An sich dürfte gar nichts passieren. Schließlich sind Fahrradfahrende im Straßenverkehr von einer 1,5 Meter großen Schutzhülle umgeben. Nur hat die zwei große Nachteile: Erstens reicht sie nur Seite des vorbeifließenden Verkehrs hin. Und zweitens ist sie lediglich theoretischer Natur. In der Realität ignorieren Autofahrende diesen Mindestabstand tagtäglich und fahren beim Überholen zu nah an Fahrradfahrenden vorbei. Die Folge sind Beinahe-Unfälle – oder Schlimmeres. Einen Beweis für das Geschehene haben diejenigen auf dem Fahrrad hinterher oftmals nicht. Ein Start-up aus Leipzig möchte das mit seiner Dashcam für Fahrräder ändern.
Ab sofort alles im Blick
Äußerlich wirkt die Dashbike wie ein etwas größeres Rücklicht, das an den Sattelstreben montiert wird. Logisch. Schließlich ist die Dashbike eben auch ein LED-Rücklicht, das mit maximal 70 Lumen den sich von hinten nähernden Verkehr auf euch aufmerksam macht. Hauptsächlich steckt im Gehäuse jedoch eine Kamera mit einem Objektiv, das einen Winkel von 120 Grad erfasst. Dazu kommen noch diverse Sensoren. Ein 9-Achsen Beschleunigungssensor registriert energische Bremsmanöver und mögliche Stürze. Aus welcher Richtung sich Fahrzeuge euch nähern, ermittelt ein akustischer Sensor. Und der verbautet GPS-Sensor sorgt dafür, dass sich bei den Aufzeichnungen später auch genau bestimmen lässt, von welchem Punkt die Aufnahmen stammen.
Dashbike misst vollautomatisch mithilfe eines redundanten Systems. Zunächst ermittelt der Akustiksensor, in welchem Abstand Fahrzeuge euch auf dem Fahrrad überholen. Das geschieht unabhängig davon, ob es sich um einen Pkw, Lkw, ein Motorrad, ein Fahrrad, ein Scooter oder etwas anderes handelt. Einen Unfall kann jedes davon verursachen. Anschließend erfasst eine zweite optische Messung, aus welcher Richtung sich das Fahrzeug nähert. Solltet ihr selbst einem Fahrzeug zu nahekommen, registriert Dashbike dies also auch.
Dauerhaft filmen, aber nicht speichern
Wird der Mindestabstand zu einem Fahrzeug unterschritten oder kommt es zu einem Sturz, ist Dashbike so programmiert, dass es eine 20 Sekunden lange Sequenz vor diesem Ereignis dauerhaft speichert. Mit dem Bildmaterial lassen sich Unfälle und regelwidrige Überholvorgänge im Nachgang belegen. Bei der Datenspeicherung bedient sich Dashfactory, der Hersteller von Dashbike, eines technischen Kniffs. Grundsätzlich filmt die Kamera nämlich dauerhaft und legt die Daten auf einem Ringspeicher ab. Der wird jedoch permanent überschrieben und damit immer wieder gelöscht. Selbst Dashfactory kann nicht auf ihn zugreifen. Nur im Falle der beiden zuvor beschriebenen Ereignisse werden die Aufzeichnungen von dem flüchtigen auf den dauerhaften Speicher übertragen. Dann ist die Aufnahme inklusive der Meta-Daten wie GPS und Uhrzeit permanent auf einer SD-Karte gesichert. Aufgrund dieser Vorgehensweise entspricht Dashbike bundesdeutschen Datenschutzbestimmungen.
Zugreifen könnt ihr auf die jeweiligen Daten recht einfach. In Dashbike integriert sind eine Bluetooth- und WLAN-Schnittstelle. Nach einer Fahrt verbindet ihr das Gerät mit der App und findet eine Auflistung aller als relevant eingestuften Ereignisse. Abgelegt werden außerdem grundlegende Parameter wie die zurückgelegte Strecke oder die Durchschnittsgeschwindigkeit.
Schnell anschrauben, lange nutzen
Anbringen lässt sich die Kamera dank einer Halterung am Sattel oder der Sattelstütze. Die Aufnahme ist kompatibel mit den Systemen von GoPro und Garmin. Für die Installation müsst ihr keine explizite Mindesthöhe beachten. In der Regel sollte sich jeder Ort in der Nähe des Sattels eignen. Aufgrund der integrierten Kamera und sämtlicher Elektronik wiegt Dashbike mehr als ein herkömmliches mit Akku betriebenes Rücklicht. Die 82 Gramm sind allerdings nur fünf Gramm mehr als zum Beispiel die Fly6 von Cycliq, eine weitere Dashcam mit Rücklicht.
