Darf ich mit einem Hochdruckreiniger dem Dreck an meinem E-Bike zu Leibe rücken? Gefühlt gibt es bei diesem Thema mindestens so viele Meinungen wie Putzmittel auf dem Markt. Frühlingsbeginn, Frühjahrsputz, Start der Bikesaison – es gibt reichlich Gründe, das Thema etwas genauer zu beleuchten.
Hochdruckreiniger. Gute Idee beim E-Bike?
Lieber an der Tanke vorbeifahren?
Niederdruckreiniger ein Mittel der Wahl?
Hochdruckreiniger. Gute Idee beim E-Bike?
Wer rigoros vom Hochdruckreiniger abrät, tut dies nicht grundlos. Meist kommen die folgenden fünf Argumente ins Spiel:
1. Zu hoher Druck
Unter Hochdruckreinigern werden oftmals diejenigen verstanden, die ihr an einer Tankstelle oder Waschanlage antrefft. Bei denen tritt das Wasser mitunter mit einem Druck von 100 bis 120 Bar aus der Lanze. Unter einer solchen Belastung gelangen das Wasser selbst als auch Dreck vom Fahrrad in Lager und Dichtungen. Über kurz oder lang dürft ihr dann einen neuen Mitfahrer auf euren Touren begrüßen – Gevatter Rost.
2. Fette und Co. lösen sich
Gleichzeitig spült der Wasserstrahl Dinge aus eurem Bike, die ihr lieber drinnen haben wollt. Gemeint sind die diversen Schmierstoffe, wie Fette oder Montagepasten. Löst sich auf diese Weise zum Beispiel Fett aus Lagern, ist der Ärger vorprogrammiert. Oder besser das Knarzen und Knacken. Gut möglich, dass die Lager alsbald schwergängiger laufen.
3. Aus Rollen wird Stottern
Sind die Schmierstoffe weg, ist der Weg frei für Schutz aller Art. Es kann durchaus überraschend sein, wie wenig davon sich zwischen Laufbahn und Kugeln von Lagern festsetzen muss, um anschließend beiden dauerhaft zu schaden. Tobt sich der Verschleißteufel richtig aus, hilft nur Ersatz.
4. Was genau abspülen?
Viele Komponenten des Bikes vertragen keine Behandlung mit einem Hochdruckreiniger. Zu empfindlich sind beispielsweise diverse Lager, der Steuersatz, Dichtungen etwa von Dämpfern und Federgabeln, die Naben und die Kette. Ok, dann wenigstens den Rahmen wieder zum Glänzen bringen? Auch das kann ordentlich in die Hose gehen. Nicht jeder Lack und jeder Aufkleber übersteht eine solche Aktion schadlos. Und ob euer Bike das abhält, wisst ihr verlässlich erst hinterher.
5. Sonderfall E-Bike
Beim Reinigen zeigt sich, dass in E-Bike eben doch kein Fahrrad wie jedes andere ist. Stecker und elektrischen Verbindungen finden sie einfach nicht an etlichen herkömmlichen Fahrrädern. Erst recht kein Akku. Einige Komponenten rund um den elektrischen Antrieb vertragen keinen direkt auf sie gerichteten Hochdruckstrahl.
Lieber an der Tanke vorbeifahren?
Generell kommen beim Reinigen eines E-Bikes mit einem Hochdruckreiniger an einer Tankstelle weitere Einschränkungen hinzu. In der Regel findet ihr dort keine passenden Bürstenaufsätze, die sich für das Fahrrad eignen. Was vorhanden ist, fällt zu groß und zu hart aus. Abhängig von den Gegebenheiten vor Ort, steht euer Fahrrad eventuell nicht stabil genug oder zu kurze Schläuche verhindern, dass ihr genügend Abstand zum Bike halten könnt.
Eine Gefahr anderer Art droht übrigens noch aus einer Richtung, an die ihr womöglich gar nicht denkt. Unter den Fahrradherstellern gibt es einige, die wenig von der Putzaktion mit einem Hochdruckreiniger halten. Stellt sich innerhalb des Gewährleistungszeitraums ein Problem an eurem E-Bike ein, dessen Ursache in dieser Art der Reinigung liegt, erlöschen gegebenenfalls eure Ansprüche auf Erstattung.
Niederdruckreiniger ein Mittel der Wahl?
Was aber tun, wenn man partout nicht der Typ für das sehr empfehlenswerte aber eben auch enorm zeitintensive Ritual mit Eimer, Schwamm und Lappen ist? Niederdruckreiniger können hier eine Alternative sein.
