen haben, wurde in der Präsentation nicht hundertprozentig klar. Das Fully wurde zum Beispiel als Yamaha All-Mountain angekündigt. An dem selbst entwickelten Rahmen fänden sich Komponenten mehrerer Premium-Hersteller, sagte Clément Villet. Was das konkret für die Schaltung, Bremsen, Federgabel, das Fahrwerk und die Laufräder bedeutet, ließ er offen. Eindeutig identifizierbar waren nur die Reifen von Maxxis.

Idee klar, konkrete Ausgestaltung nicht gänzlich

Zum Gravelbike, einfach als Yamaha Gravel tituliert, fiel die Beschreibung merklich kürzer aus. Es eigne sich mehr für längere Fahrten. Soso. Anhand der Bilder lässt sich immerhin auf eine gefederte Sattelstütze, einen Antrieb mit nur einem Kettenblatt sowie Aufnahmen für zwei Trinkflaschen am Rahmen schließen.

E-Gravelbike von Yamaha

E-Gravelbike von Yamaha

Ähnlich kurz wurde das City-E-Bike umrissen, das Clément Villet lediglich „Urban Bike“ nannte. Warum auch immer gab sich Yamaha hier weniger Mühe, aus den installierten Komponenten ein Geheimnis zu machen. So war eine Federgabel von SR Suntour aus der NEX-Reihe verbaut, die einen Federweg von ungefähr 80 Millimeter bietet. Der Lenker kommt voraussichtlich mit ergonomisch geformten Griffen, die kleine Lenkerenden aufweisen. Auch wenn das Bike ohne Schutzbleche und Gepäckträger montiert auf der Bühne stand, so verraten die entsprechenden Aufnahmen am Rahmen, dass der Anbau dieser Teile künftig möglich sein wird und von Yamaha für verschiedene Versionen dieses Modells vermutlich auch vorgesehen ist.

Urbanes E-Bike von Yamaha

Urbanes E-Bike von Yamaha

Nächste Neuigkeiten in wenigen Monaten

Mehr über die genauen Spezifikationen möchte Yamaha im Sommer dieses Jahres sagen. Zudem sollen einschlägige Fahrradmedien sollen Exemplare vorab zum Testen erhalten. Alle E-Bikes werde man innerhalb der nächsten zwölf Monate in den Showrooms vom Yamaha sehen können, hieß es. Eventuell bereits ab der zweiten Hälfte dieses Jahres. Wobei Clément Villet ausdrücklich „sichtbar“ sagte und eben nicht „erhältlich“.

Initiative Switch On von Yamaha

Neben den drei E-Bikes und dem S-Pedelec zeigte Yamaha außerdem zwei neue Elektroroller, die das Unternehmen ebenfalls unter eigenem Namen bauen möchte.

Nordamerika als Wegweiser?

Nach diesem ersten Einblick in das, was Yamaha vorhat, bleiben also doch etliche Fragen offen. Antworten liefert eventuell ein Blick in die USA. Dort vertreibt Yamaha seit mehreren Jahren komplette E-Bikes unter dem eigenen Namen. Die Prototypen eines Teils der jetzt erhältlichen Modelle hatte Yamaha bereits 2017 auf der Interbike in Las Vegas vorgestellt. Dort gab es damals mehrere E-Bikes zu sehen, vom E-MTB über ein E-Gravelbike bis hin zu einem Trekking-E-Bike. Im Grunde ziemlich genau die Fahrradtypen, die jetzt für den europäischen Markt angekündigt wurden. Die 2017 auf der Messe ausgestellten Systems basierten auf den damals aktuellen PW-X-Motoren und am Unterrohr angebrachten Rahmenakkus.

Das heutige Sortiment für Nordamerika kommt etwas moderner daher. In den Kategorien „Fitness/Lifestyle“, „All Roads“ und „Mountain“ finden sich zehn Modelle. Die hochwertigsten von ihnen sind mit den Motoren PW-X2 oder PW-ST ausgestattet und verfügen über einen im Unterrohr integrierten Akku. Bemerkenswert ist, dass keiner von denen mehr als 500 Wattstunden an Kapazität bietet. Bei einer Anpassung an europäische Erwartungen dürfte Yamaha dies vermutlich nach oben hin korrigieren.

Mal sehen, wie das in den kommenden Monaten weitergeht. Wir bleiben für euch auf alle Fälle am Ball.

 

Bilder: Yamaha Motor Europe

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