Serienmäßig gehört zu Dashbike eine 16 GB fassende SD-Speicherkarte. Darauf passen maximal vier Stunden an Filmmaterial in einer Auflösung von 1.600 x 1.200 Pixel, sprich HD-Qualität. Aufgezeichnet wird generell mit einer Frequenz von 30 Bildern pro Sekunde. Der Akku des Gerätes soll bis zu sechs Stunden an Laufzeit gewährleisten.
Bald serienmäßig am E-Bike verbaut?
Wem das nicht genügt, der kann Dashbike an eine externe Stromquelle wie eine Powerbank anschließen und so noch mehr herausholen. Dashfactory tüftelt aber auch schon jetzt an einem Anschluss an die Stromversorgung eines E-Bikes. Das Unternehmen kooperiert dafür unter anderem mit Juggernaut. Der US-amerikanische Hersteller von E-Cargobikes ist Partner bei dem Versuch, Dashbike dauerhaft in ein E-Bike zu integrieren. Würde dies gelingen, wäre das sicher eine Komponente, für die sich auch weitere Fahrradhersteller interessieren dürften.
Darüber hinaus verfolgt Dashfactory Pläne für eine Dashcam, die vom Lenker aus den Verkehr beobachtet. Nach eigener Aussage soll es das nächste Produkt des Unternehmens werden und voraussichtlich 2023 auf den Markt kommen. Von der Funktionalität her wird das auf ein ähnliches Level wie bei Dashbike hinauslaufen.
Bekannte Probleme
Das Interesse allein für die Version mit dem Rücklicht ist unübersehbar. Für den Hersteller sogar teilweise überwältigend. Dashfactory litt und leidet immer noch unter der weltweiten Knappheit an Chips und anderen Bauteilen. Offensichtlich mussten einige derjenigen, die im vergangenen Jahr im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter eine Vorbestellung platziert hatten, länger als ursprünglich angekündigt auf ihr Exemplar warten. Wer heute bestellt, kommt um eine Lieferfrist von zwei bis drei Monaten nicht umhin. Dafür gibt es im Moment einen kleinen Preisnachlass. Statt der üblichen 229 Euro kostet Dashbike gerade nur 219 Euro.
Bilder: Dashfactory GmbH
Die Lieferfrist ist auch nicht mehr existent. Es wird jetzt auf unbestimmt verschoben. online wird die KW9 2023 erwähnt. Die Kickstarter Backer bekommen/bekamen auch keine anderen Informationen. Schade!
Am 13.07.2021 wurde das Projekt auf Kickstarter erfolgreich finanziert, ich habe mitfinanziert und habe bis heute noch kein Gerät erhalten. Leider ist die Kommunikation von Dashbike sehr schlecht!
Bisher nur Prototypen und keine Auslieferung. Seit 08/2021. Auf der eurobike in Frankfurt auch keine Aussagen.
Das Geld nist ehr on den Sand gesetzt.Den Open Bike Sensor gibt es schon https://www.mission-miteinander.de/projekte/adfc-vile-obenbikesensor
Bisher wurde vermutlich keine einzige Dashbike an Kunden oder Kickstarter Baker ausgeliefert. Andauernd wird der Liefertermin verschoben, teils mit den kuriosesten Ausreden. Der aktuelle Liefertermin würde auf 2023 verschoben. Das sind deutlich mehr als 2-3 Monate.
Heute wurde der Lieferzeitpunkt auf März 2023 verschoben.
Die Dashbike hat keine Zulassung im Sinne der STVZO! Durch das Blinklicht ist eine Zulassung auch nicht Möglich.
Hallo Riccardo,
du hast vollkommen Recht, die Dashbike hat derzeit keine offizielle Zulassung als Rücklicht für den Verkehr auf deutschen Straßen vom Kraftfahr-Bundesamt. Auf deinen Hinweis hin haben wir unseren Beitrag diesbezüglich korrigiert. Wer mit der Kamera im Dauerlichtmodus fährt, verhält sich jedoch korrekt. Um die Sicherheitsfeatures der Kamera zu nutzen, könntest du alternativ das Licht der Kamera ausschalten und zusätzlich ein Rücklicht mit StVZO-Zulassung verwenden.
Sportliche Grüße
Matthias