Sie sind speziell für das Reinigen von Fahrrädern und anderen Dingen aus Haushalt und Garten konzipiert. Um euer Bike erfolgreich auch unter einer dicken Schmutzschicht wieder hervorzuzaubern, bieten sie diverse Vorteile:
1. Regulierbarer Wasserdruck
An den meisten Modellen könnt ihr einstellen, mit wieviel Bar der Wasserstrahl aus der Lanze austritt. In der Regel bewegt sich das irgendwo zwischen fünf Bar und 20 Bar. Als Richtwert für euch: Der Wasserdruck an einer normalen Trinkwasserleitung beträgt gewöhnlich rund fünf Bar.
2. Verschiedene Strahlbilder
Wasserstrahl ist nicht gleich Wasserstrahl. Je nach Verschmutzungsgrad und dem zu reinigenden Teil an eurem Bike, empfehlen sich unterschiedliche Einstellungen. Am besten ist ein stufenloser Übergang zwischen punktuell für die hartnäckige Kruste und der Dusche für das schonende Abspülen.
3. Allzeit gewappnet
Bei Niederdruckreinigern handelt es sich typischerweise um mobile Lösungen. Das heißt, die meisten haben einen eigenen Wassertank und einen Akku. Manche beziehen den Strom auch über einen Anschluss an den Zigarettenanzünder im Auto. Auf Rollen und mit Henkeln versehen, lassen sich sie recht bequem beinahe überall hin mitnehmen. Fahrt ihr zum Beispiel mit dem Auto zum Startpunkt eurer Fahrradtour, könnt ihr die Bikes direkt nach der Tour abspülen. So erspart ihr euch vielleicht das zusätzliche Reinigen des Kofferraums.
Bosch Fontus: Spritzig und mobil
Einer dieser Niederdruckreiniger ist der Fontus von Bosch. In der aktuellsten Variante ist ein passender Akku inklusive. Bei diesem Gerät könnt ihr den Wasserdruck in drei Stufen einstellen: niedrig, mittel und Turbo. Dazu dient ein auffälliger roter Drehschalter an der oberen Stirnseite. Die oberste Stellung bedeutet „niedrig“, die unterste „Turbo“.
An der Spitze der Lanze des Reinigers befindet sich eine Düse. Mithilfe dieser lässt sich der Wasserstrahl regulieren. Das geht zwar nicht stufenlos. Immerhin bietet der Fontus aber vier verschiedene Spritzmuster:
- Punktstrahl
- 15°-Fächerstrahl
- 50°-Fächerstrahl
- Duschstrahl
Dank seiner kompakten Abmessungen passt der Fontus in etliche Kofferräume. Mit einem Leergewicht von fast zehn Kilogramm zählt er nicht unbedingt zu den Leichtgewichten unter diesen Outdoor-Reinigungsgeräten. Allerdings erleichtern die großen Räder und der Griff den Transport.
Bosch Fontus im Detail:
- Druck: max. 15 Bar
- Tankvolumen: 15 l
- Akkuleistung: 18 V; 2,5 Ah
- Maße (B x H x T): 645 x 395 x 320 mm
- Leergewicht: 9,5 kg
- Lieferumfang: Spritzpistole, SmartBrush, Schlauch (4 m), Wasserfilter, 1 Akkupack, Ladegerät
- Preis: 269 Euro
Unabhängig davon, für welche Variante ihr euch am Ende entscheidet, hier noch zwei grundlegende Tipps von uns für das Reinigen eines E-Bikes:
- Entnehmt vor dem Reinigen am besten Akku und Display. Mag zwar nicht in jedem Falle notwendig sein. Wer das tut, beugt aber unliebsamen Überraschungen vor.
- Trocknet nach dem Putzen die Kontaktstellen für beide Komponenten. So vermeidet ihr einen Kurzschluss und Ähnliches. Zum Trocknen genügt ein einfaches Tuch.
Bilder: Robert Bosch Power Tools GmbH
Ich hab mehrere Reiniger im Einsatz, leider auch einen von Kärcher. Ich glaube, es ist der K5. Deren Druckschlauch ist eine Katastrophe. Total sperrig und nach dem Gebrauch so gut wie nicht zu verstauen. Für mich ist es unbegreiflich wie es Kärcher geschafft hat, quasi zum Synonym für Hochdruckreiniger zu werden.
Gut finde ich die Reiniger von Kränzle und von Stihl.