Nachdem die Mitbewerber Yamaha und Bosch vorgelegt hatten, zieht nun Shimano nach. Der Fahrrad-Riese präsentiert sein neues Spitzenmodell unter den E-Bike-Motoren – den EP8. Damit möchten die Japaner vor allem den Markt der E-Mountainbikes ordentlich durcheinanderwirbeln. Vom Vorgängermodell, dem Shimano Steps E-8000, hat er die charakteristischen Kühlrippen geerbt. Ein paar davon finden sich jetzt auch auf der Nicht-Antriebsseite. Ansonsten hat der EP8 merklich abgespeckt. Bei rund 2,6 Kilogramm bleibt nun die Waage stehen. Der 2016 eingeführte E-8000 wog fast 300 Gramm mehr.
1. Magnesium statt Aluminium
2. Bewusste Nähe zum herkömmlichen Bike
3. Mehr? Weniger? Genauso viel.
4. Detaillierte Motorabstimmung möglich
5. Widerstand ist natürlich
6. Neues und Gewohntes am Cockpit
7. Fazit: Shimano EP8 mit überzeugender Premiere
1. Magnesium statt Aluminium
Hauptursache für dieses Minus ist das neue Gehäuse. Bisher war das aus Aluminium gefertigt. Nun verwendet Shimano eine entsprechend leichtere Magnesiumlegierung. Erfreulicher Nebeneffekt des Materialwechsels: Der EP8 gibt seine Wärme deutlich besser nach außen ab. Für euch bedeutet das einen zuverlässigeren Dauerbetrieb unter Volllast, zum Beispiel an langen, extrem steilen Rampen. Für Schutz vor Überhitzung ist also gesorgt. Alles andere soll ein erstmals werkseitig verbautes Motorcover aus Plastik abhalten.
Kühlrippen am neuen EP8 von Shimano
Rippen auf der Nicht-Antriebsseite des Motors
Leichter heißt im Falle des neuen Motors auch gleichzeitig schlanker. Rund zehn Prozent an Volumen hat der EP8 gegenüber dem E-8000 verloren. Damit verbessern sich die Karten von Shimano gegenüber den E-Bike-Herstellern, die nach einer möglichst unauffälligen, formschönen Integration des Motors in das Fahrrad streben. Und welcher Hersteller tut das nicht?
Neues Motorcover aus Plastik
Eventuell wählen Hersteller später andere Cover
2. Bewusste Nähe zum herkömmlichen Bike
Gleichzeitig beweist Shimano ein gutes Gespür für die Details, an denen man lieber nicht zu viel herumfeilen sollte. So ist trotz der geringeren Abmessungen der Q-Faktor mit 177 Millimetern konstant geblieben. Das ist nach wie vor exakt die Breite einer XT-Gruppe herkömmlicher Bikes. Wer also zwischen zwei Rädern mit unterschiedlichen Konzepten pendelt, wird das gleiche vertraute Gefühl beim Treten verspüren. Dafür ist die Kurbel innerhalb des Motors neu konstruiert worden. Die Kröpfung der Hollowtech-Achse hat sich verändert. Außerdem gibt es außen auf der Welle keinen zusätzlichen Spacer mehr. Sprich, ein Bauteil weniger, das euch mit einem lästigen Knarzen nerven könnte.
3. Mehr? Weniger? Genauso viel.
Kaum ein Gespräch über Motoren kommt derzeit ohne den Punkt des Drehmoments aus. Zumindest laut Datenblatt steht Shimano den anderen Anbietern in nichts nach. Die angegebenen 85 Newtonmeter sorgen für ein allgemeines Patt im aktuellen Wettstreit um die maximale Durchzugskraft. Wie das die jeweiligen Fahrradhersteller dann auf den Untergrund bekommen, bleibt abzuwarten. Verlässliche Vergleiche lassen sich derzeit nur zum Vorgänger, dem E-8000, ziehen. Und da schneidet der EP8 deutlich leiser ab. Seine Geräuschkulisse entspricht ungefähr der des E-7000, obwohl er deutlich leistungsstärker ist.
4. Detaillierte Motorabstimmung möglich
Mit dem maximalen Drehmoment könnt ihr in den Unterstützungsmodi Boost und Trail rechnen. Genauer gesagt, könnt ihr das sogar exakt einstellen. Denn für den EP8 lässt sich das Drehmoment in den verschiedenen Modi anpassen. Das Gleiche gilt für die prozentuale Unterstützung des Motors als auch für die Anfahrcharakteristik. Im Eco-Modus sind dagegen die Grenzen enger gefasst, sodass ihr dort nicht bis an die Höchstwerte herankommt. Das ist ja bei dieser Stufe aber auch nicht gewollt.
Übrigens, die unterschiedlichen Einstellungen lassen sich in separaten Profilen speichern. Auf diese Weise könnt ihr die Fahrcharakteristik für verschiedene Strecken immer wieder schnell abrufen. Oder ihr legt für ein und dasselbe Bike die Profile für unterschiedliche Fahrerinnen und Fahrer an. Leider seid ihr da momentan noch auf zwei Profile begrenzt.
5. Widerstand ist natürlich
Hinter kraftvoll könnt ihr jedoch gedanklich einen Haken setzen. Bleibt noch die Frage, wie harmonisch sich das Ganze anfühlt. Laut Shimano schaltet der EP8 wesentlich sanfter als bisher der E-8000 ab, sobald ihr die neuralgische Geschwindigkeit von 25 km/h erreicht. Es soll keinen abrupten Bremseffekt geben. Alles ist auf ein Tretverhalten ausgerichtet, das sich möglichst natürlich anfühlt.
Apropos natürlich. Erfreulich offen spricht Shimano den internen Tretwiderstand an. An anderer Stelle wird ja auch schon einmal so getan, als gäbe es so etwas gar nicht. Kurbelgarnitur und E-Antrieb erzeugen gemeinsam aber sehr wohl einen Widerstand. Diesen hat Shimano nach eigenen Angaben noch einmal um 36 Prozent verringern können. Als Vergleichsgröße gilt dabei der E-8000.
6. Neues und Gewohntes am Cockpit
In puncto Software halt sich also einiges getan. Am Lenker gibt der EP8 ein vertrautes Bild ab. Das Display ist das bereits bekannte Steps-Display. Von dessen Rückseite gehen jetzt schmalere Kabel aus. Neben dem linken Lenkergriff ist der Schalter für die Motosteuerung angebracht. Seine beiden Mulden für die Finger sind stärker ausgearbeitet als bisher. Dank des definierteren Druckpunktes spürt ihr auch unter Fingerhandschuhen deutlich den Schaltenvorgang. Die Bedieneinheit verfügt neuerdings über ein Kabel, dessen Länge ihr verändern könnt. Somit gibt es keine unnötigen Längen, die ihr irgendwo herumschlingen oder sonst wie cachiert werden müsst.
Shimano EP8 mit bekanntem Steps-Display
Von der Rückseite des Displays ausgehende dünnere Kabel
Filigrane Mulden für die Finger an der Bedieneinheit
Klicken signalisiert akustisch erfolgreichen Schaltvorgang
7. Fazit: Shimano EP8 mit überzeugender Premiere
Kleiner, leichter, gut integrierbar, trotzdem leistungsstark und einigen wichtigen Details verbessert – unter dem Strich hinterlässt der neue EP8-Motor von Shimano einen hervorragenden Eindruck. Die Kombination sowohl mit Intube-Akkus als auch mit Varianten, die am Rahmen befestigt sind, ist gegeben. Mit der Zeit wird sich auch die Frage der Haltbarkeit beantworten. Da hatte Shimano in der Vergangenheit nicht immer überzeugen können. Gut möglich, dass der EP8 dieses Urteil ein Stück weit korrigieren kann.
Also. Habe mein brandneues Centurion mit EP 8 Motor heute zum ersten Mal ausgeführt. Tolles Drehmoment, alles soweit bergauf super und harmonisch. Bei einer leichten Steigung gabe es deutliche Regelungsprobleme bei 25 km/h, so als ob der Antrieb nicht wüßte, ob er jetzt unterstützen oder abschalten soll. Jetzt kommt es noch schöner: bei leichtem bergab, wo ich mit meinem Bio-Bike ca. 30 km/h ohne jedes Problem fahre, kam ich auch mit kräftigem Treten nicht über 27-28 km/h. Mein Freund, der mitfuhr, hatte mit seinem Step 8000er Motor keine Probleme – keine Chance, mit ihm BERGAB gleich zu ziehen. Wir haben die Räder getauscht und jetzt hatte er keine Chance, mit mir mitzukommen. Auch das Ebike meiner Frau mit dem Bosch CX-Motor zeigt nicht so ein Verhalten. Der EP 8 Motor bremst beim Treten über 25 km/h. Morgen stelle ich es meinem Händler wieder hin.